Rheinische Post Langenfeld

Trend zu Elektro-Bike und Pedelec hält an

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Das Tragen eines Helms ist ein ganz entscheide­nder Faktor für mehr Sicherheit im Straßenver­kehr, betont Experte Jörg Leitner.

METTMANN Jörg Leitner betreibt ein Fahrradges­chäft in Mettmann und ist selbst begeistert­er Radfahrer. Welche neuen Trends gibt es im Fahrradber­eich? LEITNER Der Trend zum Pedelec ist weiterhin ungebroche­n. Trotz erhöhter Auflage bei den Hersteller­n, sind viele 2017er Modelle schon jetzt vergriffen. Interessan­t ist, dass dies gleicherma­ßen im Mountainbi­ke-Bereich (MTB) zu beobachten ist. Viele Fahrer, die sich in der Vergangenh­eit ein teures Fully (voll gefedertes MTB) geleistet haben, schwenken um auf ein motorunter­stütztes MTB, das nur unwesentli­ch trie-Verband) inzwischen drei Millionen Elektroräd­er unterwegs (Stand März 2017). Die Absatzzahl­en hierzuland­e sind insbesonde­re seit 2008 deutlich gestiegen. Noch 2005 hatten E-Bikes lediglich einen Anteil von 0,5 Prozent am Fahrradabs­atz; 2010 waren es bereits 5 Prozent und 2012 schon 10 Prozent. Die Zahlen belegen die wachsende Bedeutung des E-Bikes. In Verkaufsza­hlen ausgedrück­t wird die zunehmende Nachfrage noch deutlicher. Konnten 2005 lt. ZIV 25.000 E-Bikes verkauft werden, waren es 2010 schon 200.000. Bis 2016 stiegen die Absatzzahl­en kontinuier­lich auf 600.000 St p.a. ( 2012: 380.000, 2013: 430.000, 2015: 535.000). Werden die E-Bikes und Pedelecs die herkömmlic­hen Fahrräder ersetzen? LEITNER Auf keinen Fall! Ich persönlich glaube zwar, dass sich der Anteil der „analogen“Räder weiter reduzieren wird. Vollständi­g ersetzt werden sie aber nicht. Herkömmlic­he Rennräder, MTBs, Touren-, Trekking- und Citybikes werden wir weiterhin auf den Straßen sehen. Wo liegt die Gefahr bei E-Rädern? LEITNER Durch das elektrisch unterstütz­te Fahren erschließt sich ein wesentlich größerer Kreis an Fahrern, die sonst womöglich nie mehr aufs Rad gestiegen wären. Auch in unserer bergigen Gegend ist es so mittlerwei­le ein Kinderspie­l, Wege mit dem E-Bike zu erledigen. Die Folge ist, dass auch viele unerfahren­e Radler auf unseren Straßen unterwegs sind. Die Unfallstat­istik spiegelt das deutlich wider: Anstieg der Pedelec-Unfälle in 2016 = 39% zum Vorjahresz­eitraum (3214 Unfälle mit 46 Todesfälle­n 2016, zu 2313 Unfällen bei 26 Todesfälle­n 2015). Das bedeutet aber nicht, dass es grundsätzl­ich gefährlich­er ist, mit dem Pedelec unterwegs zu sein. Das Unfallrisi­ko ist nicht höher als das auf konvention­ellen Fahrrädern. Es zeigt vielmehr, dass aufgrund der steigenden Absatzzahl­en der Anteil an E-Bikes am Straßenver­kehr stetig größer wird und durch die höhere Kilometerl­eistung das Unfallrisi­ko proportion­al ansteigt. Auch die Durchschni­ttsgeschwi­ndigkeit liegt bei Pedelecs um nur rund zwei km/h höher als beim Fahrrad. Was ist beim Kauf eines E-Bikes zu beachten? LEITNER Mittlerwei­le gibt es für jeden „Radel-Typ“das passende Rad! Die Vielfalt an E-Bikes ist nahezu unbegrenzt. Wichtig ist, dass man weiß, wie man sein Rad zukünftig einsetzen will. Geht es eher 2 bis 3 x im Jahr bei schönem Wetter auf die Trasse, oder nutze ich mein Rad tagtäglich, bei jedem Wetter, auf allen Pisten der Region? Je genauer diese Fragen beantworte­t werden können, umso besser kann ein Pedelec auf den Anwender zugeschnei­dert und ausgewählt werden. Sind Mountain-Bike, Crossrad oder Outdoor-Rad aus der Mode gekommen? LEITNER Der große Hype der letzten Jahre ist definitiv vorbei. Jedoch bleibt die Attraktivi­tät dieser Räder groß. Ich bin überzeugt davon, dass die genannten Radtypen weiterhin ihren Marktantei­l haben werden. Wie stehen Sie zur Helmpflich­t? LEITNER Mir gefällt der Satz: „Wer ein Hirn hat, schützt es!“Das bringt es auf den Punkt. Wer behauptet, dass er die 60er, 70er, 80er Jahre auch ohne Helm überlebt hat, liegt zwar nicht ganz falsch. Er verdrängt allerdings, dass sich der Straßenver­kehr seitdem extrem verändert hat. Die Risiken liegen oft nicht beim Radfahrer selbst, sonder bei den beteiligte­n Verkehrste­ilnehmern. Es gibt eine überzeugen­de Zahl zu diesem Thema: 90% der tödlichen Fahrradunf­älle sind auf das Nichttrage­n eines Helms zurückzufü­hren. Retroräder sind sehr im Trend. Ein modischer Schnicksch­nack, der auch noch teuer ist oder eine sinnvolle Ergänzung? LEITNER Sinnvolle Ergänzung! Als Oldtimerfa­n fragen Sie hier allerdings einen nicht ganz unbefangen­en Kandidaten. Welches Fahrrad nutzen Sie in Ihrer Freizeit? LEITNER Ich bin begeistert­er MTBFahrer. Das aktuelle Bike ist ein TREK Remedy 9 von 2015. CHRISTOPH ZACHARIAS STELLTE DIE FRAGEN.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Ist selbst ein begeistert­er Radler: Händler Jörg Leitner.

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