MAX EBERL „Wer sich entscheidet, hat eine Alternative“
Gladbachs Manager sagt, dass er sich mit einem Wechsel zum FC Bayern beschäftigt hat und warum er bei Borussia verlängert hat.
MÖNCHENGLADBACH Max Eberl war im Gespräch. Der FC Bayern München wollte ihn haben. Doch er sagte dem Branchenführer ab und verlängerte seinen Vertrag als Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach um zwei Jahre bis 2022. Über seine Entscheidung für Gladbach und neue Herausforderungen am Niederrhein sprach der 43-Jährige vor dem heutigen Heimspiel gegen Berlin mit unserer Redaktion. Herr Eberl, Sie wirken erleichtert seit Ihrer Vertragsverlängerung. Oder täuscht der Eindruck? EBERL Es geht nicht spurlos an einem vorbei, wenn man eine elementare Entscheidung zu fällen hat. Meine Arbeit hat das aber in keiner Weise beeinflusst. Ich fand es daher etwas schade, dass viele von einem nervigen Thema sprachen. Es ging da schließlich um eine Entscheidung, die mein Leben hätte grundweg verändern können. Mit meiner Entscheidung ist ein längerer Denkprozess beendet. Da kann es schon sein, dass ich erleichtert wirke. Wie groß war die Versuchung? Es hieß immer, es gibt weder Kontakte zum noch ein Angebot vom FC Bayern. Wenn Sie aber eine Entscheidung treffen mussten, muss es ja auch zwei Optionen gegeben haben. EBERL Es war ein Moment, in dem ich über etwas nachdenken musste. Borussia war aber stets involviert. Jetzt ist es eine 100-prozentige Entscheidung. So habe ich es auch bei der Mitgliederversammlung gesagt. Das waren keine Worthülsen, sondern meine Empfindungen. Es gab also eine konkrete Anfrage aus München? EBERL Dazu möchte ich jetzt nichts sagen. Aber es stimmt schon, wie Sie sagten: Wer sich entscheidet, hat auch eine Alternative. Sie sind mehr als 18 Jahre in Gladbach, seit 2008 sind Sie Sportdirektor. Wenn man dann über einen möglicherweise neuen Weg nachdenkt, sich dann aber bewusst für das „Alte“entscheidet, stärkt das die Beziehung noch einmal, weil jeder sich klar macht, was er am anderen hat? EBERL Definitiv. Wenn man sich Gedanken macht, heißt das ja auch, dass man sich Dinge bewusst macht. Wenn man dann das, was man hat, als das für sich Beste definiert, stärkt das natürlich das Zusammengehörigkeitsgefühl im großen Maß. Also vom Wackelkandidaten wieder zum Hoffnungsträger. Mo Dahoud und Andreas Christensen werden weg sein nach der Saison – aber Max Eberl hat nachgewiesen, dass er solche Verluste ersetzen kann. So werden die Fans der Borussia denken. EBERL Wir haben in den letzten achteinhalb Jahren stets versucht, gute Lösungen in einem sich ständig ändernden Transferprozess zu finden. Wenn man sich mal vor Augen führt, wer uns in den vergangenen Jahren so alles verlassen hat, dann war das immer wieder eine große Herausforderung. Die ist es jetzt wieder. Aber ich stelle mich gern der Aufgabe – es macht den Job hier auch aus. Man muss auch mal die andere Seite sehen: Wir hatten einen großartigen Spieler wie Andreas Christensen für vergleichsweise kleines Geld zwei Jahre hier, das ist doch toll. Unsere Chance ist es doch, dass die jungen Spieler wissen, dass wir an sie glauben und von ihnen überzeugt sind. Wie sehr ruft der FC Chelsea Christensen denn nun wirklich? Sie haben bei der Mitgliederversammlung überraschend gesagt, dass Sie weiter um ihn kämpfen wollen. EBERL Es gibt Konstellationen bei großen Vereinen, in denen etwas denkbar ist. Dass Chelsea Andreas, der bei uns einen großen Entwicklungsschritt gemacht hat, zunächst mal zurückhaben will, ist doch logisch. Aber wissen wir denn, wie im Endeffekt die Planungen dort sind? Wenn es dann eine Möglichkeit gibt, haben wir einen Fuß in der Tür – bei Chelsea, aber auch bei Andreas. Ich sage es mal so: Der Kampf ist noch nicht aussichtslos. Vertraglich schon, aber es kann eine Situation entstehen, wo wir wieder in die Spur kommen können. Das Rennen um Mo Dahoud hat Dortmund gewonnen. Das alte Lied: Der Größere holt vom Kleineren. Und Gladbach holt dafür Vincenzo Grifo aus Freiburg und Nadiem Amiri aus Hoffenheim? EBERL Wir stehen dafür, dass wir frühzeitig Lösungen vorbereiten und auch finden. Namen werde ich aber nicht kommentieren. Was wir machen, hängt ja auch davon ab, was noch passiert. Wir wollen jetzt erst mal den Fokus auf die Restsaison legen. Deswegen haben wir ja jetzt auch einige Entscheidungen getroffen. Die nächsten Wochen entscheiden darüber, ob wir die Saison mit einem guten Resultat beenden werden. Was würde sie am Ende der Saison zufriedenstellen? Auch Platz acht und ein verlorenes Pokalfinale? EBERL Natürlich habe ich Wünsche, und die sind sicherlich auch kein großes Geheimnis. Aber womit ich zufrieden wäre, dazu will ich nichts sagen, sondern abwarten. Auf jeden Fall haben wir in dieser Saison schon viel erlebt. Wie sich nun die letzten Wochen entwickeln, werden wir sehen. Fakt ist: Wir haben viele Möglichkeiten, und die wollen wir bestmöglich nutzen. KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ FÜHRTEN DAS INTERVIEW