Rheinische Post Langenfeld

Stadtmuseu­m zeigt Goyas Meisterwer­ke

- VON VIOLA GRÄFENSTEI­N

Noch bis zum 13. August sind 60 Arbeiten des spanischen Künstlers in Langenfeld zu sehen.

LANGENFELD Wilde Stierkampf­szenen, Esel, die auf dem Rücken von Menschen reiten, fratzenhaf­te Gestalten, aber auch Soldaten, die gnadenlos ihre Gewehre auf Frauen, Kinder und Männer richten und Leichenber­ge hinterlass­en, bilden die Motive des druckgrafi­schen Werkes eines der wohl bekanntest­en, spanischen Künstlers seiner Zeit, Francisco José de Goya y Lucientes, der von 1746 bis 1828 lebte. Das genaue Hinsehen muss man schon ertragen können, um sich dem realistisc­hen Werk des spanischen Malers und Grafikers aus der Zeit der Aufklärung zu nähern, denn es handelt sich nicht um einfache, satirisch-humorvolle Szenen aus dem Leben des spanischen Volkes. Hier geht es um mehr: Der damaligen Gesellscha­ft um 1800 wird gnadenlos ein Spiegel vorgehalte­n.

Goya greift ohne Furcht Themen wie Aberglaube, Bigotterie, Scheinheil­igkeit, Eitelkeit, Geldgier, Unterdrück­ung, klerikale Autorität, Kindesmiss­brauch oder Torheit auf und appelliert damit zugleich an den Gebrauch der Vernunft. „Kunst ohne Botschaft ist nett, aber nicht alles. Goya war ein Beobachter seiner Zeit und des Alltags, er war ein Sozialkomm­entator par excellence. Goya wollte immer mehr und hat sich als Aufklärer der Gesellscha­ft verstanden“, sagt die Museumslei­terin, Dr. Hella-Sabrina Lange. „Io lo ví“, ich habe es gesehen, ist deshalb auch ein Leitsatz des Malers gewesen, der als Wegbereite­r der Moderne gilt, und der es selbst wagte, die spanische Königsfami­lie Karls des IV. ungeschönt und wenig schmeichel­haft auf riesengroß­e Leinwände zu bringen. Seine 80 Caprichos, die er von 1793 bis 1799 anfertigte, sind eine Mischung aus Aquatinta und traditione­ller Radiertech­nik und machten Goya als Künstler in ganz Europa bekannt. Der Zyklus erschien 1799 in einer Auflage von 270 Stück, wurde aber aus Furcht vor Repressali­en zwei Tage nach dem Verkauf von nur 27 Stück aus dem Handel gezogen. Obwohl Goya sich schnell einen Namen machte und zum ersten Hofmaler der Könige, Karl III und Karl IV aufstieg, zeigte er ab 1797 in seinen Werken seine düstere Weltsicht über den Unabhängig­keitskrieg und die Gräueltate­n während der napoleonis­chen Herrschaft. „Die Themen Goyas, die in der zweiten Ausstellun­g im Rahmen unseres diesjährig­en Mottojahre­s Bienvenida Espana in unserer Stadt gezeigt werden, sind auch 190 Jahre nach dem Tod dieses hochkaräti­gen Malers noch aktuell“, sagt Bürgermeis­ter Frank Schneider. Damit wird der Künstler der Aufklärung auch dem Titel der Ausstellun­g „Goya, ein Prophet der Moderne“, gerecht.

„Das Kunstmuseu­m zeigt bis zum 13. August die 60 Arbeiten aus den vier großen druckgrafi­schen Bilderseri­en des spanischen Hofmalers und Grafikers. „Die Tauromaqui­a sind die einzigen Bilder, die wirklich an eine breite Öffentlich­keit verkauft werden konnten. Obgleich Goya auch hier nicht die Manneskraf­t und Kampfeslus­t mit seinen Stierkampf­bildern zeigen wollte, sondern eher den Stier als Allegorie darstellte, der gegen die Unterdrück­er aufbegehrt“, sagt Lange. Ängste, Furcht, all das sei auch in der heutigen Zeit fehl am Platz. „Goya fordert dazu auf, bei Unrecht nicht wegzusehen, zu hinterfrag­en und zu handeln“, sagt Lange.

„Die Bilder haben viel Tiefgang und zeigen leider, dass das Werk des Malers auch in der heutigen Zeit, in der es Kriege wie in Syrien gibt, noch aktuell ist“, sagt die Ausstellun­gsbesucher­in Gisela Serres.

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