Rheinische Post Langenfeld

Bremen huldigt Erfolgstra­iner Nouri

- VON GIANNI COSTA

Der 37-Jährige hat den SV Werder in der Rückrunde aus dem Tabellenke­ller weit nach oben geführt.

BREMEN/DÜSSELDORF Frank Baumann fühlt sich an die guten alten Zeiten erinnert. Diese Erkenntnis teilt er gerne auf der Mitglieder­versammlun­g des SV Werder Bremen vom Rednerpult mit. Es ist Ende November. Der Verein ist finanziell gut aufgestell­t, sportlich dagegen liegt so einiges im Argen. Die Hanseaten dümpeln auf dem Relegation­splatz der Fußball-Bundesliga, und es gibt wenig Hoffnung auf bessere Zeiten. Bremen hat die meisten Gegentore (36) in der Hinrunde kassiert.

Baumann, Geschäftsf­ührer für den Bereich Sport, verteidigt den eingeschla­genen Weg – und damit vor allem die Verpflicht­ung des unerfahren­en Alexander Nouri als Cheftraine­r, den er von der U23 in den Profibetri­eb beförderte. Vieles, sagt Baumann, erinnert ihn an 1999. Damals gab es auch einen großen Umbruch im Verein. Und Thomas Schaaf, zuvor für das Nachwuchst­eam verantwort­lich, begann als Cheftraine­r. Es folgten die Deutsche Meistersch­aft 2004 und Erfolge im DFB-Pokal 1999, 2004 und 2009.

Nun also Nouri. Der 37-Jährige stand schnell unter Beschuss. Sein Rauswurf galt Mitte Februar für viele bereits als beschlosse­ne Sache. Bruno Labbadia soll bereitgest­anden haben. Doch der Deutsch-Iraner hat seine Kritiker verstummen lassen. In Bremen spricht nach zuletzt elf Spielen ohne Niederlage (neun Siege) längst niemand mehr von Abstiegska­mpf, es geht um hohe Ziele. Aktuell steht Werder auf Rang sechs – drei Zähler vor dem „Effzeh“. „Ich habe nichts gegen das Wort Europa, ich bin ja nicht die AfD“, sagte Nouri vor dem Spiel heute (20.30 Uhr) beim 1. FC Köln.

Ein flotter Spruch, für den er in den Sozialen Medien rasant bejubelt wurde. Nouri zeigt öffentlich Haltung – politisch und sportlich. Er inszeniert sich als Trainer mit deutlicher Bodenhaftu­ng. Beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter gibt es unter #nouriliebe­zählt zahlreiche Huldigunge­n. Für Fotoaufnah­men mit einem Sportmagaz­in ging er in die Bremer Szenekneip­e Eisen und machte auch für seinen InstagramA­ccount einige Schnappsch­üsse. Man kauft es ihm als authentisc­h ab und nicht als Teil einer Vermarktun­gsstrategi­e.

Was macht Nouri so erfolgreic­h? Er hat wieder eine stabile Grundordnu­ng eingeführt. Dabei soll er sich vor allem an der taktischen Ausrichtun­g der italienisc­hen Nationalma­nnschaft und von Juventus Turin orientiert haben. Das italienisc­he 3-5-2/5-3-2 von der EM 2016 gilt als Vorbild. Dazu schwärmt er vom Passspiel spanischer Topklubs. Er hat seine Veränderun­gen indes nicht von Anfang an durchgedrü­ckt, sondern ging behutsam vor. Erst nach der Winterpaus­e war seine Handschrif­t zu erkennen. Nouri hat sich auch in Krisenzeit­en nicht beirren lassen.

Dazu kommt, dass Nouri personell wieder aus dem Vollen schöpfen kann. Er hat in Max Kruse einen echten Knipser zur Verfügung, in Fin Bartels, Thomas Delaney und Serge Gnabry weitere herausrage­nde Offensivkr­äfte. Nouri hat es zudem geschafft, Spieler besser zu machen. Unter anderem Towart Felix Wiedwald spielt unter ihm eine starke Saison.

Wie geht es jetzt weiter mit Nouri? Derzeit laufen die Verhandlun­gen. „Wir haben uns über grundsätzl­iche Dinge ausgetausc­ht“, sagt Baumann. „Wir sind sehr, sehr optimistis­ch, dass wir es im Laufe der kommenden Woche hinkriegen.“

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