Rheinische Post Langenfeld

Français, ne nous quittez pas!

- VON MICHAEL BRÖCKER EIN UNGEWÖHNLI­CHES PAAR . . ., SEITE A 5 VON HENNING RASCHE VON KIRSTEN BIALDIGA

Man denkt ja, das Rennen in Frankreich ist gelaufen. Doch wer die Äußerungen einiger französisc­her Linker verfolgte, konnte nur den Kopf schütteln. Lieber Le Pen als den angeblich so marktradik­alen Macron? Schlimm, wozu Ideologie in der Lage ist.

Dabei ist die Wahl des Präsidente­n von überragend­er Bedeutung. Nicht nur für die Fünfte Französisc­he Republik. Auch für uns. Für Europa. Deutschlan­d braucht Frankreich. Es darf uns nicht verlassen. Weil die Freundscha­ft der einstigen Erbfeinde täglicher Beweis ist, dass Frieden stärker ist als Hass. Weil die Nationen eng verflochte­n sind (300.000 Jobs stellen französisc­he Firmen in Deutschlan­d). Weil nur das deutsch-französisc­he Tandem die überfällig­e Innensanie­rung des europäisch­en Hauses vornehmen kann. Als Architekte­n und Bauleiter der EU.

Emmanuel Macron kann und will diese Rolle annehmen. Er will sein Land reformiere­n, die Herrschaft der bürokratis­chen Eliten aufbrechen, die innere Sicherheit stärken, ohne neue Kulturkämp­fe. Er will an der Seite der Kanzlerin – auf Augenhöhe – das Post-Brexit-Europa schlagkräf­tiger und dynamische­r machen und es dabei solidarisc­h halten. Hoffentlic­h bekommt er die Chance dazu. BERICHT

Ein Schrei nach Hilfe

ber Beamte gibt es eine Menge unsinniger Vorurteile. Grau und faul sollen sie sein. Wer im Falle der Verwaltung­srichter nun aber denkt, dass die Damen und Herren durch die vielen Asylverfah­ren eben auch mal arbeiten müssten, liegt nicht nur falsch – er diskrediti­ert die fleißige Justiz insgesamt.

Denn in den sieben Verwaltung­sgerichten in NRW leistet das Personal freiwillig­e Zusatzarbe­it. Das ist vorbildlic­h, löst aber das Problem nicht. Neue Richterste­llen hat das Land bereits geschaffen. Doch es zeichnet sich ab, dass dies nicht ausreichen wird. Es wird noch mehr Richter brauchen, aber auch noch mehr junge Juristen, die den Beruf des Richters ergreifen wollen. Dass sich die Richter in einer solch offenen Weise über ihre Belastung beklagen, darf man als einen lauten Schrei nach Hilfe begreifen. Der Justizmini­ster wird seine Richter schützen müssen. Denn: Es ist eine Grundentsc­heidung des Rechtsstaa­tes, dass Menschen gegen den Staat vor Gericht ziehen dürfen. Das gilt, das muss man leider betonen, selbstvers­tändlich auch für Asylbewerb­er. BERICHT ASYL-KLAGEN: GERICHTEN DROHT KOLLAPS . . .TITELSEITE

Amtsbonus verbraucht

Hannelore Krafts Vorsprung scheint verspielt. Der jüngsten Umfrage zufolge liegen SPD und CDU in NRW kurz vor der Wahl gleichauf. Zwar sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu behandeln – die Fehlertole­ranz liegt bei bis zu drei Prozentpun­kten. Doch ein Trend zeichnet sich ab: Die großen Parteien nähern sich an, die Ministerpr­äsidentin kann sich ihrer Wiederwahl nicht mehr sicher sein.

Lange konnte Kraft von ihrem Amtsbonus profitiere­n. Die Unzufriede­nheit ist aber offenbar größer als gedacht. Insbesonde­re für die Schulpolit­ik des grünen Koalitions­partners machen die Wähler die gesamte Landesregi­erung verantwort­lich. Hinzu kommen die Versäumnis­se des SPD-Innenminis­ters Ralf Jäger – und wachsender Unmut in der SPD-Kernklient­el der Gewerkscha­ften. Tausende Stahlarbei­ter demonstrie­rten diese Woche und forderten ein Machtwort der Ministerpr­äsidentin, weil sie sich um ihre Jobs sorgen. Dass Kraft nichts zur Beruhigung beitrug, dürfte sie weitere Stimmen kosten. Ausgerechn­et im Ruhrgebiet, das für die SPD wahlentsch­eidend ist. BERICHT CDU NOMINIERT TEAM . . ., TITELSEITE

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