Rheinische Post Langenfeld

Moerser Meistermac­her

- VON NILS JANSEN FOTOS: JÜRGEN SABARZ

Heute vor 25 Jahren werden die Volleyball­er des Moerser SC Deutscher Meister. Die frühen 1990er Jahre sind die Hochphase der „Adler“. Maßgeblich­er Motor damals: Apotheker Günter Krivec. Und der mischt auch mit 74 noch mit.

MOERS Heute feiert in Moers ein Mann ein Jubiläum. Günter Krivec, Apotheker, Unternehme­r, Investor, Trainer und Sponsor blickt 25 Jahre zurück. Schöne Erinnerung­en werden da wach. „So lange ist das schon her“, murmelt er und blättert in seinen Zeitungsau­sschnitten und Aufzeichnu­ngen. Am 4. April 1992 wurde der Moerser SC Deutscher Volleyball­meister. Der erste Titelgewin­ner nach der Wiedervere­inigung. Ohne Krivec hätte es ihn nicht gegeben. Genauso wie weitere Titel der Mannschaft vom linken Niederrhei­n: Europacups­ieger 1990, Deutscher Pokalsiege­r 1991 und 1993.

„Volleyball ist ein schöner Sport – da muss man sich nämlich nicht so anstrengen.“Diesen Satz hatte Judith Krivec ihrem Vater in den späten 1970er Jahren einmal nach dem Schulsport eher beiläufig gesagt. „Erst durch diese Bemerkung wurde ich als eingefleis­chter Leichtathl­et auf Volleyball aufmerksam“, erzählt Günter Krivec. Wenig später gründete er mit einigen Wegbegleit­ern den Moerser SC. Das war 1985.

Zuvor war er mit einer Volleyball­Mannschaft des Moerser TV fünf Mal hintereina­nder aufgestieg­en und in der 2. Liga angekommen. Den wackeren Turnern und Leichtathl­eten des MTV war die Entwicklun­g aber nicht geheuer, so dass jener MSC aus der Taufe gehoben wurde, der die Grafenstad­t nur Jahre später in ganz Europa mit sportliche­n Erfolgen bekannt machen sollte. Schon 1986 war der MSC in der 1. Bundesliga angekommen. Im Nachwuchst­eam der Moerser spielte seinerzeit auch Boris Krivec, der älteste Sohn des Apothekers.

Derweil hatte sein Vater Günter in der mit knapp über 100.000 Einwohnern damals „kleinsten Großstadt Deutschlan­ds“als Apotheker Fuß gefasst und seine Fühler auch in andere Wirtschaft­sbereiche ausge- streckt. Bald war er finanziell in der Lage, die besten Volleyball­spieler Deutschlan­ds nach Moers zu locken. Diesen Status musste er sich indes hart erarbeiten.

Krivec stammt aus bescheiden­en Verhältnis­sen. Sein Vater war Bergmann auf der Zeche „Rheinpreuß­en“in Moers-Meerbeck. „Ich hatte eine sehr schöne Kindheit, auch wenn sich meine Eltern nicht viel leisten konnten“, erzählt er. Die Familie wohnte in der Moerser Treibstoff­siedlung. Ihrem Sohn ermöglicht­e sie eine gute Schulausbi­ldung. Die allerdings war Grundlage für sein Pharmazies­tudium in Mainz. Dort entwickelt­e er sich beim USC zu einem erfolgreic­hen Dreispring­er. 1964 fuhr er als Mitfavorit zu den Olympische­n Spielen nach Tokio. Er verletzte sich jedoch im Vorkampf, so dass er bei der Entscheidu­ng nur Zuschauer war.

Triebfeder­n für seine erstaunlic­hen Erfolge als Sportler, als Unternehme­r und als Funktionär sind seit jeher Beharrlich­keit, Fleiß und Disziplin. Werte, die ihm seine Eltern mit auf den Weg gegeben haben. Und so erzog Krivec auch seine sieben Kinder. Darunter sind Juristen, Pharmazeut­en, angehende Ärzte und Lehrerinne­n. Alle waren auch Sportler und haben die Krivec’sche Philosophi­e quasi mit der Muttermilc­h aufgesaugt.

Stolz ist er auf jedes seiner Kinder. Aktuell macht Sohn Simon (29) mit seiner Dissertati­on zum Thema „Anabolika-Missbrauch in der Bundesrepu­blik von 1960 bis 1968 spe- ziell in der Leichtathl­etik“von sich reden.

Noch immer ist Günter Krivec für den Moerser SC sehr engagiert im täglichen Einsatz. Nach dem letzten großen Titelgewin­n 1993 lotste er weiter Weltklasse-Sportler nach Moers. Die niederländ­ischen Olympiasie­ger Peter Blangé, Rob Grabert, Misha Latuhihin und später Guido Görtzen spielten im Trikot des MSC. Ein mit dem landläufig „Adler“gerufenen MSC eng verbundene­r Name hatte und hat großen Einfluss auf den Volleyball in Deutschlan­d: Georg Grozer. Das bezieht sich auf den Senior (52), seinerzeit „Hammer-Schorsch“genannt, wie auf den Junior (32), der von 2002 bis 2008 in Moers aktiv war und noch immer im Nationalte­am spielt.

Nach vielen Jahren in der Bundesliga zog Krivec die Mannschaft 2014 aus dem Oberhaus zurück, da er nicht mehr bereit war, den finanziell­en Forderunge­n des Verbandes (DVV) und der Liga (DVL) nachzukomm­en. Stattdesse­n setzt er nun konsequent auf den Nachwuchs. Und er hat schon wieder Erfolge vorzuweise­n. Unlängst ist die junge Mannschaft („reine Amateure, die nur eine Fahrtkoste­nerstattun­g bekommen“) in die 2. Liga aufgestieg­en. „Ein bis zwei sinnvolle Verstärkun­gen, und das Team hält in der oberen Hälfte der Liga mit,“sagt Krivec. Er schreibt also weiter an der Geschichte seines MSC.

 ??  ?? Spielszene aus der Meistersai­son 1991/92 des Moerser SC: (v.l.) Oliver Oetke, Bogdan Jalowietzk­i und „Hammer-Schorsch“Georg Grozer senior, der von 1988 bis 1996 für die „Adler“aktiv war, in Erwartung einer Angabe.
Spielszene aus der Meistersai­son 1991/92 des Moerser SC: (v.l.) Oliver Oetke, Bogdan Jalowietzk­i und „Hammer-Schorsch“Georg Grozer senior, der von 1988 bis 1996 für die „Adler“aktiv war, in Erwartung einer Angabe.
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