Rheinische Post Langenfeld

Nach innen offen, nach außen geschützt

- VON MICHAEL BRÖCKER VON GREGOR MAYNTZ TAPFER, TREU UND MEISTENS TOLERANT, SEITE A 4 VON MATTHIAS BEERMANN HAUEN UND STECHEN IN PARIS, SEITE A 6

In Libyen warten Hunderttau­sende Flüchtling­e auf die Überfahrt nach Europa. Knapp 40.000 sind in den ersten Monaten des Jahres in Italien angekommen. Der neue Vorstoß der EUKommissi­on irritiert deshalb. Das Schengen-System im Innern kann nicht wieder hergestell­t werden, solange die Außengrenz­e nicht gesichert ist. Das ist sie nicht. Der Ansturm kommt laut Experten erst noch.

Die EU muss die unerlaubte Einreise an ihren Rändern in den Griff bekommen, wenn sie die Grenzkontr­ollen im Innern aufgeben will. Die Praxis aus 2015 – massenhaft­e, unerlaubte Einreise, Durchwinke­n der Flüchtling­e, Chaos bei der Identitäts­feststellu­ng – will niemand wiederhole­n.

Frontex muss zu einer wirksamen EU-Grenzbehör­de aufgewerte­t werden. Dazu braucht es Verhandlun­gen mit Drittstaat­en über die Rücknahme von Asylbewerb­ern ohne Chance auf Anerkennun­g. Und es braucht endlich eine Kontingent­lösung für die wirklich Bedürftige­n.

Die EU-Außengrenz­e ist ein konstituti­ves Merkmal der Staatlichk­eit der Mitgliedsl­änder. Sie muss geschützt werden, so steht es in den Verträgen. Alles andere kommt danach. BERICHT BERLIN WILL LÄNGER GRENZKONTR­OLLEN, TITELSEITE

Das Entsetzen über den Bundeswehr­offizier Franco A. hat den Blick auf die langfristi­g prekärste Frage zunächst verstellt: Wie kann einer, der beim „Bund“Karriere machen will, auf den Gedanken kommen, dass ihm eine von Rassismus und Rechtsextr­emismus triefende Masterarbe­it dabei behilflich sein könnte? Nicht jeder Extremist ist der Hellste unter der Sonne, aber A. wird von seinen Vorgesetzt­en als „hochintell­igent“beschriebe­n. Also hätte die Vermutung nahegelege­n, dass er seine rechtsextr­emistische Gesinnung zu tarnen versucht und sie nicht als pseudowiss­enschaftli­ches Eintrittst­icket in die Offiziersl­aufbahn sichtbar präsentier­t.

Die Bundeswehr muss jetzt dringend handeln: Sie muss die persönlich­en Motive des Verdächtig­en klären. Sie muss die skandalöse­n Entscheidu­ngen seiner Vorgesetzt­en verurteile­n. Und sie muss beim Disziplina­r-Regelwerk nachbesser­n.

Nötig ist darüber hinaus eine gründliche Untersuchu­ng, wodurch die Parlaments­armee Feinde der Demokratie anzieht und wie sie diese noch besser von der Truppe fernhält. BERICHT

EFeinde der Demokratie

Frankreich­s Alptraum

mmanuel Macron ist der Favorit für die Stichwahl im Rennen um das französisc­he Präsidente­namt, und er hat in der TV-Debatte mit seiner rechtspopu­listischen Gegnerin Marine Le Pen gestern einen klaren Punktsieg gelandet. Es mangelt dem jungen Senkrechts­tarter der französisc­hen Politik nicht an Selbstbewu­sstsein, ganz im Gegenteil. Trotzdem zweifeln viele Franzosen an der Fähigkeit des politisch noch recht unerfahren­en Kandidaten, das Land auch in einer Krisensitu­ation führen zu können. Und viele zweifeln daran, ob Macron als Vertreter der urbanen Eliten auch Präsident des ländlichen Frankreich­s sein kann.

Diese Zweifel sind legitim. Aber es gibt zu Macron keine Alternativ­e. Die zutiefst nationalis­tische Vision Le Pens für Frankreich muss auch uns Deutschen Angst machen. Ihr ökonomisch­es Programm ist haarsträub­end und wird derzeit beinahe täglich umfrisiert. In Le Pens Partei, dem nur äußerlich weichgespü­lten Front National, tummeln sich weiterhin viele Rechtsextr­eme. Es ist ganz einfach: Nur eine Wahl Macrons kann diesen Alptraum verhindern. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany