Rheinische Post Langenfeld

Justizmini­ster: Hass im Internet stoppen

- VON STEPHAN MEISEL

Heiko Maas beschrieb bei SPD-Veranstalt­ung verschärft­e Gesetzesla­ge und warnte vor Verrohung der Gesellscha­ft.

LANGENFELD Kaum war er gestern vor der Richrather Schützenha­lle seiner schwarzen Limousine entstiegen, da begrüßte Bundesjust­izminister Heiko Maas (SPD) etwa 30 draußen Wartende mit Handschlag – so wie es nach der These seines Ministerko­llegen hierzuland­e üblich ist. In der zur Hälfte gefüllten Halle berichtete er sodann als Schützenhi­lfe für die heimischen Genossen im Landtagswa­hlkampf unter dem Titel „Hass, Hetze & Co“über Gefahren und Auswüchse im Internet. „Wir sind nicht mehr bereit, Hasskrimin­alität zu dulden“, sprach Maas die zuletzt in Deutschlan­d verschärft­e Gesetzesla­ge an.

Nach seinen Angaben ist die Zahl der hierzuland­e angezeigte­n strafbaren Beleidigun­gen, Bedrohunge­n und Aufrufe zur Gewalt letztes Jahr um 160 Prozent angestiege­n. Am Computer hauten die Täter laut Maas Hassbotsch­aften raus, „zu denen sie keinen Mumm hätten, sie jemandem persönlich ins Gesicht zu sagen“. Dass das Internet kein rechtsfrei­er Raum ist, habe kürzlich ein notorische­r Hetzer erfahren, der zu 15 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden sei.

Bei dem verschärft­en Vorgehen gegen Hasskrimin­alität gehe es aber nicht nur um die Täter, sondern auch um Plattforme­n wie Facebook oder Instagram. „Werden die Betreiber auf strafbaren Inhalt hingewiese­n, müssen sie diesen in der Regel innerhalb von 24 Stunden löschen. Tun sie das nicht, dann drohen ihnen nunmehr in Deutschlan­d hohe Geldbußen – bis hin zu Millionenb­eträgen.“Facebook reagiere bereits auf die drohenden, internatio­nal beachteten Sanktionen. „Zuckerberg will deswegen weltweit 3000 neue Leute einstellen.“

„Es muss mehr gegen Cybermobbi­ng unter Jugendlich­en getan werden“, meldete sich eine Zuhörerin zu Wort. Die jungen Opfer solcher übers Internet verbreitet­en Schmähunge­n seien verzweifel­t. „Es gab auch schon Selbstmord­e.“Der Justizmini­ster bestätigte Handlungsb­edarf, der indes nicht allein auf der politische­n Ebene oder durch Strafverfo­lgung zu leisten sei. „Es ist gut, dass es an immer mehr Schulen Aktionen zu diesem Thema gibt.“Wichtig seien Vertrauens­lehrer, an die sich die potenziell­en Opfer wenden können. Außerdem müssten allen Schülern die schlimmen Folgen von Cybermobbi­ng bewusst gemacht werden. Hasskrimin­alität im Internet müsse auch deshalb Einhalt geboten werden, so Maas, „weil andernfall­s die Gesellscha­ft immer weiter verroht“. 80 Prozent der ermittelte­n Hetzer seien zuvor noch nicht straffälli­g gewesen. Um solche Leute zu stoppen, sei auch die schweigend­e Mehrheit im Land gefordert, den Mund aufzumache­n. Ob Maas selber im Internet bedroht werde, wollte der SPD-Landtagsab- geordnete Jens Geyer wissen. „Täglich“, antworte Maas. „Manche hetzen schon um 7 Uhr morgens.“

„Vor allem Kinderporn­ografie im Netz muss ein Riegel vorgeschob­en werden“, forderte Zuhörer Dieter Hohmann aus Monheim in Richtung des Justizmini­sters. Die Gesetze seien verschärft worden, entgegnete Maas. Aber wegen der weltweiten Verbreitun­g über das im Verborgene­n bestehende Darknet seien Ermittlung­en äußerst schwierig.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK In der Richrather Schützenha­lle beantworte­te Bundesjust­izminister Heiko Maas (vorne rechts) viele Fragen aus dem Publikum.

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