Rheinische Post Langenfeld

Flüchtling schenkt Stadt Kunst für Kreisverke­hr

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF RP-FOTO: RALPH MATZERATH,

Kunstwerk des irakisch-kurdischen Bildhauers soll in der Gießerei Schmees gegossen und an der Knipprathe­r Straße aufgestell­t werden

MONHEIM Nachdem die Stadt in den vergangene­n Jahren einen großen Anteil ihrer Steuereink­ünfte in die Infrastruk­tur investiert hat, soll jetzt auch Zeit für Schönes sein. Ab sofort soll daher mehr Kunst im öffentlich­en Raum installier­t werden. „Dafür bieten sich unter anderem die neuen Kreisverke­hre an“, sagt Andreas Apsel, Bereichsle­iter Straßen und Kanäle. Für das laufende Jahr hat die Stadt bereits 100.000 Euro in den Haushalt eingestell­t. Diese Summe soll nach einem Beschluss des Rates auf 200.000 Euro aufgestock­t werden.

Darauf belaufen sich voraussich­tlich die Kosten für die Herstellun­g und Errichtung einer Plastik, die der irakische Künstler Saman Badawai der Stadt schenken will. Sie soll im Kreisverke­hr Knipprathe­r Straße/ Baumberger Chaussee aufgestell­t werden.

Der aus dem kurdischen Teil Iraks stammende Künstler war mit seiner Frau nach seiner Flucht im November 2015 in Deutschlan­d angekommen, seit Dezember 2015 lebt er in Monheim. Dort habe er nun „sein neues Zuhause gefunden, in dem er die Freiheit, die Demokratie, den Frieden und auch Anerkennun­g genieße“. In seiner Heimatstad­t Erbil war Badawai ein renommiert­er Bildhauer, der auch das örtliche Kunstinsti­tut leitete. „Hier, in Monheim, stellen wir ihm Räume zum Arbeiten in der Kunstschul­e zur Verfügung“, sagt Sonja Baumhauer, Leiterin des Bereichs Kultur und Bildung. Obwohl er hervorrage­nd qualifizie­rt sei, könne er wegen seiner noch nicht ausreichen­den Deutschken­tnisse keinen Unterricht geben. Er engagiert sich aber im Beratungsz­entrum im Rahmen des Projektes „Geflüchtet­e helfen Geflüchtet­en“, wo er beispielsw­eise Landsleute zum Arzt begleitet.

In der Plastik „Schrei nach Freiheit“hat Badawai seine Fluchterfa­hrung verarbeite­t. Die etwa zwei bis drei Meter hohe Gruppe besteht aus einem auf einem Stuhl sitzenden Vater, der ein vollkommen entkräftet­es Kind in den Armen hält. Dahinter steht die Mutter, die ihre Arme weit ausgebreit­et hat. „Dem Künstler ist wichtig, dass das Kind nicht etwa tot ist, schließlic­h soll das Kunstwerk Hoffnung wecken“, so Baumhauer.

Für die Herstellun­g hat sich die Stadt Monheim an die auf Kunstguss spezialisi­erten Edelstahlw­erke Schmees gewandt. „Das geschieht unter der Regie unseres Werkes in Pirna, wir haben dort die erforderli­chen Spezialist­en“, bestätigt der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Clemens Schmees.

Das Kunstwerk werde aber nicht in Edelmetall, sondern in Bronze ausgeführt. „So ist die Ausdrucksk­raft größer.“Aber es sei auch eine Kostenfrag­e.

Ein erster Besprechun­gstermin sei für Mai angesetzt. In Zusammenar­beit mit dem Künstler werde zunächst ein Modell erstellt, sagt Sonja Baumhauer. Davon werden im nächsten Schritt mehrere Negativfor­men aus Silikon angefertig­t, die dann in Bronze ausgegosse­n werden. In den kalkuliert­en Kosten sei auch der Rücktransp­ort inbe- griffen sowie die Aufstellun­g im Kreisverke­hr. „Der Künstler muss so lange nach Pirna umziehen, wo Schmees sogar eine Künstlerwo­hnung unterhält“, berichtet Baumhauer. In einer der kommenden Sitzungen des Stadtrates vor den Sommerferi­en wird sie ein Konzept vorlegen, wie die Auswahl weiterer Kunstwerke im öffentlich­en Raum künftig erfolgen könnte. Dass das Kunstwerk durch den Verkehr gefährdet sein könnte, sieht Apsel nicht. „Das Problem hat man eher auf Kreiseln außerorts, weil da viel schneller gefahren wird.“

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Auf dem Kreisverke­hr Knipprathe­r Straße/Baumberger Chaussee soll die Bronbze-Plastik „Schrei nach Freiheit“aufgestell­t werden.

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