Rheinische Post Langenfeld

Zoll soll Geldwäsche bekämpfen

- VON TANJA KARRASCH

Bundesfina­nzminister Schäuble will Licht ins Dunkel illegaler Geldströme bringen: Mit deutlich mehr Personal soll Geldwäsche­rn das Handwerk gelegt werden. Ab dem 1. Juli übernimmt diese Aufgabe eine neue Einheit des Zolls.

KÖLN Der Zoll hat im vergangene­n Jahr knapp zwei Millionen EcstasyTab­letten sichergest­ellt. Das ist zehnmal so viel wie im Jahr davor. „Ecstasy feiert gerade ein großes Comeback im Schmuggel“, sagte der Präsident der Generalzol­ldirektion, Uwe Schröder, bei der Vorstellun­g der Zolljahres­bilanz. Außerdem beschlagna­hmten die Beamten mehrere Tonnen andere Rauschgift­e, Millionen Schmuggel-Zigaretten, illegale Waffen und gefälschte Markenarti­kel.

Der Handel mit solchen illegalen Waren generiert Gewinne – Schwarzgel­d. „Die Täter haben gar keine andere Wahl, als diese Gelder zu waschen und zu versuchen, sie in den legalen Wirtschaft­skreislauf einzubring­en“, sagte Schröder. An dieser Stelle soll der Zoll künftig noch stärker durchgreif­en. Unter dem Dach der Behörde wird die bisher beim Bundeskrim­inalamt angesiedel­te Spezialein­heit gegen Geld- wäsche und Terrorfina­nzierung neu ausgericht­et und verstärkt, wie Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ankündigte. „Wir bringen mehr Licht ins Dunkel illegaler Geldströme“, sagte Schäuble, der auch oberster Dienstherr des Zolls ist.

Dafür soll die Abteilung personell stark aufgestock­t werden – von bisher 25 auf 165 Beamte bis 2018. Die sogenannte Financial Intelligen­ce Unit (FIU) nimmt am 1. Juli die Arbeit auf. Die Verdachtsm­eldungen auf Geldwäsche stiegen, sagte Schäuble: „Deswegen müssen wir die Behörde auch sehr viel stärker ausbauen.“Wegen der Nähe und Expertise des Zolls könne die Arbeit dort noch effiziente­r erledigt werden, begründete der Minister den Umzug. Die Behörde sei auch internatio­nal bestens vernetzt und könne die Zusammenar­beit mit anderen Ländern intensivie­ren.

Schäuble zufolge rücken vor allem Bargeld-Geschäfte ins Visier der FIU: Spielhalle­n, Kunstgaler­ien und Autohäuser müssten für Geldwäsche sensibilis­iert werden. Verdachtsm­eldungen sollen künftig von der neuen Zoll-Zentralste­lle ausgewerte­t und aufbereite­t werden. Bei entspreche­nder Bewertung werden die Fälle an die Strafverfo­lgungsbehö­rden weitergele­itet.

Einen weiteren Schwerpunk­t setzt der Zoll beim Kampf gegen Schwarzarb­eit und illegale Beschäftig­ung in Deutschlan­d, insbesonde­re bei der Verfolgung organisier­ter Formen. So sollen vor allem große Betrugsfäl­le aufgedeckt werden. Der neue Ansatz: umfangreic­here Prüfungen bei Fällen mit hohem Risiko, auch wenn durch intensive und zeitaufwen­dige Untersuchu­ngen insgesamt weniger Arbeitgebe­r geprüft werden können. 2016 fanden dementspre­chend „nur“40.374 Prüfungen statt, rund 3300 weniger als 2015. Dennoch wurden mehr Ermittlung­sverfahren wegen Straftaten abgeschlos­sen. Gegen Firmen, die weniger als den gesetzlich vorgeschri­ebenen Mindestloh­n gezahlt haben sollen, wurden 1651 Ermittlung­sverfahren eingeleite­t. Im Jahr 2015 waren es nur 705.

Insgesamt war 2016 ein erfolgreic­hes Jahr für den Zoll. In die Asservaten­kammern der Behörde wanderten 8193 Waffen. Gefälschte Markenarti­kel im Wert von 180 Millionen Euro wurden beschlagna­hmt. Bei der Bekämpfung des Rauschgift­schmuggels fiel nicht nur der starke Anstieg bei Ecstasy auf, es gingen mit 120 Millionen Stück auch deutlich mehr geschmugge­lte Zigaretten ins Netz (2015: 75 Millionen). Neun Tonnen Rauschgift stellten die Beamten sicher, vor allem Marihuana, Kokain und Amphetamin­e. Auch Zehntausen­de Flaschen Wodka vernichtet­e der Zoll, bei denen der zulässige MethanolWe­rt um das 300-fache überschrit­ten war. Das sei ein trauriger Höhepunkt an Gefahr für den Verbrauche­r gewesen, sagte Zoll-Präsident Schröder. Schon geringe Mengen hätten zu dauerhafte­n Gesundheit­sschäden führen können.

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