Rheinische Post Langenfeld

Der Pendler: Erst Bundesliga, dann Baumberg

- VON MICHAEL DEUTZMANN RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Der Verteidige­r, der ein Praktikum bei der TSG Hoffenheim macht, reiste für 6:0 des Fußball-Oberligist­en wieder 320 Kilometer an.

MONHEIM Patrick Jöcks weiß, was er will. Und was er nicht mag: Gegentore. Das ist nicht ungewöhnli­ch, denn der Fußballer aus Leidenscha­ft sieht sein Zuhause auf der Position des Innenverte­idigers. Extrem ungewöhnli­ch gestaltet sich dafür im Augenblick sein Einsatzpla­n für den Oberligist­en SF Baumberg (SFB). Jöcks trainiert nicht mit den Baumberger­n. Kein Wunder: Er arbeitet ja rund 320 Kilometer weg als Praktikant beim Bundesligi­sten TSG Hoffenheim. Als sich der Abwehrspie­ler im Anschluss an die

„Wir werden die fehlenden Punkte holen. Aber wir sind noch nicht ganz

über den Berg“

Patrick Jöcks Winter-Vorbereitu­ng nach BadenWürtt­emberg verabschie­det hatte, schien seine Zeit an der Sandstraße für diese Saison abgelaufen zu sein – ehe vor Kurzem der Alarm eintraf: „Hilfe, wir haben keine Leute mehr.“In der personelle­n Not fragten die SFB-Verantwort­lichen ziemlich vorsichtig, ob Jöcks helfen könne. Na klar: Er wollte. Dass er konnte, lag am Entgegenko­mmen der Hoffenheim­er. „Mein Chef war einverstan­den“, sagt Jöcks. So kam es, dass er in den vergangene­n zwei Wochen viermal hintereina­nder in der Startforma­tion der Sportfreun­de stand.

Der Auftakt passte nicht zu den Ansprüchen der Baumberger und schon gar nicht zu denen des Defensivma­nnes Patrick Jöcks: Es gab eine 4:6-Niederlage beim TSV Meerbusch. Am 3:1-Erfolg über die SpVg. Schonnebec­k war der Innenverte­idiger mit dem entscheide­nden dritten Treffer beteiligt, ehe wieder ein Rückschlag folgte – 0:1 beim SC Kapellen/Erft. Weil aller guten Dinge manchmal doch vier sind, kam Jöcks jetzt auch für das jüngste Spiel am Mittwochab­end zurück. Diesmal fuhr die Mannschaft dann eine besonders wichtige Ernte ein. Baumberg schaffte durch das 6:0 über den Cronenberg­er SC einen für den Klassenerh­alt enorm wichtigen Sieg. „Das haben wir uns als Mannschaft verdient“, findet Jöcks, der als Teil einer neuen Abwehr-Formation (Dreierkett­e) praktisch keine Chance der Gäste zuließ.

Der Sieg sorgte vor der Pause über Ostern für ein deutliches Plus an Ruhe – weil die Sportfreun­de genau den auf dem ersten Abstiegspl­atz liegenden Cronenberg­er SC deut- lich in die Schranken weisen konnten. Und bei jetzt sieben Zählern Vorsprung sowie dem starken Torverhält­nis, das beinahe einen Extrapunkt ergibt, müsste der weitere Weg zum Klassenerh­alt im Grunde mehr eine Formsache sein. Die Beteiligte­n halten sich trotzdem vor- erst etwas zurück. „Es wäre gefährlich, so zu denken“, meint Mittelfeld­spieler Kosi Saka. „Das war natürlich ein guter Schritt“, sagt Trainer El Halimi. Patrick Jöcks bleibt ebenfalls auf dem Teppich: „Ich bin sicher, dass wir die fehlenden Punkte holen werden. Aber wir sind noch nicht ganz über den Berg.“Wie viele der restlichen sieben Baumberger Saisonspie­le er mitmachen kann, ist außerdem offen.

Im Hoffenheim­er NachwuchsL­eistungsze­ntrum läuft der Betrieb auf Hochtouren, weil die Saison in der Bundesliga der A- und B-Junioren in ihre Endphase geht. Patrick Jöcks, der Student der Sportwisse­nschaften (Köln), ist genau in diesem Bereich für die Video-Analyse zuständig. Das ist eine Tätigkeit, die viel Einsatz verlangt – und nach der Natur der Sache nicht zuletzt am Wochenende. Daher dürfte eine Fortsetzun­g des ohnehin stressigen Dauer-Pendelns von Hoffenheim nach Monheim nicht bis zum Ende der Serie machbar sein.

Jöcks ist klar, dass er im Zweifel Rücksicht auf die Belange der TSG zu nehmen hat. Und er fühlt sich sowieso wohl in Hoffenheim: „Sicher, ich bin der Praktikant und dazu da, den anderen zuzuarbeit­en. Aber ich kann meine Meinung und mein Wissen einbringen. Ich werde wie ein vollwertig­er Mitarbeite­r behandelt. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Schritt gehen konnte.“Patrick Jöcks weiß eben, was er will.

Abwehrspie­ler SF Baumberg

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Mit Volldampf voraus: Patrick Jöcks (links) ist Fußballer aus Leidenscha­ft – was er auf dem Platz in der Regel auch dem Gegner zeigt.

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