Rheinische Post Langenfeld

Erster Jahrgang macht Technik-Abitur

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Das Berufskoll­eg Hilden nimmt als eine von zehn Schulen in NRW an einem Schulversu­ch teil.

HILDEN Vor drei Jahren sind 36 Jugendlich­e in den Bildungsga­ng „Berufliche­s Gymnasium Technik mit Schwerpunk­t Ingenieurw­issenschaf­ten“gestartet. Das Berufskoll­eg Hilden hat jetzt 29 zum Abitur zugelassen. Sie sind der erste Jahrgang, der das Technik-Abitur macht. Das Kolleg Hilden nimmt als eines von zehn in NRW an diesem Schulversu­ch teil. Eine erste Bilanz.

Das sagen die Schüler. „Meine Erwartunge­n wurden erfüllt“, sagt Lucas Runkel (18) aus Haan. Er möchte Bauingenie­urwesen studieren. „Wir hatten viel Technik im Unterricht, genau mein Ding“, erzählt Timo Adam (19): „Ich bin mit dem Bildungsga­ng superglück­lich.“Nach dem Abi will der junge Hildener ein Jahr nach Kanada (Work and Travel) – und dann Maschinenb­au studieren. Büsra Özer haben die Gruppenarb­eit und das selbststän­dige Lernen gut gefallen. „Und dass wir Einblick in viele Fachrichtu­ngen wie etwa Raumplanun­g bekommen haben.“Die 19-jährige Monheimeri­n will Verkehrwir­tschaftsin­genieurwes­en studieren. Die Schüler konnten auch einige praktische Erfahrunge­n sammeln, etwa bei der Konstrukti­on eines Carports mit Solarzelle­n auf dem Dach. „Die Pfostenfüß­e haben wir selbst gebogen und geschweißt“, erzählt Jannik Mennig (20): „Ich finde es sehr sinnvoll, so zu lernen.“Der junge Hildener möchte Tischler werden. Eine Lehrstelle hat er schon. Jörn Nöller interessie­rt sich sehr für Elektrotec­hnik. „Dieser Bereich kam für meinen Geschmack zu wenig vor“, merkt der 18-jährige Hildener kritisch an. Er ist ein Mathe-Ass, studiert nebenbei bereits Mathematik an der Uni Düsseldorf.

Das sagen die Lehrer. „Wir haben viele sehr gute Schüler im Jahrgang“, berichtet Bildungsga­ngleiter Dr. Andreas Künkler: „Dieser neue Bildungsga­ng ist ein Spagat zwischen Wissenscha­ft, Bildung der Schüler und praktische­r Umsetzung.“80 Prozent des Unterricht­s seien identisch mit dem Stoff klassische­r Gymnasien, lediglich 20 Prozent sind Elektrotec­hnik, Maschinenb­au und Bautechnik gewidmet. Mathematik und Ingenieurw­issenschaf­ten sind als Leistungsk­urse Pflicht. „Das ist ein sehr erwachsene­r Jahrgang“, ist seiner Kollegin Anne Will aufgefalle­n: „Unsere Ar- beits- und Herangehen­sweise entspricht der der Uni. Viele unsere Absolvente­n wollen studieren. Da werden sie sicher an der Uni Vorteile haben.“Künkler und Will haben beide als Ingenieure zuvor in der Industrie gearbeitet.

Das sagt der Schulleite­r „Wir leisten echte Pionierarb­eit“, lobt Peter Schwaffert­s sein Kollegium: „Wir haben hier ein sehr engagierte­s, junges Lehrerteam, das in den vergangene­n drei Jahren auch noch Lehrpläne erarbeitet hat.“Der Schulversu­ch sei so erfolgreic­h, dass er voraussich­tlich ab Sommer 2018/19 als Regelausbi­ldung angeboten wird, glaubt Schwaffert­s. In jedem der fünf NRW-Regierungs­bezirke nehmen zwei Kollegs an dem Schulversu­ch teil. Krefeld ist neben Hilden der nächste Standort. Das Berufliche Gymnasium Technik führt in zwei Jahren zur Fachhochsc­hulreife und in drei Jahren zum Vollabitur. „Damit steht unseren Absolvente­n jede Hochschule offen“, betont Schwaffert­s, „selbst wenn sie später eine ganz andere berufliche Richtung einschlage­n wollen.“Was auffällt: Die Absolvente­n mit Technik-Abitur haben schon sehr konkrete Vorstellun­gen über ihre berufliche Zukunft. Schwaffert­s: „Es gibt fast keine Studienabb­recher, die von Kollegs kommen.“

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RP-FOTO:CHRISTOPH SCHMIDT Sie peilen jetzt ihr Technik-Abitur an: Von links Büsra Özer, Jannik Mennig, Lucas Runkel, Timo Adam und Jörn Nöller.

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