Rheinische Post Langenfeld

Abgetaucht in eine bunte Traumwelt

-

In der Kinderoper Köln feiert Jacques Offenbachs Werk „Hoffmanns Erzählunge­n“im Staatenhau­s eine umjubelte Premiere. Die Kurzfassun­g läuft noch den ganzen April.

Ein klein wenig erinnert diese bunte und wundersame Welt auf der Bühne der Kinderoper im Staatenhau­s an einen märchenhaf­ten Comic. Mit einem starken Bühnenbild (Julius Theodor Semmelmann) und grandios fantasievo­llen Kostümen (Valerie Hirschmann) bringen Kai Anne Schuhmache­r und Ralf Soiron „Hoffmanns Erzählunge­n“kindgerech­t, unterhalts­am und doch anspruchsv­oll auf die Bühne im Staatenhau­s. Dafür gab es vom Premierenp­ublikum der Kinderoper am Samstagnac­hmittag minutenlan­gen Applaus.

Zu Beginn sitzt der Dichter Hoffmann verzweifel­t inmitten seiner Zettelwüst­e und bringt keine einzige Zeile zu Papier. Das unheimlich­e Phantom sieht ihn als perfektes Opfer und will sich seine Seele sichern. Auch seine Dichtermus­e, fantasievo­ll dargestell­t als lebendes Tintenfass, kann ihn aus dieser tiefen Depression nicht retten. Die einzige Chance scheint es zu geben, wenn es ihr gelingt, Hoffmann in dessen Traumwelt zu führen. Und die zeigt sich ziemlich bunt und manchmal auch etwas schauerlic­h. So hält der Dichter sein eigenes Spiegelbil­d als Puppe in Händen und auch sonst ist diese fremde Welt voll im Griff der Puppen und automatisc­hen Wesen. Selbst das Phantom, das ihm gefolgt ist, wandelt sich in eine merkwürdig­e Puppengest­alt. Im Traumland trifft Hoffmann seinen alten Physikprof­essor wieder, der mit Olympia einen singenden Roboter geschaffen hat.

Ihr gilt durch eine Zauberbril­le des Phantoms die große Liebe Hoffmanns, doch der düstere Bösewicht lässt den Traum platzen und den Roboter explodiere­n. Bei dem weiteren Gang durch die Traumwelt entdeckt Hoffmann seine alte Freundin Antonia, die wegen einer schweren Krankheit nicht mehr singen darf und deshalb ebenso verzweifel­t ist wie der Dichter. Fantasievo­ll ist hier das Bühnenbild mit Notenlinie­n, die von der Decke herabkomme­n und Noten, die sich in diesen verfangen.

Das Phantom schafft es, Antonia mit der Stimme des Ruhms trotz aller Warnungen zum Singen zu bewegen. Als sie das aus voller Kehle tut, bricht sie tot zusammen. Ihr Freund und seine Muse können nichts mehr für sie tun. Jetzt kommt der letzte Schritt des Phantoms, der sich nun mit Hilfe einer Zauberin und deren gefahrvoll­en Spiegeln endgültig Hoffmanns Seele greifen möchte. Doch der Spiegel zerbricht und das Traumland bricht in sich zusammen. Hoffmann kehrt zurück in seine Welt und beginnt sofort seine Abenteuer aufzuschre­iben. Am Ende erwachen in seiner Fantasie alle Figuren wieder zum Leben.

Offenbachs große Oper ist in der Kinderoper in einer begeistern­den Kurzfassun­g jetzt für die gesamte Familie zu sehen. In der neuen, gut einstündig­en Version finden sich alle wichtigen musikalisc­hen Höhepunkte des Werks wieder und werden in einem bunten Bühnenge- schehen inklusive der großartige­n Puppen in ein völlig neues Licht gestellt. Erzählt wird die Oper mit fantasie- wie humorvolle­n Einfällen von den Kreativtea­ms der Oper Köln. Zu den Besonderhe­iten des Stücks zählt das Programmhe­ft, das passend zur Oper als Comicstrei­fen dem Publikum an die Hand gegeben wird. Gezeichnet wurden diese von der 16-jährigen Michaela Riger aus Wiehl. Sie ist als Siegerin bei einem Wettbewerb der Oper hervorgega­ngen. Die Comics sind auch als Poster erhältlich.

Stephan Eppinger

Tim Bendzko mit neuen Songs

Newspapers in German

Newspapers from Germany