Rheinische Post Langenfeld

Haftbefehl gegen die Hintermänn­er

- VON REINHARD KOWALEWSKY VON DETLEV HÜWEL VON ANTJE HÖNING CHEMIE KRITISIERT SPIONAGE-ERLASS, SEITE C 1

Es ist dreist, dass der Schweizer Geheimdien­st den zwielichti­gen Sicherheit­sexperten Daniel M. dafür bezahlt hat, NRW-Finanzbeam­te als Informante­n anzuheuern. Denn egal, ob dem 54-jährigen Ex-Polizisten das Anheuern eines Verräters wirklich gelungen ist oder er die 60.000 Euro für andere Zwecke genutzt hat, unser Nachbarlan­d entlarvt die Bekenntnis­se zu dem ab 2018 geltenden offenen Austausch über Kontodaten als Lüge. Politik und Steuerfahn­der müssen wachsam bleiben.

Unsere Justiz sollte aber auch die vier namentlich bekannten Hintermänn­er aus der Schweiz zur Fahndung ausschreib­en. Das wäre auch eine gute Antwort darauf, dass die Schweiz 2012 drei NRW-Steuerfahn­der auf die Fahndungsl­iste gesetzt hat, weil sie das eidgenössi­sche Bankgeheim­nis durch den Kauf von Steuer-CDs gebrochen hätten. Das sorgte zwar bei deutschen Fahndern für Spott, weil der Haftbefehl nur in der Schweiz galt, ist aber eine gute Anregung.

Denn wenn unsere Justiz Haftbefehl­e ausstellt, gelten die europaweit. Jüngst erklärte der Chef des Schweizer Geheimdien­stes, wie er den Job sieht: „Nachrichte­ndienstlic­he Arbeit ist kein Streichelz­oo.“Das sollen seine Kollegen merken. BERICHT NRW JAGT SCHWEIZER FINANZSPIT­ZEL, TITELSEITE

Mit 13 Prozent hat die FDP ihren besten Umfragewer­t zur Landtagswa­hl am 14. Mai erreicht. Das ist das Verdienst ihres Hauptdarst­ellers Christian Lindner, der sich gestern Abend in der TV-Runde der Spitzenkan­didaten entspreche­nd selbstbewu­sst zeigte. Doch selbst wenn die FDP am Wahltag dieses Top-Ergebnis halten könnte, wäre es angesichts eines Sechs-Parteien-Landtags eher unwahrsche­inlich, dass sie bei der Regierungs­bildung mitmischt. Das liegt daran, dass die Liberalen eine (durchaus mögliche) Ampelkoali­tion mit SPD und Grünen ausgeschlo­ssen haben. Die Grünen wiederum wollen nichts mit CDU und FDP zu tun haben. Was bei all dieser „Ausschließ­eritis“übrig bleibt, ist eine große Koalition. Sie wäre nicht die schlechtes­te Lösung, sofern SPD und CDU die Chance ergriffen, das Land bei Bildung, Wirtschaft und Verkehr aus seinem Schattenda­sein zu befreien. Haben Kraft und Laschet dazu den Mut? Die hektische TV-Spitzenrun­de lässt Zweifel aufkommen. Aber im Wahlkampf ist der Ton oft ruppig. Hoffentlic­h kehrt nach der Wahl die Sachlichke­it zurück. BERICHT UMFRAGE: IN NRW LIEGT DIE . . ., TITELSEITE

Das Ziel der EU ist verständli­ch: Sie will, dass Unternehme­n Anwohner gründlich über Neubauten informiere­n. Das ist gerade in NRW wichtig, wo Betriebe und Bevölkerun­g eng zusammenle­ben. Doch die Landesregi­erung hat das Kind mit dem Bade ausgeschüt­tet – wieder mal. Die grüne Bildungsmi­nisterin hat die UN-Konvention zur Inklusion so einseitig interpreti­ert, dass an Schulen Chaos herrscht, unter dem behinderte wie nichtbehin­derte Schüler leiden. Der grüne Umweltmini­ster hat die Anforderun­gen der EU so verschärft, dass Firmen nun sämtliche Baupläne ins Netz stellen müssen. Zu recht warnen Konzerne wie Lanxess, dass dies einer Einladung für Konkurrent­en zur Industries­pionage gleichkomm­t. Mit den Nadelstich­en des Verwaltung­srechts setzt Remmel der Wirtschaft zu. Ähnliches hat auch der Versorger Uniper erlebt, dem er für das Kraftwerk Dattlen verschärft­e Quecksilbe­r-Grenzwerte aufbrummte. Hier schimmert die alte grüne Ideologie durch, wonach Industrie per se böse ist. Wer Firmen so schikanier­t, darf sich nicht wundern, wenn sie einen Bogen um NRW machen.

BERICHT

Also doch die Groko?

Grüne Schikane

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