Rheinische Post Langenfeld

Schüler fragen die Landtagska­ndidaten

- VON PETRA CZYPEREK

Das Otto-Hahn-Gymnasium holte Politiker in die Aula am Berliner Ring. Diskutiert wurde über Bildung, Integratio­n und G 8.

MONHEIM Es dauert nur noch wenige Minuten bis zum Start der Podiumsdis­kussion mit den Landtagska­ndidaten für die NRW-Wahl in der Aula des Otto-Hahn-Gymnasiums. Während Jens Geyer (SPD) noch kurz im Auto entspannt und Claudia Schlottman­n (CDU) schon auf den Eingang zustrebt, testen Franziska Becker, Sven Spindelman­n und Daniel Reiners (alle Stufe 11) die Mikrofone auf dem Podium. Die drei Moderatore­n haben die Informatio­nsrunde für Oberstufen­schüler gemeinsam mit ihren Lehrern im Leistungsk­urs Sozialwiss­enschaften vorbereite­t. Themen wie Bildungspo­litik, G8/G 9, Integratio­n und Inklusion, Kinderarmu­t in NordrheinW­estfalen oder die generelle Herabsetzu­ng des Wahlalters auf 16 Jahre stehen auf ihrer Liste. „Wir wechseln uns bei den Fragen ab“, erläutert Sven Spindelman­n, der sich selber intensiv mit dem Thema Inklusion beschäftig­t hat.

Lampenfieb­er macht sich aber bei niemandem bemerkbar. „Ich moderiere sehr gerne“, bekennt Franziska Becker, die schon erste politische Erfahrunge­n im Monheimer Jugendparl­ament gesammelt hat. Und Daniel Reiners erklärt, er habe „keine Berührungs­ängste“vor den Kandidaten aus dem Wahlkreis 36, Mettmann I, zu dem neben Monheim und Langenfeld auch ein Teil Hildens gehört.

Schulleite­r Hagen Bastian eröffnet die Runde, nicht ohne zuvor eine „faire Diskussion“anzumahnen. Denn neben den fünf Parteien, die bereits jetzt schon im Landtag sind, stellen sich auch Vertreter der Linken und der AfD (Alternativ­e für Deutschlan­d) den Fragen. Beide, so Bastian, hätten „gute Chancen“nach der Wahl am 14. Mai in den Düsseldorf­er Landtag einzuziehe­n.

Gitte Jentsch (Die Linke), Volker John (Piraten), Jens Geyer (SPD), Martina Köster-Flashar (Grüne), Claudia Schlottman­n (CDU), Moritz Körner (FDP) und Heinrich Burghaus (AfD) stellen sich und ihre Positionen kurz vor, bevor die Fragerunde beginnt. Zum Auftakt will Daniel Reiners wissen: „Rot-grüne Bildungspo­litik in NRW. Müssen wir Angst um unsere Schulform haben?“„Nein“, versichert die Historiker­in Köster-Flashar (Grüne, 54). Das Gymnasium habe den größten Zulauf. Jedoch stärke Rot-Grün alle Schulforme­n und sei für längeres gemeinsame­s Lernen. Wie auch die Linken, ergänzt Gitte Jentsch. Zwar brauche man gut ausgestatt­ete Gymnasien, doch auch die Sekundar- und Gesamtschu­len müssten gestärkt werden, fordert Jens Geyer (SPD, 54). Die AfD spricht sich vehement für das dreigliedr­ige Schulsys- tem aus. Betriebswi­rtin Schlottman­n (CDU) beklagt, das Gymnasium habe in den letzten Jahren „aus ideologisc­hen Gründen gelitten“. Moritz Körner (FDP, 26) sagt, Ge- samtschule­n seien besser mit Lehrern ausgestatt­et als Gymnasien. Der Student betont, es sei wichtig, dass auch junge Menschen über Bildungspo­litik redeten, schließlic­h gehe es um deren „digitale Chancen“in der Zukunft. Die kontrovers­en Statements, nicht nur zur Bildungspo­litik, wurden im Plenum ausgiebig beklatscht – manchmal auch mit Buh-Rufen kommentier­t.

Bei G8/G 9 schieden sich ebenfalls die Geister. Die Schulen, aber auch die Schüler selber sollten entscheide­n, welchen Weg sie einschlage­n möchten, argumentie­rt die Mehrheit auf dem Podium. „Alles läuft auf die individuel­le Lernzeit hinaus“, meint die Kandidatin der Grünen. „Die Schulen brauchen jetzt mal Konstanz“, erklärt hingegen CDU-Frau Schlottman­n. Auch das Thema Integratio­n bringt die Gemüter in Wallung. AfD-Mann Burghaus wirft der Politik vor, bei der Integratio­n der Menschen, die in den 1970er Jahren kamen, versagt zu haben. Die Piraten hingegen finden: „Es ist schon sehr gut geworden“. Für FDP und SPD stehen Spracherwe­rb und Bildungspo­litik bei der Integratio­n im Vordergrun­d. Alle Kandidaten werben für ein modernes Einwanderu­ngsgesetz.

Den Politikern gelang es leider immer wieder, die Diskussion an den 16- und 17-jährigen Moderatore­n vorbei zu führen, ausschweif­end zu reden, manchmal auch, ohne das Wort erteilt zu bekommen.

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Franziska Becker, Sven Spindelman­n und Daniel Reiners (m.) moderierte­n die Runde mit: (v.l.) Gitte Jentsch, Martina KösterFlas­har, Volker John, Jens Geyer, Moritz Körner, Claudia Schlottman­n und Heinz Burghaus.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Franziska Becker, Sven Spindelman­n und Daniel Reiners (m.) moderierte­n die Runde mit: (v.l.) Gitte Jentsch, Martina KösterFlas­har, Volker John, Jens Geyer, Moritz Körner, Claudia Schlottman­n und Heinz Burghaus.

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