Rheinische Post Langenfeld

Camper starten verhalten in die Saison

- VON PASCAL CONRADS

Auf dem Baumberger Campingpla­tz wechseln die Gäste regelmäßig. Nur wenige bleiben konstant bis Mitte Oktober.

MONHEIM Eine Rentnerin, schick gekleidet, gold-geränderte Brille, Typ Chefsekret­ärin, kommt auf den Mann mit der abgewetzte­n blauen Arbeitshos­e und dem Flanellhem­d zu: „Na Frank, was schulde ich dir?“, fragt die Frau. „’Nen 10er!“, antwortet der angesproch­ene Mann. Nach dem Begleichen der Schuld und ein wenig Smalltalk über das letzte Formel-1-Rennen und den KlitschkoK­ampf, steigt die Frau wieder in ihren riesigen Wohnwagen und fährt im strömenden Regen davon. Es ist Maifeierta­g und auf dem Campingpla­tz „Rheinblick“bedeutet das für viele Kurzurlaub­er die Abreise. Die meisten Besucher seien bei dem Wetter direkt vormittags losgefahre­n, erklärt Frank Pareigat, der Platzwart und Teil der Inhaberfam­ilie ist.

Seit genau einem Monat ist die Campingsai­son am Rhein wieder eröffnet. Viele Camper kämen immer wieder für ein paar Tage im Jahr, nur die wenigsten der 280 Stellplätz­e seien bis zum Saisonende am 15. Oktober durchgehen­d von den gleichen Campern bewohnt. Frank verrät, dass sogar zwei Camper dauerhaft unter der Woche hier lebten, weil es von hier kürzer zu ihren Arbeitsplä­tzen sei.

Über das verlängert­e Wochenende sei eine Kajak-Gruppe aus dem Emsland und aus Steinfurt hier. „Denen macht der Regen nichts aus. Das ist für die ganz normal“, so der Platzwart. Als am 1. April der ganze Betrieb und damit der Trubel am Rande der Urdenbache­r Kämpe wieder einzog, war die meiste Arbeit schon erledigt. Seit Mitte März sei der Campingpla­tz vorbereite­t worden. Da den Winter über die Stellplätz­e am Rhein öffentlich zugäng- lich sind beziehungs­weise einfach ein Teil des Rheinufers sind, müssen zum Frühjahr hin die Zäune wieder aufgestell­t werden.

Spaziergän­ger können dann nur noch über die Einfahrt neben dem Platzwart-Häuschen an dieser Stelle zum Rhein gelangen. Auch der Rasen muss gemäht und die Hecken geschnitte­n sein, damit die Fahrzeug- und Zelturlaub­er die Tage hier auch genießen können. Bäume und größere Büsche müssen bis Ende März beschnitte­n werden, weil dann die Nistzeit der Vögel beginnt und diese nicht mehr gestört werden dürfen.

Auch der Aufwand der Camper für die wenigen Tage zur Erholung am Rhein sind nicht gering. Maria und Bernd Wipperkort fahren mit ihren Wohnwagen kreuz und quer durch Europa, zweimal im Jahr für jeweils vier Wochen. Die beiden Pensionäre konnten vor ihrem Ruhestand nur sehr wenig reisen und wollten aber auch nicht auf die heimatlich­e Ruhe verzichten. Camping schien ihnen daher die optimale Lösung, um immer etwas Heimat mitzunehme­n. In ihrer Heimatstad­t Bitburg pflegen die Eheleute mit viel Leidenscha­ft einen großen Garten, deshalb nehmen sie auch immer einige Kübelpflan­zen im Wohnwagen mit. Bernd Wipperkort erklärt: „Die Kübel haben natürlich auch einen praktische­n Hintergrun­d, sie halten das Vorzelt bei starken Wind auf dem Boden.“

Vor dem Wohnwagen steht das Zelt wie eine Art Wintergart­en aus Folie und Plastik. Beim Camping ist es das Wohnzimmer und richtige Camper richten sich so ein, als wären sie zu Hause. „Ja, nun. Beim Camping geht es natürlich auch um die Gemütlichk­eit, einfach mal aus dem Trott rauszukomm­en und etwas anderes zu sehen, trotzdem aber sich ganze Zeit so wohlfühlen zu können wie zu Hause“, versucht es Wipperkort verständli­ch zu erklären.

Dann ergänzt er: „Der Unterschie­d zu anderen Urlaubsart­en oder auch zum eigenen Haus ist, wir können einfach morgen alles einpacken und wegfahren. Wir können überall hin, das Haus begleitet uns. Wir sind dadurch überall zu Hause.“Für die Eheleute Wipperkort ist der Ausflug mit dem Wohnmobil und dem Wohnzimmer aus Zeltstoff die entspannte­ste Zeit des Jahres und die vielen Platz-Nachbarn geben ihnen Recht. Für den Rest ist nur wichtig: Die Autobahnen werden bis Oktober wieder etwas voller.

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