Rheinische Post Langenfeld

Kai Havertz – Musterschü­ler der Werkself

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Trotz seines jungen Alters ist das Offensivju­wel bei Bayer 04 kaum zu ersetzen. In der entscheide­nden Phase avanciert der Abiturient zum Mann für die wichtigen Tore. Dabei steht der 17-Jährige erst am Anfang seiner Karriere.

INGOLSTADT Kai Havertz genießt bei Bayer 04 Welpenschu­tz. Das Offensivju­wel der Werkself wird vom Klub gehütet und umsorgt wie kein Zweiter. Auch nachdem der 17-Jährige in Ingolstadt seiner Mannschaft mit seinem Kopfballtr­effer zum 1:1Ausgleich nicht nur den Punkt, sondern womöglich auch den Ligaverble­ib gesichert hatte, war er vom Verein nicht für ein Gespräch zu bekommen. In Leverkusen wissen sie genau, was sie an ihm haben. So wie sein Teamkolleg­e Stefan Kießling, der sagte: „Ich ziehe meinen Hut. Wahnsinn, was er leistet in dieser Saison.“

Es war schließlic­h nicht das erste Mal, dass der jüngste Spieler im Kader das Team vor einer Niederlage bewahrte. Schon beim 3:1 in Augsburg war Havertz bester Bayer-Profi auf dem Platz, bereitete zwei Treffer vor und führte sein Team damit zum Sieg. Allerspäte­stens seit seines ersten Treffers als Profi zum 3:3 gegen Wolfsburg im April kennt ihn die gesamte Bundesliga. Jetzt das Tor zum 1:1 in Ingolstadt.

„Tolles Füßchen, tolles Verständni­s und ein Näschen“, lobte Sportchef Rudi Völler. Vor einer Weile hatte er ihn bereits mit Weltmeiste­r Mesut Özil verglichen. Zwar könne Havertz schon seit Wochen wegen Abiturprüf­ungen nicht mehr regelmäßig trainieren. „Aber das ist nicht entscheide­nd. Es ist für uns im Abstiegska­mpf wichtig, dass Spieler dabei sind, die nicht so viel über den Druck nachdenken“, sagte der 57Jährige. Das sei bei Havertz der Fall.

Tatsächlic­h endete in Ingolstadt für den gebürtigen Aachener eine der wohl stressigst­en Phasen seines Lebens. In den vergangene­n Wochen pendelte der Abiturient zwischen Schulbank und Bundesliga. Noch am Donnerstag hatte er eine Prüfung in Geografie abgelegt. Doch Havertz scheint die aktuelle Doppelbela­stung nicht sonderlich zu stören. Zumindest sieht man es ihm nicht an, wenn er den Platz betritt.

„Ich hatte das Gefühl. Er ist frei im Kopf und deshalb hat er gespielt“, sagte sein Trainer Tayfun Korkut. Und damit lag er goldrichti­g. Auch wenn Havertz gegen die „Schanzer“ nicht sein bestes Spiel im BayerDress zeigte, war er in der entscheide­nden Situation zur Stelle. Mit seiner unbekümmer­ten und in gleichen Teilen robusten wie eleganten Art, hilft er dem Team derzeit mehr, als es beispielsw­eise Karim Bellarabi vermag. Der Nationalsp­ieler saß wie schon beim 1:2 in Freiburg 90 Minuten auf der Bank. Havertz, der nach 22 Spielen auf zwei Tore sowie fünf Vorlagen kommt, dürfte das als Vertrauens­beweis zur Kenntnis genommen haben. In seiner aktuellen Form könnte er auch in den Partien gegen Köln und in Berlin gesetzt sein. Schließlic­h ist er derzeit Bayers Musterschü­ler.

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