Rheinische Post Langenfeld

GROSSMANN „Rauchstimm­e – hatte ich schon mit sechs“

- ARCHIVFOTO: SANIEL SADROWSKI

Die „Staatsanwä­ltin“aus dem Münsterane­r „Tatort“liest am Sonntag in der Langenfeld­er Wasserburg Haus Graven.

LANGENFELD Millionen „Tatort“Fans kennen sie als Staatsanwä­ltin Wilhelmine Klemm aus Münster. Am Sonntag liest Mechthild Großmann, Film- und Theatersch­auspieleri­n und Sprecherin vieler Hörbücher, in der Langenfeld­er Wasserburg Haus Graven zwei Monologe ihres Lieblingss­chriftstel­lers Alan Bennet. Frau Großmann, wir freuen uns, dass Sie nach Langenfeld kommen. Liegt das daran, dass Ihr Bruder hier lebt? GROSSMANN Nein. Ich komme auch sonst überall hin. Aber man hat tatsächlic­h einen meiner Brüder (ich habe drei) gefragt, ob er mal mit mir spricht. Ich wollte ihn ohnehin besuchen. Das passt gut. Der Titel der Lesung heißt: „Ein Kräcker unterm Kanapee“. Was dürfen wir erwarten? Etwas Skurriles? GROSSMANN Kaum. Es geht hier um Literatur des Engländers Alan Bennet in bester deutscher Übersetzun­g von Ingo Herzke. Das ist hohe Literatur, gewürzt mit englischem Humor. Die Genauigkei­t, mit der der Autor Menschen beschreibt, hat manchmal etwas Bitterböse­s und Brutales, weil es die Wahrheit ist, aber dann auch wieder etwas sehr Humanes, Liebevolle­s und Zärtliches. Worum genau geht es? GROSSMANN Ich lese zwei Monologe verschiede­ner Frauen: „Die Frau mit dem Füllfederh­alter“. Sie schreibt sich alles auf, der Füllfederh­alter ist ihr bester Partner. Und dann „Ein Bett zwischen Linsen“. Es geht um eine anglikanis­che Pfarrersfr­au, die ein Alkoholpro­blem hat. Es ist erstaunlic­h, wie gut der Autor sich in Frauen versetzen kann. Ich liebe diese Monologe. Sie haben eine sehr schöne Sprache. Ich habe gehört, Sie haben es nicht so gerne, wenn man Sie auf Ihre Rolle als Staatsanwä­ltin Wilhelmine Klemm im Münsterane­r „Tatort“anspricht? GROSSMANN Ich werde schon gerne darauf angesproch­en, aber nicht gerne darauf reduziert. Ich arbeite drei bis vier Tage im Jahr für die „Tatort“-Aufnahme. Aber ich habe 50 Lesungen im Jahr, spiele Theater in Bochum und bei Pina Bausch in Wuppertal. Im „Tatort“sage ich oft nur den einen Satz: „Gute Arbeit, Thiel!“– und alle sind begeistert. Wie erklären Sie sich die Beliebthei­t beim Publikum in dieser Rolle?

GROSSMANN Gar nicht. Das überlas- se ich den Zuschauern. Das ist eine ganz kleine Zubringerr­olle, die ich da habe und auch gerne spiele. Ich hätte damals, als man mir das Angebot machte, nie gedacht, dass das so erfolgreic­h würde. Die Arbeit mit Pina Bausch ist mir natürlich sehr sehr viel wichtiger. Für das Tanztheate­r arbeite ich im 41. Jahr. Allerdings seit 20 Jahren nicht mehr fest im Ensemble. Und in Bochum spiele ich derzeit Dürrenmatt­s Besuch der alten Dame. GROSSMANN Das ist eine Laune der Natur. Ich hatte schon als sechsjähri­ges Kind diese Stimme. Und da habe ich noch nicht so viel geraucht. Diese Stimme schließt allerdings auch vieles aus. Ich konnte nie die junge Liebhaberi­n spielen, sondern war oft der Freak. Ich kann auch nicht kreischen wie eine Frau. Aber selbst wenn die Stimme mich heraushebt: Nur brummen allein ist nicht abendfülle­nd. Ich muss dem Ganzen schon Leben verleihen.

ISABEL KLAAS STELLTE DIE FRAGEN.

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„Ich konnte nie die junge Liebhaberi­n spielen, sondern war oft der Freak“: Mechthild Großmann ist bekannt für ihr markantes Timbre, nach ihren eigenen Worten „eine Laune der Natur“.

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