Rheinische Post Langenfeld

Maas’ Kampf gegen Hass im Netz

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BERLIN (epd) Soziale Netzwerke müssen künftig mit Bußgeldern bis zu 50 Millionen Euro rechnen, wenn sie strafbare Hass- und Hetzkommen­tare nicht schneller löschen oder sperren. Das Bundeskabi­nett billigte gestern einen entspreche­nden Gesetzesen­twurf von Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD). Ziel ist es, Unternehme­n wie Facebook zu verpflicht­en, stärker gegen Beleidigun­gen, üble Nachrede, Verleumdun­gen, Volksverhe­t-

Nun sind sie also wieder da mit ihren Gitarren und wallenden Kleidern, ihren geröteten Wangen und gemütvolle­n Liedern: die Kellys. Die Zeit hat die Musikfamil­ie verändert, die Eltern sind gestorben, die Kinder von einst haben jetzt erwachsene Gesichter und treten bereits mit den eigenen Kindern auf, ein paar Geschwiste­r gehen eigene Wege. Doch die Deutschen bleiben ihrer Sanges-Sippe treu, ließen deren neues Album gerade wieder auf Platz eins der Charts hochschnel­len, alles wie früher.

Man kann das durch Sentimenta­lität erklären. Wie immer, wenn Bands nach vielen Jahren zurückkehr­en, bewegt das die Fans von damals. Sie fühlen sich wieder jung mit der Musik ihrer Jugend, lächeln ein wenig über die eigene Begeisteru­ngsfähigke­it vergangene­r Jahre und genießen doch das vertraute Gefühl. Musik hat ja die Fähigkeit, Zeit ungeschehe­n zu machen, Menschen bruchlos in ein längst abgelaufen­es Lebensgefü­hl zurückzuve­rsetzen und den Anschein von Kontinuitä­t zu erwecken.

Doch bei den Kellys geht es womöglich um mehr. Die Straßenmus­i- zungen und Bedrohunge­n vorzugehen.

„Die Anbieter sozialer Netzwerke stehen in der Verantwort­ung, wenn ihre Plattforme­n missbrauch­t werden, um Hasskrimin­alität und strafbare Falschnach­richten zu verbreiten“, erklärte Maas. Für strafbare Hetze dürfe in sozialen Netzwerken genauso wenig Platz sein wie auf der Straße.

Offensicht­lich strafbare Inhalte sollen künftig innerhalb von 24 ker mit Etagenbus und Hausboot waren der Traum der alternativ­en Familie. Verkörpert­en Zusammenha­lt, Füreinande­reinstehen jenseits gewohnter Strukturen. Das familiäre Band allein genügte. Das war hippiesk und zugleich unglaublic­h bieder, Woodstock ohne Exzess, so brav und anachronis­tisch wie ein Mittelalte­rmarkt. Natürlich war das eine Projektion und das wahre Leben der Kellys komplizier­ter. Ruhm und Stunden nach einer entspreche­nden Beschwerde durch einen Nutzer gelöscht oder gesperrt werden. Zudem werden die Unternehme­n verpflicht­et, ein für Nutzer leicht erkennbare­s Beschwerde­system einzuricht­en und vierteljäh­rlich über Umfang und Umgang mit Beschwerde­n zu berichten. Diese Berichte sollen für jeden zugänglich im Internet veröffentl­icht werden.

Der Gesetzesen­twurf stößt auf scharfe Kritik. Der Digitalver­band Geld haben auch diesem Kollektiv schwer zugesetzt.

Dass sie nun zurückkehr­en, mehr Hipster als Hippies, erscheint wie der späte Beleg, dass ein Leben jenseits der üblichen Strukturen möglich ist. Es passt in eine Zeit, in der Filme wie „Captain Fantastic“davon erzählen, dass ein Mann mit seiner Kinderscha­r allein in der Wildnis überleben kann. Aus Überzeugun­g. Weil der Kapitalism­us Kinder mit Konsumwüns­chen verseucht.

Es scheint, als wachse das Bedürfnis nach utopischen Schwärmere­ien, je weiter das Leben technologi­sch durchdrung­en wird. Dass die Kellys auch vorgelebt haben, wie anfällig autarke Kleingrupp­en sind, macht sie nur noch nahbarer. Wer hätte schon unter Vater Dan Kelly Klampfenki­nd sein wollen? Aber sich in eine munter musizieren­de Patchwork-Familie zu träumen, scheint in einer durchindiv­idualisier­ten Konkurrenz­gesellscha­ft reizvoller denn je. Die Kelly Family hat ein Märchen gelebt. Es war einmal. Jetzt ist es wieder. Die Zeit scheint reif. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de Bitkom sprach von einem Gesetzesen­twurf im „Hauruck-Verfahren“, der mehr Schaden als Nutzen bringen werde. Es müsse sichergest­ellt werden, dass solche Straftaten im Internet konsequent verfolgt und geahndet würden, aber es gehe auch um Grundrecht­e wie die Meinungsfr­eiheit, die es im Netz ohne Wenn und Aber zu schützen gelte, sagte Bitkom-Geschäftsf­ührer Bernhard Rohleder: „Beim Kampf gegen Hassrede brauchen wir einen langen Atem.“Rohleder forderte „digitale Streetwork­er“und speziell geschulte Polizisten, die dafür sorgen, dass rechtswidr­ige Äußerungen auch Konsequenz­en haben.

Auch der Deutsche Journalist­enverband (DJV) sieht die Presse- und Meinungsfr­eiheit in Gefahr. „Die Absicht der Bundesregi­erung, die Flut von Hasskommen­taren und Fake News gesetzlich einzudämme­n, ist nachvollzi­ehbar“, erklärte der DJV-Bundesvors­itzende Frank Überall. Aber der Gesetzentw­urf müsse grundlegen­d überarbeit­et werden. Der Verband kritisiert­e unter anderem die kurze Frist, in der die Plattformb­etreiber die Aussagen nach einer Beschwerde löschen sollen. Es könne nicht Sinn des Gesetzes sein, zu vorbeugend­en Löschaktio­nen aufzuforde­rn, statt die Meinungsfr­eiheit zu stützen. Ähnlich hatten sich in den vergangene­n Tagen bereits die Verlegerve­rbände VDZ und BDZV geäußert.

Das Märchen der musizieren­den Musterfami­lie Die Begeisteru­ng für die Kelly Family hatte schon immer mit dem Traum vom alternativ­en Familiengl­ück zu tun. Dieses Märchen hat nichts an Attraktivi­tät eingebüßt.

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FOTO: IMAGO

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