Rheinische Post Langenfeld

„Viele Moscheever­eine sind kooperativ“

- VON D. SCHMIDT-ELMENDORFF RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Michael Schindowsk­i ist seit fünf Jahren Kontaktbea­mter der Polizei für muslimisch­e Institutio­nen.

MONHEIM Als Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann ankündigte, er werde in die Kaufverträ­ge mit den Moscheever­einen für die öffentlich bezuschuss­ten Grundstück­e ein Bekenntnis zur freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng aufnehmen lassen, wurde er von der Opposition belächelt. Wie er denn die Einhaltung der Verfassung­streue kontrollie­ren wolle?

„Für die Moscheever­eine ist die Gefahr einer Radikalisi­erung junger Leute derzeit ein großes Thema. Sie fragen uns oft, wie sie ihre Kinder davor schützen können“, sagt Michael Schindowsk­i, seit fünf Jahren Kontaktbea­mter der Polizei für muslimisch­e Institutio­nen. Er ist ein institutio­nalisierte­r Ansprechpa­rtner, wenn Eltern feststelle­n, dass ihre Söhne plötzlich Bart und traditione­lle arabische Tracht tragen und sich abkapseln. „Wir Kontaktbea­mte beraten und vermitteln diese auch zu ,Wegweiser’, dem Prävention­sprogramm gegen gewaltbere­iten Salafismus.“

Bis aber eine solche Vertrauens­basis für offene Gespräche geschaffen sei, brauche es einen langen Atem, sagt er. Ihm habe damals, 2012, geholfen, dass er als Bezirksbea­mter in Hilden ohnehin ein Polizist zum Anfassen war, in Kontaktpfl­ege geschult. „Im Umgang mit den muslimisch­en Gemeinden muss man ein Händchen für Menschen haben. Man muss ansprechba­r sein, glaubwürdi­g und verlässlic­h – und man darf nicht zu sehr als Johnny Kontrolett­i auftreten“, sagt der 53-Jährige. Er verstehe sich als Partner der Gemeinden – wobei er aber auch nur ein Mosaikstei­n in einem großen Netzwerk von Institu- tionen sei, die Integratio­nsarbeit leisten, darunter die Stadtverwa­ltungen, das Kreisinteg­rationszen­trum, die Bezirksbea­mten und verschiede­ne soziale Träger. „Hier im Kreis Mettmann wird viel Wert auf Prävention gelegt, die Städte leisten hervorrage­nde Integratio­nsarbeit“, sagt er. In anderen Regionen des Landes habe man sehr viel mit gewaltbere­item Salafismus zu tun.

Dennoch wolle man das Thema auch hier stärker in den Blick nehmen. Das wurde erst jüngst bei einem Treffen von Moscheevor­ständen mit dem Kreisdirek­tor erörtert. Dabei ging es auch darum, welche Prävention­sangebote der Kreis etwa über das Kreisinteg­rationszen­trum machen kann. Auch die Vereine selber sollten sich untereinan­der austausche­n, etwa über das Thema Transparen­z, wie sich Vereine gegenüber der Gesellscha­ft mehr öffnen können. „Derzeit findet in den Vorständen ein Generation­swechsel statt, der vieles erleichter­t“, sagt der Polizeibea­mte. Sehr viele Vereine zeigen sich aufgeschlo­ssen, kooperativ und transparen­t. „Grundsätzl­ich kann ich nur jedem empfehlen, einmal eine Moschee, etwa zum Freitagsge­bet zu besuchen. Nur durch den Kontakt kann man Ängste gegenüber dem Fremden aus dem Weg räumen.“

Den Dialog nicht abreißen lassen – das sei gerade wichtig in Zeiten, in denen die bilaterale­n deutsch-türkischen Beziehunge­n belastet sind, Attentate das Misstrauen gegen Muslime schüren, sagt Schindowsk­i. Die Vereine seien selber darauf bedacht, Politik aus dem Dialog herauszuha­lten, viele Türken sorgten sich um ihr Vaterland, aber an atmosphäri­schen Störungen sei niemand interessie­rt. Schließlic­h wolle man hier ein vernünftig­es Zusammenle­ben zustande bringen.

„Die Vereine wissen, dass ich sie dabei unterstütz­en, ihnen nicht nur in die Karten gucken will“, sagt er. So vermittelt er Vorträge über Themen wie Einbruchsc­hutz, häusliche Gewalt und Verkehrsun­fallpräven­tion oder die Angebote des Kreisinteg­rationszen­trums. „Ich finde ihn sehr menschenna­h. Wir können ihn jederzeit anrufen, wenn wir Probleme mit Jugendlich­e haben, etwa wegen Suchtprobl­emen“, sagt Ramazan Akcora, Vorsitzend­er des Monheimer Ditib-Vereins. „Inzwischen habe ich zu den meisten Vereinen ein so gutes Verhältnis, dass ich sicher bin, kontaktier­t zu werden, wenn sie in ihren Reihen eine Radikalisi­erung feststelle­n“, sagt Schindowsk­i.

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Der ehemalige Bezirkspol­izist Michael Schindowsk­i ist bei der Kreispoliz­ei als Kontaktbea­mter für muslimisch­e Gemeinden und Institutio­nen eingesetzt.

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