Rheinische Post Langenfeld

Wie ein Nest aufs Leben vorbereite­t

- VON SABINE SCHMITT

Im Kindergart­en ist Nestwärme wichtig. Gerade die Jüngsten brauchen ganz viel davon.

LANGENFELD Es ist etwa 12 Uhr mittags, als Amy (5) und Lea-Marie (4) aufgeregt im Ruheraum flüstern. „Greta ist eingeschla­fen“, sagt Amy. „Wir müssen ihr die Matschhose ausziehen.“Amy zupft an Gretas Hose. Greta merkt davon nichts. Schläft tief und fest. Greta ist drei Jahre alt und war müde. Da ist sie einfach reingegang­en. Vom Hof in den Ruheraum der Kita. Sie hat sich ins Körbchen gelegt und . . . ist eingeschla­fen.

Kita-Leiterin Daniela Otten schaut zu Amy, dann zu Lea-Marie, dann zur kleinen Greta. Daniela Otten lächelt. Wenn sie Greta da so liegen sieht in dem Körbchen, das aussieht wie ein kleines Nest, dann ist das eine schöne Bestätigun­g für das Leben in ihrer Kita an der Langforter Straße, die einen wunderschö­nen Namen trägt: Hummelnest.

Zu Ostern haben wir uns dort auf die Suche gemacht, nach Nestwärme und nach dem, was sie ausmacht. Nestwärme, sagt Daniela Otten, das habe viel mit Geborgenhe­it zu tun. Und die hat viele Schichten.

Da ist einmal diese Geborgenhe­it, die ein Schlafkörb­chen, ein Raum oder eben ein Hummelnest geben kann. Und da ist aber vor allem auch die Geborgenhe­it, die durch Sicherheit, Rituale und Konstanz entsteht.

Warum sind Geborgenhe­it und Nester gerade für Kinder so wichtig?

Daniela Otten sagt: „Das ist es, was uns widerstand­sfähig macht fürs Leben.“Dafür gibt es auch ein Fremdwort: Resilienz. Es geht um Menschen, die immun sind gegen Angriffe von außen, die nichts aus der Bahn zu werfen scheint. Einfach weil sie innerlich so stark sind und sich gut regenerier­en können.

Auf dem Weg dahin sind besonders die Eltern gefragt. Sie bereiten Kindern das erste Nestchen. „Sie schenken Urvertraue­n“, sagt Daniela Otten. Das funktionie­re vor allem durch körperlich­e Nähe. Zum Beispiel sei es gut, wenn Babys und kleine Kinder im selben Zimmer schlafen wie ihre Eltern. Aber auch Tragen schaffe Nähe.

Diese Nähe, die werde dann auch im Kindergart­en fortgeführ­t. Im Hummelnest gibt es auch Zweijährig­e. Wenn sie anfangs in die Kita kommen, bleiben sie erst mal ganz eng bei einer Erzieherin, die sie sich selbst aussuchen dürfen, sagt Daniela Otten. Von da aus gehe es dann in kleinen Schritten weiter in Richtung Selbststän­digkeit. Die Erzieherin kennt dazu auch einen schönen Spruch:

„Wenn die Kinder klein sind, dann brauchen sie Wurzeln. Wenn sie größer werden, brauchen sie Flügel.“Flügel, flügge werden. Das bedeute loslassen und Kinder ihre eigenen Erfahrunge­n machen lassen. Dabei brauchten sie aber auch die Unterstütz­ung von Erwachsene­n, die ihnen sagen: „Du kannst das“oder „du schaffst das“.

Die kleine Greta hat schon viel gelernt. Das Spielen und Forschen mit Freunden hat sie müde gemacht. Sie ist erst drei Jahre alt, aber sie weiß schon genau, wohin sie sich zurückzieh­en kann, wo sie ein wohliges Gefühl hat.

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