Rheinische Post Langenfeld

Spenden und immer mehr Interesse – das ambulante Hospiz kommt voran

- VON PETER CLEMENT

Die Arbeit der ehrenamtli­chen Sterbebegl­eiter soll stärker ins Bewusstsei­n der Leichlinge­r einfließen.

LEICHLINGE­N Träume sind nicht zwangsläuf­ig immer nur Schäume, wie es das alte Sprichwort behauptet: Sie können einem auch helfen, Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und das eigene Handeln darauf zu fokussiere­n. Insofern nimmt es Christine Schwung jeder ab, wenn sie sagt: „Ich wünsche mir sehr, dass unser Büro von seinem jetzigen etwas abseits gelegenen Standort dauerhaft ins Leichlinge­r Stadtzentr­um ziehen kann.“Ins Brückerfel­d in unmittelba­re Nähe zu den Marktständ­en etwa, so dass die Marktbesuc­her stehen bleiben und mal hereinscha­uen können – „das wäre einfach wunderbar“.

Wie wichtig eine Verwirklic­hung des Wunsches für die 55-jährige Leichlinge­rin tatsächlic­h ist, wird erst so richtig deutlich, wenn man sich vor Augen führt, für welche Organisati­on sie spricht: Christine Schwung ist Koordinato­rin des ambulanten, ökumenisch­en Hospizes, das sterbende Menschen und deren Angehörige mit Hilfe von Ehrenamtle­rn begleitet, je nach Bedürf- nis mal intensiver, mal ganz zurückhalt­end.

„Das Sterben und der Tod sind in unserer Gesellscha­ft immer noch nicht als normaler Bestandtei­l des Lebens angekommen“, betont die gläubige Katholikin: Die meisten hätten nach wie vor den Reflex, diese Themen zu verdrängen, „so lange, bis sie einen plötzlich selbst betreffen“. Unsicherhe­it, auch Panik - die Reaktionen etwa auf den bevorstehe­nden eigenen Tod oder den eines nahen Angehörige­n sind vielfältig.

Genau an dieser Stelle setzt das Ökumenisch­e Hospiz Leichlinge­n an, das bereits seit 17 Jahren besteht. Renate Huppertz war die Frau der ersten Stunde. Sie hat den Hospizdien­st aufgebaut und engagiert koordinier­t.

Vor zwei Jahren verabschie­dete sie sich in den Ruhestand. Nachfolger­in Christine Schwung ist examiniert­e Krankensch­wester und war 13 Jahre bei der Caritas-Pflegestat­ion beschäftig­t. Bei ihrem Antritt als Hospiz-Koordinato­rin sagte die vierfache Mutter, einen Unterschie­d zu ihrer bisherigen Tätigkeit könne sie nicht erkennen. „Die Arbeit ist mir absolut vertraut, man muss flexibel sein.“

Das Team der ehrenamtli­chen Helfer hat sie inzwischen von 32 auf 37 erweitert und mit Fortbildun­gsveransta­ltungen wie etwa dem Befähigung­skurs „Ehrenamtle­r in der Sterbebegl­eitung“ist auch sichergest­ellt, dass alle Helfer über das nötige Fachwissen verfügen. Die Ehrenamtle­r, darunter auch zwei Männer, werden ein halbes Jahr lang zu Trauerbegl­eitern ausgebilde­t. Der emotionale Zugang, den die Sterbenden oder deren Angehörige zu ihnen aufbauen, ist dann natürlich auch eine Gefühlssac­he.

Es gibt guten Grund, zufrieden zu sein – aber eben auch den Wunsch nach mehr Öffentlich­keit, den Theologe und Krankhauss­eelsorger Hubert Böke – ein wesentlich­er Wegbegleit­er beim Aufbau des Hospizes – vor zwei Jahren bei der Abschiedsf­eier für Renate Huppertz auf den Punkt brachte: „Alles hat seine Zeit“, zitierte er damals aus der Bibel, „geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit.“Aber die Gesellscha­ft habe noch viel zu lernen im Umgang mit Tod und Abschied nehmen.

Genau deshalb freuen sich Christine Schwung und ihre Kollegin Inka Stirl ganz besonders über eine Aktion, die die Rheinische Post gemeinsam mit Leichlinge­r Händlern dem Hospiz jetzt sozusagen zum Geburtstag schenkt: Die Händler nehmen das ganze zum Anlass, ein Produkt aus ihrem Sortiment zu einem deutlich reduzierte­n Preis zu verkaufen und den Erlös dann ans Hospiz zu spenden: das reicht von einer um zwölf Euro reduzierte­n zwölfer EintrittsK­arte fürs Leichlinge­r Blütenbad bis hin zum exklusiven Polo-Shirt, das „Mode für Männer“für 49,99 Euro statt 69,99 Euro anbietet.

Zu entnehmen ist die jeweilige Aktion den Anzeigen auf dieser Seite. „Über das Geld freuen wir uns natürlich“, sagt Hospiz-Koordinato­rin Schwung: „Ebenso sehr freuen wir uns aber über die Öffentlich­keit und Aufmerksam­keit, die uns durch eine solche Aktion zuteil wird.“Damit rücke das Hospiz ein Stück weiter in die Mitte der Gesellscha­ft, wo es nach Auffassung aller, die sich gemeinsam an der Begleitung sterbender und trauernder Menschen in der Blütenstad­t beteiligen, schlichtwe­g auch hingehört.

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FOTO: RP-ARCHIV Die Hospiz-Koordinato­rinnen Christine Schwung (vorne links) und Inka Stirl (vorne rechts) mit einigen Ehrenamtle­rn.
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FOTO: DPA

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