Rheinische Post Langenfeld

Wahlarena: Neues Format kommt gut an

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

RP, Radio Neandertal und Volkshochs­chule nahmen die Kandidaten für den Landtag ins Kreuzverhö­r.

HILDEN Wahlverans­taltungen können durchaus unterhalts­am sein. Das zeigte die Wahlarena von RP, Radio Neandertal und Volkshochs­chule im Weiterbild­ungszentru­m „Altes Helmholtz“. Die Moderatori­nnen Gökçen Stenzel (RP) und Tatjana Pioschyk (Radio Neandertal) hatten sechs Bonni-Schüler eingeladen, sich die Plakate der sechs Landtagska­ndidaten genauer anzuschaue­n. „Ich dachte zuerst an Sparkasse“, sagte Saskia (17) zu Christian Untrieser (34, CDU): „In echt gefallen Sie mir besser.“Die Fragen der jungen Leute trafen ins Schwarze, ohne zu verletzen. „Wie grün sind die Grünen?“, wollte Frederic (17) von Martina Köster-Flashar wissen. „Kann die SPD nicht mit Geld umgehen?“, fühlte Merle Jens Geyer auf den Zahn. „Können Sie ihre Ziele auch umsetzen?“, hakte Chayenne (13) bei Dirk Wedel (FDP) nach. „Darf ich meine schwarzen Mitbürger jetzt wieder Neger nennen?“, wollte Ben von Heinz Burghaus (AfD) wissen – nachdem AfDSpitzen­kandidatin Alice Wedel erklärt hatte, politische Korrekthei­t gehöre auf den Müllhaufen der Geschichte.

Die gut 100 Zuhörer erfuhren aber auch viel Neues. Man habe gerade versucht, bei ihr einzubrech­en, erzählte Michaele Gincel-Reinhardt (Linke). „Die gute Nachbarsch­aft hat mir geholfen. Kriminalit­ät kann man nur durch stabile soziale Verhältnis­se bekämpfen.“Auch bei Christian Untrieser (CDU) ist schon eingebroch­en worden: „Wir müssen dem Staat alle mögliche Infrastruk­tur zur Verfügung stellen.“Alle sechs Landtagska­ndidaten sprachen sich übrigens für mehr Neueinstel­lungen bei der Polizei aus. „Erkrath ist ein heißes Pflaster“, be- tonte Gincel-Reinhardt: „Die Dienststel­le muss im Ort bleiben.“No-Go-Areas gebe es im Kreis Mettmann nicht, meinte Jens Geyer (SPD). „Es gibt Problember­eiche. Ich gehe auch nachts durch Monheim-Süd.“Zustände wie in Marxloh ziehen Kriminelle an, meinte Dirk Wedel (FDP): „Der Staat muss mit allem, was er hat, dort wieder für Ordnung sorgen.“

Wie kann man bezahlbare­n Wohnraum schaffen?, wollte Zuhörer Dieter Braun wissen. „Rot-Grün hat die Grunderwer­bssteuer drastisch erhöht“, antwortete Untrieser: „Die CDU will einen Freibetrag für Familien einführen.“„Wir brauchen diese Einnahmen“, verteidigt­e Jens Geyer (SPD). Letztlich sei es an den Städten, mehr günstigen Wohnraum zu schaffen. Welche Rezepte haben die Regierungs­parteien RotGrün gegen den Verkehrsin­farkt? Jens Geyer sprach Klartext: „Derzeit werden viele wichtige Bauprojekt­e umgesetzt. Die nächsten zehn Jahre wird es weiter Staus geben.“„Wir brauchen neue Konzepte, um die Straßen zu entlasten“, sagte dagegen Martina Köster-Flashar: „Der öffentlich­e Nahverkehr muss sauber, sicher und zuverlässi­g sein. Wir schlagen ein einheitlic­hes Verbundsys­tem für ganz NRW vor.“

Muss das Binnen-Sternchen in der deutschen Sprache (Bürger*innen) eigentlich sein? Das habe die grüne Jugend so gewollt, berichtete Köster-Flashar: „Ich persönlich finde das gut. Sprache verändert auch das Denken der Gesellscha­ft.“„Wir haben einen feministis­chen Schwerpunk­t mit strikter Quotierung“, bekannte sich Gincel-Reinhardt zum Binnen-Sternchen. „Ich schreibe so in Facharbeit­en“, erzählte Schülerin Merle. „Mir ist das zu viel Arbeit“, sagte Saskia. Unter www.rp-online.de/hilden gibt es auch Video von der Wahlarena im Weiterbild­ungszentru­m „Altes Helmholtz“in Hilden.

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RP-FOTO: KÖHLEN Sie gehören teils zum Wahlkreis 36, teils zu 37: Michaele Gincel-Reinhardt , Jens Geyer, Martina Köster-Flashar, Christian Untrieser, Dirk Wedel und Heinz Burghaus (v.li.) Im Hintergrun­d füllt sich allmählich der Saal.
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Bei der Fragerunde mit dem Publikum ging es um hohe Mieten und schlechte Bildung von Schülern.
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Bonni-Schülerin Saskia fragt Untrieser nach seiner Meinung zur Homo-Ehe samt Adoption.
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