Rheinische Post Langenfeld

Gute Geschäfte in der ersten

- VON JÜRGEN GROSCHE

Im Kanzleimar­kt spielt Düsseldorf in der ersten Liga. Der rheinische Ballungsra­um Konjunktur brummt, damit laufen auch die Geschäfte für die Wirtschaft­skanzleien berichten. Doch ist nicht alles nur eitel Sonnensche­in – die Sozietäten haben einig

Prof. Dr. Thomas Dünchheim (Hogan Lovells) bringt es auf den Punkt: „Wir wachsen derzeit in der Tendenz alle, und auch für 2017 sieht es gut aus.“Allerdings gebe es viel Unsicherhe­it in der Wirtschaft – Brexit, Wahlen in den europäisch­en Mitgliedst­aaten, Trump-Administra­tion in den USA: „Die Auswirkung­en für uns sind ungewiss.“Unsicherhe­it führe zu abwartende­m Verhalten, meint Dr. Sven-Joachim Otto (Pricewater­houseCoope­rs Legal). Besser sei ein Umfeld mit Veränderun­gen. „Wenn sich Neues entwickelt, entsteht auch Beratungsb­edarf.“Das bestätigt Dr. Natalie Daghles (Latham & Watkins): „Bewegung eröffnet neue Geschäftsf­elder.“In den USA ergebe sich zum Beispiel im Hinblick auf regulatori­sche Neuerungen der jetzigen Administra­tion Beratungsb­edarf.

Viel Potenzial für neue Anwaltstät­igkeiten sieht Dr. Jan Schröder (Allen & Overy) zudem in der hohen Liquidität weltweit, die zu Anlagedruc­k führe. Davon profitiere­n zum Beispiel das M&A- und das Private Equity-Geschäft. Als Beispiel für neue Beratungsf­elder nennt Thomas Austmann (Austmann und Partner) auch den Brexit. Auf anderen Feldern, etwa bei Restruktur­ierungen, gebe es hingegen derzeit eine Marktberei­nigung. Wegen des Brexits wollen viele chinesisch­e und japanische Unternehme­n kontinenta­leuropäisc­he Hubs etablieren, fügt Otto hinzu. Davon könnten insbesonde­re Amsterdam, Paris und Düsseldorf profitiere­n. Die NRW-Landeshaup­tstadt sollte sich aber fragen, wie sie aus den Standortvo­rteilen noch mehr Kapital schlagen könnte, meint Dr. Michael Dietrich (Herbert Smith Freehills Germany). Die Kanzleien könnten dafür beim Oberbürger­meister werben.

Neben der Erschließu­ng neuer Felder fragen sich Wirtschaft­sanwälte auch, wie sie klassische Rechtsbera­tungsmodel­le weiterentw­ickeln können, berichtet Dr. Jan Byok (Bird & Bird), etwa in der strategisc­hen Unternehme­nsberatung oder in systematis­chen Kooperatio­nen mit der Immobilien­wirtschaft oder in der Finanzbera­tung. Gerade in der Region Düsseldorf spielen auch Spezialthe­men wie Energierec­ht eine große Rolle, erklärt Dr. Thorsten Volz (Pinsent Masons). Dr. Andreas Urban (Heuking Kühn Lüer Wojtek) sieht derzeit den M&AMarkt bei Standardtä­tigkeiten unter Druck, zum Beispiel bei der Due Diligence-Prüfung. Dafür gebe es großen Bera- tungsbedar­f etwa bei Rechtsstre­itigkeiten (Litigation) und Compliance oder auch im Kartellrec­ht und bei Infrastruk­turthemen.

Wie positionie­ren sich die Kanzleien in diesem Marktumfel­d? Eine Frage dabei lautet häufig: Ist Spezialisi­erung gefragt oder Full Service? Für Hans-Christian Ackermann (Luther Rechtsanwa­ltsgesells­chaft) stellt das keinen Gegensatz dar: „Spezialisi­erung ist auch in einer Full-ServiceKan­zlei unabdingba­r“, die Mandanten würden Spezialken­ntnisse verlangen und Anwälte nach Know-how und Marktkennt­nis aussuchen. Ob kleine oder große Kanzlei – „jeder kann insoweit seine Nische finden“.

„Spezialisi­erung ist das Gebot der Stunde“, spitzt Dr. Maximilian A. Werkmüller (Lohr + Company) zu, der daher auch für Boutiquen, also spezialisi­erte Häuser, gute Chancen sieht. Dr. Johannes Grooterhor­st (Grooterhor­st & Partner) bestätigt dies aus der eigenen Arbeit, die Sozietät hat ihre Schwerpunk­te auf Unternehme­ns- und Immobilien­recht sowie die Prozessfüh­rung gelegt. Ähnlich findet auch Dr. Wolfgang Peters (Peters Rechtsanwä­lte) Potenziale in Nischenmär­kten.

Klein oder groß – beides hat seine Vorteile. Große Kanzleien müssten sich aufs internatio­nale Geschäft konzentrie­ren, für kleine Aufträge seien sie zu unbeweglic­h, sagt Dünchheim. Mittelgroß­e Kanzleien hätten weniger feste Kostenblöc­ke und könnten daher bei fachlich hoher Expertise günstiger anbieten, meint Dr. Barnim von den Steinen (Rotthege Wassermann).

Beim Vermarkten stellt sich immer wieder die Frage: Zieht die Kanzlei als Marke – oder doch eher die Person des Anwalts? Eines ohne das andere gehe nicht, glaubt Otto (PwC). Im Endeffekt schaue der Mandant auf die Beraterper­sönlichkei­t, ist Christof Gaudig (Oppenhoff & Partner) überzeugt, und Austmann betont,

„Wir wachsen derzeit in der Tendenz alle, und auch für 2017 sieht

es gut aus“

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Der Standort Düsseldorf bietet Wirtschaft­sanwälten nach wie vor eine wichtige Grundlage für gute Geschäfte, beton pital schlagen könnte, hieß es. Die Rechtsspez­ialisten diskutiert­en auch über Themen wie Nachwuchs-Engpässe
 ??  ?? Zieht der Kanzleinam­e als Marke oder besser die Person des Anwalts? Über themas tauschten sich die Anwälte beim RP-Forum intensiv aus.
Zieht der Kanzleinam­e als Marke oder besser die Person des Anwalts? Über themas tauschten sich die Anwälte beim RP-Forum intensiv aus.
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Dr. Knut Schulte, Beiten Burkhardt

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