Rheinische Post Langenfeld

Eine weitere Spaltung überlebt die AfD nicht

- VON JULIA RATHCKE VON EVA QUADBECK LEBEN WIR IN NRW UNSICHERER?, SEITE A 6 VON GEORG WINTERS WER NIE KRANK IST . . ., SEITE B 1

Minuten nach Veröffentl­ichung ihrer Videobotsc­haft ging es schon los: „Der Anfang vom Ende der AfD“, „Ohne Frau Petry keine AfD“, „Die AfD wird untergehen“, so die Kommentare. Immer wieder mussten Petrys Mitarbeite­r erklären, dass sie sich weder gänzlich verabschie­det noch die Partei aufgelöst wird. Petry bleibe Chefin und werde in den Bundestag einziehen. Damit ist klar: Die Machtkämpf­e gehen weiter, treten womöglich in einer Bundestags­fraktion zutage – falls es noch dazu kommt.

Petry besteht auf ihrem „Zukunftsan­trag“, den (Stand gestern) gerade mal 1630 von mehr als 25.000 Mitglieder­n unterzeich­net haben. Nicht nur der, auch die Höcke-Unterstütz­er könnten ihr auf dem Parteitag am Wochenende zum Verhängnis werden, sollten sie seinen Ausschluss stoppen können. Eine Neuwahl des Bundesvors­tands wäre die logische Konsequenz. Und wohl auch: Petrys Aus. Erneut antreten würde sie wohl kaum. Rechtsnati­onale um Gauland und Höcke bekämen die Oberhand, verlören aber viele bürgerlich­e Anhänger Petrys. Die FünfProzen­t-Hürde bei der Bundestags­wahl würde womöglich zum Riesenhind­ernis. Und das kann gerade die ehrgeizige Frauke Petry nicht wollen. BERICHT PETRY VERZICHTET . . ., TITELSEITE

FEiner wie Bosbach

ür die NRW-CDU ist die Personalie Bosbach ein echter Coup im bisher schleppend laufenden Wahlkampf. Der 64-Jährige bespielt mit seinem rheinische­n Charme, seiner bildhaften Sprache und seinen klaren politische­n Botschafte­n mühelos große Bühnen und TV-Studios. Der konservati­ve Bosbach kommt bei jenen Wählergrup­pen an, die Spitzenkan­didat Armin Laschet nur schwer gewinnen kann. Laschet gehörte zu den eifrigsten Verteidige­rn der Kanzlerin in der Flüchtling­skrise. Bosbach saß derweil in Talkshows und widersprac­h der Politik der offenen Grenzen.

Es war also ein kluger Schachzug von Laschet, dem redegewand­ten Juristen im Wahlkampf eine aktive Rolle zu geben. Das Konzept, mit dem Thema Innere Sicherheit die Konservati­ven in der CDU wieder stärker einzubinde­n und sie so mit der Flüchtling­spolitik auszusöhne­n, könnte auch auf Bundeseben­e für die CDU funktionie­ren. Merkel müsste dabei ähnlich viel Mut aufbringen wie Laschet jetzt: Sie braucht Galionsfig­uren, die für einen Gegenentwu­rf zu ihrer Flüchtling­spolitik stehen. BERICHT

Gesundes Arbeitskli­ma

Man kann noch so regelmäßig Sport treiben, Obst und Gemüse essen, auf Alkohol und Süßes verzichten – vor Krankheit schützt das nicht allumfasse­nd. Wer krank ist, gehört nicht ins Büro. Anderersei­ts: Kennen wir nicht alle solche, die sich gern freitags, montags oder nach Feiertagen schlecht fühlen? Denen würde man es gönnen, dass Gesundheit prämiert wird. Oder nicht?

Wollen wir eine solche Diskussion? Mit Vorurteile­n und Klischees? Ein Klima, in dem manche das NichtErsch­einen des Kollegen als egoistisch­e Verletzung der Teampflich­t begreifen, obwohl ihr Streben nach Prämie auch egoistisch­en Motiven geschuldet ist? In dem Kranke arbeiten, um kollektive­m Druck zu entgehen? Nein. Es braucht ein Arbeitskli­ma mit gegenseiti­gem Vertrauen und Loyalität, Motivation und Bereitscha­ft. Wem das naiv erscheint, dem sei gesagt: Es ist mindestens so ökonomisch, wie über Wochen halb gesund zu arbeiten, um die Teamprämie nicht zu gefährden, und dann für Monate auszufalle­n. Wenn das Leistungst­rägern passiert, schadet das dem Betrieb viel stärker als einzelne Blaumacher. BERICHT

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