Rheinische Post Langenfeld

Europas Handballth­ron umkämpft wie noch nie

- VON ECKHARD CZEKALLA

DÜSSELDORF Lange war der Tipp nicht gewagt, dass wenigstens eine deutsche Mannschaft zum Quartett gehört, das seit 2010 in Köln den Sieger der Champions League ermittelt. Doch in jüngster Vergangenh­eit hat sich die Handballwe­lt verändert. „Es wäre schon enttäusche­nd, aber völlig überrasche­nd käme es nicht“, sagt Frank Bohmann. Inzwischen, betont der Bundesliga-Geschäftsf­ührer, seien mindestens fünf Klubs ebenbürtig, und mit Blick auf die finanziell­en Möglichkei­ten spielten Paris St. Germain und Ungarns Topmannsch­aft Veszprem sogar in einer anderen Liga.

Kiel, zweimal in Köln erfolgreic­h (2010, 2012) und nur 2011 nicht beim Final Four dabei, trifft am Sonntag im Viertelfin­al-Hinspiel auf den FC Barcelona, wobei das glückliche 23:23 gegen Minden gestern Abend wenig Zuversicht verbreitet­e. Vardar Skopje tritt bereits am Samstag bei der SG FlensburgH­andewitt an. Für viele ist der mazedonisc­he Meister, wie Barcelona einer der Gruppensie­ger in der Vorrunde, ein ganz heißer Kandidat auf den Gewinn der Königsklas­se, deren Finale am 4. Juni stattfinde­t.

Konkurrent­en für die Bundesligi­sten gab es schon immer. Doch seit der Premiere der Champions League (1994) kam nur dreimal der Sieger nicht aus Spanien (14 Erfolge) oder Deutschlan­d (sechs): Montpellie­r (Frankreich/2003), Celje (Slowenien/2004), Kielce (Polen/ 2016). „Die Zeiten, in denen die Topspieler entweder nach Kiel oder Barcelona wechselten, sind längst vorbei“, nennt Kiels Trainer Alfred Gislason eine wesentlich­e Veränderun­g. In Ungarn, Polen und Frankreich wird längst gut und pünktlich bezahlt. Doch eine Knochenmüh­le wie die Bundesliga mit ihren 18 Mannschaft­en, in der Spieltag für Spieltag die maximale Leistung abgerufen werden muss, gibt es in Europa nicht noch einmal.

Während in der Bundesliga der Löwenantei­l der Etats durch den Spielbetri­eb finanziert wird, sind es bei den Rivalen oft Geldgeber, die ihren Spaß am Handball entdeckt haben und versuchen, sich den Erfolg zu erkaufen. Wie belastbar diese Form der Finanzieru­ng ist, wird sich zeigen. 2012 stieg Qatar Sports Investment­s nicht nur bei den Fußballern, sondern auch bei den Handballer­n von Paris St. Germain ein. Derzeit zählt die vom früheren Kieler Meistertra­iner Noka Serdarusic betreute Weltauswah­l zum Besten. was die Sportart bieten kann.

Zum großen Wurf hat es für die Welthandba­ller Thierry Omeyer, Daniel Narcisse, Nikola Karabatic und Mikkel Hansen noch nicht ge- reicht. Nur 2016 war Paris in Köln dabei. Das Aus kam im Halbfinale gegen Kielce, das dann gegen Veszprem in den letzten 14 Minuten der regulären Spielzeit ein 19:28 wettmachte und sich im Siebenmete­rwerfen den Titel sicherte. Diesen kann das Team nicht verteidige­n, da sie im Achtelfina­le gegen Montpellie­r scheiterte. Europas Handballth­ron ist umkämpft wie nie.

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FOTO: IMAGO Amin Younes (li.) behauptet sich im Zweikampf mit Schalkes Thilo Kehrer.

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