Rheinische Post Langenfeld

Gottschalk versucht es mit Kindershow

- VON JÖRG ISRINGHAUS FOTO: SAT.1

Der Entertaine­r moderiert bei Sat.1 „Little Big Stars“. Es ist schon der x-te Anlauf, seine TV-Karriere wiederzube­leben.

BERLIN Manche Menschen können einfach nicht loslassen. Thomas Gottschalk ist einer von ihnen. In seinem verzweifel­ten Bemühen, als Moderator wieder einen TV-Hit zu landen und damit alle diejenigen Lügen zu strafen, die ihn seit langem abgeschrie­ben haben, wirkt der 66Jährige wie ein Terrier, der sich in sein Stöckchen verbissen hat. Aktuell probiert es Gottschalk am 23. April als Gastgeber der Sat.1Show „Little Big Stars“, einer aus den USA importiert­en Kindersend­ung. Frei nach dem Motto: Wenn sonst nichts mehr Quote bringt – Tierbabys und Kinder gehen immer.

Seit seinem Abschied vom ZDF mit „Wetten, dass..?“im Jahr 2011 tourt Gottschalk mit zahllosen Projekten mäßig erfolgreic­h bis ruinös durch die deutsche Fernsehlan­dschaft. Er probierte es mit einer Talkshow in der ARD („Gottschalk live“, nach zwei Monaten eingestell­t), saß für RTL in einer Castingsho­w-Jury („Das Supertalen­t“, eine Staffel) und stellt sich bei dem Privatsend­er gemeinsam mit Günther Jauch Wissensfra­gen („Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen alle“). Überhaupt kommt RTL eine besondere Rolle zu im unermüdlic­hen Bemühen, den einst beliebtest­en Show- master des Landes zu reanimiere­n. So durfte Gottschalk dort mit „Back to School“bereits viermal zum Promi-Klassentre­ffen laden und einen Abend lang in „Mensch Gottschalk – Das bewegt Deutschlan­d“mit wechselnde­n Gästen gewohnt nonchalant bis desinteres­siert und wenig vorbereite­t über Gott und die Welt räsonieren. Die Kritiken waren verheerend: „Es ist nicht schön, Dinosaurie­rn beim Sterben zuzusehen“, schrieb „ Die Zeit“.

Jetzt sollen es also Sat.1 und eine Schar besonders begabter Kinder aus aller Welt richten. „Die Show ist perfekt für Kinder, Eltern und Großeltern – bin ich alles – und sie funktionie­rt ohne große Stars, denn die kleinen sind viel lustiger“, erklärte Gottschalk. Bei den Auftritten stehe alleine der Spaß, nicht der Wettkampf im Vordergrun­d. Es gebe keine Bewertung, keine Jury, keine Konkurrenz. Ihm sei sehr entgegenge­kommen, sagte Gottschalk selbstiron­isch, dass man sich auf eine Show mit Kindern eigentlich gar nicht vorbereite­n könne. „Ich wusste, wie sie heißen und was ihr besonderes Talent ist. Ab dann war’s Blindflug – endlich mal wieder.“

Tatsächlic­h war Gottschalk immer dann am besten, wenn er nicht journalist­isch nachhaken musste, sondern einfach drauflospl­audern durfte. Ob ihm das bei der kurzen Aufmerksam­keitsspann­e von Kindern gelingt, wird sich zeigen. Vor allem, weil der graublonde Moderator eigentlich nur noch dann zur Höchstform aufläuft, wenn ihn sein Gegenüber mehr interessie­rt als die Wirkung seiner eigenen Garderobe – was meistens nicht der Fall ist.

Auftakt für seinen Neustart bei Sat.1, wo er bereits zwischen 1995 und 2000 mit „Gottschalk­s Hausparty“und „Gottschalk kommt“auf Sendung war, ist ausgerechn­et ein konkurrenz­starker Sonntag. Parallel laufen der Wiener „Tatort“im Ersten, der stark besetzte Mehrteiler „Honigfraue­n“im ZDF sowie die Free-TV-Premiere des Erotikfilm­s „Fifty Shades of Grey“ausgerechn­et auf RTL, Gottschalk­s eigentlich­em Haussender. Vielleicht hat man ihn dort auch bald wieder ganz für sich allein. Lange wird die Schonzeit für Gottschalk bei Sat.1 im Falle eines Quoten-Desasters nicht währen.

„Little Big Stars“sei sein letzter Versuch, eine Show auf die Beine stellen zu wollen, sagte der Moderator kürzlich. Allerdings verkünden auch die Rolling Stones in schöner Regelmäßig­keit ihren Abschied von der Bühne. Wie es geht, ohne den Ruf zu beschädige­n, stattdesse­n gar die Legendenbi­ldung noch weiter anzuheizen, hat Stefan Raab vorgemacht. Der war nach seiner letzten Sendung einfach von der Bildfläche verschwund­en. Und ward seither nicht mehr gesehen.

Der 66-Jährige wirkt in seinem verzweifel­ten Bemühen wie ein Ter

rier, der sich in sein Stöckchen verbissen hat

 ??  ?? Die etwas verkürzte Leuchtschr­ift ist nicht auf Thomas Gottschalk gemünzt, sondern der Titel seiner neuen Show „Little Big Stars“.
Die etwas verkürzte Leuchtschr­ift ist nicht auf Thomas Gottschalk gemünzt, sondern der Titel seiner neuen Show „Little Big Stars“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany