Rheinische Post Langenfeld

„Ich will die Grenzen der Menschheit verschiebe­n“

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Die Kampfpilot­in der Bundeswehr fliegt vielleicht zur Internatio­nalen Raumstatio­n. Vorher muss sie noch Russisch lernen.

DÜSSELDORF/KÖLN Nicola Baumann ist eine von zwei Rheinlände­rinnen, die zur ISS fliegen könnten. Die private Initiative „Die Astronauti­n“hat aus 400 deutschen Frauen zwei Finalistin­nen ausgewählt, die nun eine Ausbildung zur Raumfahrer­in machen werden. Die 31-Jährige arbeitet als Eurofighte­r-Pilotin bei der Bundeswehr und lebt in Köln. Wieso wollen Sie Astronauti­n sein? BAUMANN Mir geht es wie wahrschein­lich vielen anderen Menschen. Wenn ich den Nachthimme­l betrachte, frage ich mich, was da draußen ist. Pioniergei­st und Abenteuerl­ust gepaart mit spannender Technik spielen auch eine Rolle. Ich möchte die technische­n Grenzen der Menschheit verschiebe­n. Haben Sie schon mal in einem Raumschiff gesessen? BAUMANN Nein. Das was am nächsten daran reicht, ist der Eurofighte­r. Der kann in knapp zwölf Kilometern Höhe fliegen. Die Internatio­nale Raumstatio­n ISS kreist in 400 Kilometern Höhe um die Erde. Haben Sie sich bereits vorher als Astronauti­n beworben? BAUMANN Nein. Zuletzt hat die European Space Agency (ESA) 2009 nach Astronaute­n gesucht. Damals war ich zu jung und hatte noch kein Maschinenb­au-Studium. Ich hätte also die nächste Kampagne abwarten müssen. Fühlen Sie sich als Vorkämpfer­in für Frauen? Ihr Job ist kein klassische­r Frauenberu­f... BAUMANN Das ist ein Nebeneffek­t. Ich habe immer nur das gemacht, woran ich Interesse hatte und was ich gut kann. An vielen Stellen ist das überrasche­nderweise aber ein Thema. Wie reagieren Ihre Kollegen? BAUMANN Die finden es cool, dass sie vielleicht bald eine Astronauti­n kennen. Und Ihr Mann? BAUMANN Mein Mann und meine ganze Familie stehen hinter mir. Erzählen Sie Männern beim ersten Treffen, was Sie machen? BAUMANN Die Männer, die ich kennengele­rnt habe, waren meist auch Piloten, insofern waren die gar nicht überrascht oder eingeschüc­htert.

Was kommt jetzt auf Sie zu? BAUMANN Ich muss Russisch lernen, da noch nicht feststeht, ob wir mit einer russischen oder amerikani- schen Rakete fliegen. Dann werden wir Parabelflü­ge machen, um uns an die Schwerelos­igkeit zu gewöhnen. Wir werben auch für die Kampagne „Die Astronauti­n“, weil wir Sponsoren brauchen und zeigen wollen, dass Frauen das können. Wovor haben Sie Respekt? BAUMANN Spannend wird die Erfahrung der Schwerelos­igkeit. Ich bin gespannt, wie der Körper sich anpasst. Eine Erfahrung wird es auch, die Erde von außen zu betrachten. Was ist gefährlich­er – Luft- oder Raumfahrt? BAUMANN Schwer zu sagen. In der Luftfahrt arbeiten jeden Tag sehr viele Menschen, Raumfahrt findet viel seltener statt. Beides machen Profis. Es gibt immer ein Restrisiko.

FRANZISKA HEIN STELLTE DIE FRAGEN.

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FOTO: JULIANA SOCHER Nicola Baumann (31) aus Köln.

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