Rheinische Post Langenfeld

Kraft und Laschet gleich stark im Duell

- VON DETLEV HÜWEL HEFTIGER STREIT UM DIE SICHERHEIT . . ., SEITE A 6 VON GREGOR MAYNTZ VON EVA QUADBECK KÄLTE IN SOTSCHI . . ., SEITE A 5

Aus dem einzigen TV-Duell in diesem NRWWahlkam­pf ist weder Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) noch ihr CDU-Herausford­erer Armin Laschet als klarer Sieger hervorgega­ngen. Beide wirkten souverän und blieben fast keine Antwort auf die ihnen gestellten Fragen schuldig. Dass sie zu einer unterschie­dlichen Einschätzu­ng etwa bei innerer Sicherheit und Unterricht­sausfall kamen, kann niemanden verwundern.

Trotz zum Teil heftiger gegenseiti­ger Attacken verzichtet­en beide auf allzu große Schärfe. Kraft und Laschet wissen, dass sie möglicherw­eise schon bald gemeinsam an einem Kabinettst­isch sitzen könnten.

Für den Bürger stellt sich nach dem gestrigen Duell allerdings erst recht die Frage: Sie oder er? Die SPD hat derzeit in Umfragen wohl die Nase vorn, doch die Union hat durchaus noch Chancen, mit der SPD gleichzuzi­ehen oder sie gar zu überholen, nachdem bei den Sozialdemo­kraten der Schulz-Effekt verebbt ist. Dafür spricht auch, dass in Umfragen der Persönlich­keitsabsta­nd zwischen Kraft und Laschet kleiner wird. Nach der Absage der Grünen an ein JamaikaBün­dnis mit CDU und FDP scheint derzeit alles auf eine große Koalition hinauszula­ufen. Aber der Wahlkampf ist ja noch nicht zu Ende. BERICHT

Gründlich aufklären

Sie legt für die „übergroße Mehrheit“der Soldaten ihre Hand ins Feuer, aber nur für die „große Mehrheit“der Führungsve­rantwortli­chen. Schon diese Spitzfindi­gkeit verweist auf den außergewöh­nlichen Vorgang, bei dem sich ausgerechn­et die Verteidigu­ngsministe­rin von einem beträchtli­chen Teil ihrer Truppe distanzier­t. Mit ihrer Pauschalkr­itik an „Haltungspr­oblemen“hatte Ursula von der Leyen bereits große Teile der Bundeswehr gegen sich aufgebrach­t. Beim Nachlegen öffnete sie nun ein gewaltiges Fass: Nach ihrer Einschätzu­ng wird in zu vielen Bereichen weggeschau­t. Bei Missbrauch, bei Erniedrigu­ng und nun auch noch bei einem potenziell­en Rechtsterr­oristen mit Doppelexis­tenz.

Wenn so viel im Argen liegt, muss der Bundestag mehr wissen. Aus gutem Grund hat der Verteidigu­ngsausschu­ss das Sonderrech­t, sich in einen Untersuchu­ngsausschu­ss umzuwandel­n. Ende Juni 2013 hat er das vor den Wahlen gemacht. Damals ging es um zu teure Drohnen. Jetzt geht es um einen ungleich größeren Verdacht. Das gründlich aufzukläre­n, sollte dem Parlament seine Parlaments­armee wert sein. BERICHT VERDÄCHTIG­ER SOLDAT . . ., TITELSEITE

EKümmer-Außenpolit­ik

igentlich wollte Merkel erst wieder zu Putin reisen, wenn es Fortschrit­te im Friedenspr­ozess in der Ukraine gibt. Diese sind nicht in Sicht – auch nicht nach diesem Gespräch. Dennoch war es richtig, dass die Kanzlerin den G20-Gipfel zum Anlass für ein Treffen mit Putin nahm. Die russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n sind seit Trumps Amtsantrit­t ungeklärt, so dass Europa der Anker der Russen im Westen ist, und Merkel wird jenseits des Kontinents als Führerin Europas wahrgenomm­en.

Geschickt wuchert sie zugleich im Wahlkampf mit diesem Pfund ihrer internatio­nalen Bedeutung. Mit publikumsw­irksamen Auftritten wie dem beim Weltfrauen­gipfel mit Ivanka Trump und Lagarde zementiert sie in der Öffentlich­keit ihr Bild als Weltenlenk­erin. Nicht zuletzt diente die Reise nach Sotschi der Vorbereitu­ng des G20-Gipfels im Juli in Hamburg. In Deutschlan­d wird der Bundestags­wahlkampf dann in vollem Gange sein. Merkel wird alles daran setzen, dort den Eindruck zu hinterlass­en, dass ihre Kümmer-Außenpolit­ik für ein Leben in Frieden und Wohlstand in Deutschlan­d notwendig ist. BERICHT

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