GASTBEITRAG
Nach Hillary Clintons Niederlage muss sich die Demokratische Partei in Einigkeit an die Spitze der Anti-Trump-Bewegung stellen. Das Anwachsen der Latino-Minderheit in den USA könnte den Demokraten dabei helfen.
vativer als bei Präsidentschaftswahlen. Gerade junge Wähler und Minderheiten lassen sich nur schwer an einem Arbeitstag an die Wahlurne bringen, wenn es nicht um das Präsidentenamt geht.
Sollte es den Demokraten gelingen, die Regenbogenkoalition Obamas zusammenzuhalten, sind die Aussichten für die Zukunft nicht schlecht. Die Aufgabe ist nicht einfach, in einem Land kontinentaler Ausdehnung mit 50 Landesparteien muss eine ungemein komplexe Koalition halten: aus Latino-Unterschichten, Schwarzen in metropolitanen Zentren, aber auch ländlichen Regionen, weißen Mittelschichten aus den Vororten und – die vielleicht größte Herausforderung – weißen ländlichen Unterschichten, die traditionell demokratisch wählten, aber in den vergangenen Jahren vermehrt ins rechte und rechtsextreme Lager abgedriftet sind.
Die anhaltenden demografischen Veränderungen der US-Gesellschaft sind eine große Herausforderung. Das Anwachsen der Latino-Minderheit ist die dramatischste Veränderung: Bereits jetzt sind die USA mit 55 Millionen Hispanics das zweitgrößte spanischsprechende Land der Welt nach Mexiko. Diese Zahl wird sich bis 2050 auf 110 Millionen verdoppeln, mit einem Durchschnittsalter von unter 31 Jahren. Zum Vergleich: Deutschland wird 2050 noch rund 69 Millionen Einwohner haben, Durchschnittsalter 50 Jahre und knapp 40 Prozent im Ruhestand.
Diese Veränderungen spielten auch Joe Ossoff in der ersten Nachwahlrunde in Georgia in die Hand. In seinem Wahlbezirk machen die stärker den Demokraten zugewandten Latinos mehr als 13 Prozent der Bevölkerung aus – vier Prozent mehr als 2014. Dieser Wahlkreis, den Mitt Romney 2012 mit mehr als 23 Prozent Vorsprung gewinnen konnte, verdeutlicht die sozialen und kulturellen Veränderungen, die bis in den tiefen Süden des Landes reichen.
Die Nachwahlen gewähren einen ersten Einblick, wie weit die Konsolidierung der demokratischen Partei fortgeschritten ist, und wie viel politischen Schaden Donald Trump in der republikanischen Partei angerichtet hat.