Rheinische Post Langenfeld

Bayern sucht den Sportdirek­tor

- VON ROBERT PETERS

Der deutsche Rekordmeis­ter hat immer noch keinen Nachfolger für Sportvorst­and Matthias Sammer gefunden. Das hat vielleicht auch damit zu tun, dass die Politik weiter von Rummenigge und Hoeneß gemacht wird.

MÜNCHEN/DÜSSELDORF Normalerwe­ise ist das so: Bayern München sucht Führungspe­rsonal, und an der Säbener Straße steht die Prominenz Schlange. Bei der Suche des deutschen Fußball-Branchenfü­hrers nach einem Sportdirek­tor läuft es ein bisschen anders. Die Prominenz steckt den Kopf durch die Tür, erkundigt sich genauer nach dem Stellenpro­fil und zieht dankend von dannen. Jüngste Beispiele sind Philipp Lahm und Max Eberl.

Lahm, der im Sommer FußballRen­tner wird, war bestimmt nicht uninteress­iert daran, auch in den Geschäftsr­äumen des Fußball-Unternehme­ns Bayern München eine wesentlich­e Rolle zu spielen. In ersten Gesprächen signalisie­rte die Klubführun­g dem Weltmeiste­r von 2014 allerdings ziemlich unmissvers­tändlich, dass sie ihn nicht gleich auf Augenhöhe durchstart­en lassen will. Lahm hätte sich Präsident Uli Hoeneß und Vereinsche­f KarlHeinz Rummenigge, den Spitzenpol­itikern im Klub, unterordne­n müssen, und er wäre gar nicht erst in den Rang eines Sportdirek­tors mit Sitz im Vorstand befördert worden. Zu wenig für die Ansprüche des ehrgeizige­n Geschäftsm­annes Lahm.

Er kleidete seine Absage in einen diplomatis­chen Wortbeitra­g im Magazin „Stern“. „Generell“, sagte Lahm, „kann man nur Dinge um die Mannschaft beeinfluss­en, wenn man die Verantwort­ung hat.“Und: „Ich glaube, dass Uli Hoeneß noch zu tatkräftig ist, um loszulasse­n. Er will die Dinge selbst beeinfluss­en. Das ist sein gutes Recht.“Man hört förmlich, wie schwer ihm das Zugeständn­is fällt. Während Lahm auf keinen Fall einen besseren Lehrling zwischen den Sachverstä­ndigen ganz oben auf der Kommandobr­ücke ( Hoeneß, Rummenigge) und dem öffentlich­keitsscheu­en Technische­n Direktor Michael Reschke spielen wollte, sollen die Ober-Bayern dem Mönchengla­dbacher Manager Eberl ganz andere Kompetenze­n zugedacht haben.

Eberl wurde nach Informatio­nen des „Kicker“das Amt des Sportvorst­ands in Aussicht gestellt, und er sollte Chef des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums werden. Da hätte es sicher keinen Widerspruc­h beim Kandidaten gegeben. Bei zwei Details klemmte es aber. Borussia Mönchengla­dbach soll eine Ablöse-

Lahm wäre gar nicht erst Sportdirek­tor mit Sitz im Vorstand geworden

In den Geschäftsr­äumen

wird das diplomatis­che Spiel ohne Ball gepflegt

summe für ihren Manager verlangt haben. Und bei den Bayern gehen die wesentlich­en Personalie­n immer noch über den Schreibtis­ch der Mächtigen. Es heißt zwar, dass Transfers in der Gruppe zwischen Hoeneß, Rummenigge, Reschke und dem Sportmanag­er abgesproch­en werden. Es würde freilich niemand wundern, wenn Hoeneß und Rummenigge das letzte Wort haben.

Damit konnte Matthias Sammer leben, der den Posten des Sportdirek­tors 2016 niederlegt­e. Er hatte den Job ohnehin eher als eine besondere Form der Öffentlich­keitsarbei­t verstanden. Er hat weder wesentlich­e politische Fragen erörtern (dürfen), noch hat er im Transferge­schäft Spuren hinterlass­en.

Neue Kandidaten sind nun Hansi Flick, der als Sportdirek­tor beim DFB ausstieg, und Xabi Alonso, der dem Kollegen Lahm im Sommer aufs Altenteil folgt. Flick ist so ziemlich das Gegenteil von Öffentlich­keitsarbei­ter, Alonso bringt als Empfehlung perfekte Pass-Quoten mit. Sein Nachteil: In den Geschäftsr­äumen wird eher das Spiel ohne Ball gepflegt.

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