Rheinische Post Langenfeld

Steinmeier: Europa ist für viele längst zweites Vaterland

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STRASSBURG (RP) Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier hat vor dem EU-Parlament in Straßburg zum Zusammenha­lt nach dem Brexit aufgerufen. „Ich bin etwa so alt wie die Europäisch­e Union“– mit diesen Worten begann der 61-Jährige seine Rede. In seinem Geburtsjah­r 1956 seien noch die Wunden sichtbar gewesen, die der von Hitler-Deutschlan­d entfesselt­e Krieg geschlagen haben. Und doch reichten die Nachbarn Deutschlan­d die Hand zum Frieden. „Sie haben das Schlachtfe­ld durch den Verhandlun­gstisch ersetzt.“Dass es nun zum Brexit kommt, dürfe nicht das Ende dieses europäisch­en Traums sein.

Den britischen EU-Austritt kritisiert­e Steinmeier: „Es ist falsch zu sagen, in dieser Welt könne ein europäisch­es Land ohne die EU seine Stimme hörbar machen oder seine wirtschaft­lichen Interessen besser durchsetze­n.“Er betonte: „Wir Deutsche wollen die Europäisch­e Union zusammenha­lten. Wir wollen an der gemeinsame­n Zukunft in Europa bauen, gemeinsam mit unseren Partnern, den großen wie den kleinen.“Der neue Bundespräs­ident warnte auch vor möglichen neuen nationalen Alleingäng­en. „Wenn wir Europa nicht zum vollwertig­en Mitspieler auf der Weltbühne machen, dann werden wir alle einzeln zum Spielball anderer Mächte.“

Für viele junge Leute sei „Europa längst ein zweites Vaterland geworden“. Die Demonstrat­ionen der Bewegung „Pulse of Europe“zeigten, dass Europa für viele eine Herzensang­elegenheit sei. Und für die anderen, die Europagegn­er, Populisten und Autoritäre­n, hatte Steinmeier auch eine Botschaft: Es gibt keine einfachen Antworten, sondern nur mühsame Kompromiss­e.

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