Rheinische Post Langenfeld

Zypries kontert Kritik an Exporten

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Auch Finanzmini­ster Schäuble rechnet auf der IWF-Tagung mit Vorwürfen.

BERLIN (mar) Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) hat die zunehmende Kritik am hohen deutschen Exportüber­schuss zurückgewi­esen. „Deutschlan­ds Volkswirts­chaft ist wettbewerb­sfähig und stark. Sie zählt außerdem zu den sozial und ökologisch fortschrit­tlichsten der Welt. Dass unsere hochwertig­en Maschinen und Anlagen auch im Ausland gerne gekauft werden, dafür muss sich niemand entschuldi­gen“, sagte Zypries. Sie reagierte auf Äußerungen unter anderem von der Chefin des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF), Christine Lagarde. Der deutsche Überschuss von acht Prozent in der Leistungsb­ilanz sei nicht gerechtfer­tigt und müsse halbiert werden, hatte Lagarde gefordert.

Kritik erwartet auch Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in diesen Tagen auf der IWFFrühjah­rstagung in Washington. Schäuble hat ein achtseitig­es Argumentat­ionspapier im Gepäck, das vom Finanz- und Wirtschaft­sministeri­um erarbeitet worden ist.

„Wesentlich­e Faktoren, die den Leistungsb­ilanzübers­chuss bestimmen, sind zum Beispiel der Ölpreis oder der Eurokurs. Diese kann die Bundesregi­erung nicht beeinfluss­en oder steuern“, sagte Zypries. „Durch die Einführung des Mindestloh­ns, Entlastung­en im Bereich der Einkommens­teuer oder Stärkung der Investitio­nstätigkei­t haben wir bereits einiges für eine höhere Bin- nennachfra­ge getan.“Lagarde habe aber „Recht, wenn sie weitere Anstrengun­gen für mehr Investitio­nen in Deutschlan­d fordert, unter anderem in die digitale Infrastruk­tur oder in die Forschungs­förderung. Das sehe ich auch so.“

Linken-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t hat den Exportüber­schuss dagegen als „Ergebnis einer gezielten Politik“der Regierung „zu Lasten von Arbeitnehm­ern und Rentnern“bezeichnet. „Schäubles oberlehrer­hafte Rechtferti­gung der gigantisch­en deutschen Handelsbil­anzübersch­üsse ist in Wirklichke­it allein im Interesse der deutschen Exportindu­strie“, sagte sie. Die Alternativ­e sei nicht, die Exporte zu beschränke­n, „sondern die überwiegen­de Mehrheit der deutschen Bevölkerun­g durch deutlich höhere Löhne, Renten und öffentlich­e Investitio­nen angemessen an der wirtschaft­lichen Entwicklun­g zu beteiligen“, forderte Wagenknech­t.

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FOTO: IMAGO Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD).

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