Maskierte überfallen Witwe im Schlaf
In einem Richrather Gewerbegebiet zwingen vier bewaffnete Täter ihr Opfer, mehrere 10.000 Euro herauszugeben.
LANGENFELD Die Täter gingen äußerst brutal vor. Traten die Wohnungstür ein, rissen die Bewohnerin aus dem Schlaf und hielten ihr eine Schusswaffe an den Kopf: „Wo ist das Geld“, herrschte einer der vier Maskierten die 52-Jährige mit südosteuropäisch klingendem Akzent an. Als alles vorbei war, musste sich die Richratherin übergeben, so stand sie unter Schock. „Sie war völlig aufgelöst, als sie bei uns klingelte“, sagt ihr Nachbar.
Bei dem Raubüberfall in der Nacht zum gestrigen Dienstag erbeuteten die Täter aus dem zweistöckigen Wohn- und Bürogebäude an der Friedrich-Krupp-Straße/Ecke Max-Planck-Ring laut Polizei mehrere zehntausend Euro Bargeld. Der Tatort liegt in einem Gewerbegebiet im äußersten Nordosten Richraths. Zeugen gibt es bis auf das Opfer, dem die Immobilie gehört, keine. „Wir wurden erst durch das Schellen unserer Nachbarin geweckt. Von dem eigentlichen Überfall haben wir nichts mitbekommen“, sagt der 59-Jährige, ein selbstständiger Industrieschlosser. Neben seiner Frau und der Überfallenen wohnt kaum jemand in dem Gewerbegebiet. Mittelständische Betriebe sind hier ansässig, darunter Tiefbau- und Transportunternehmen, eine freikirchliche Gemeinde, eine Kampfsportschule.
Kannten sich die Maskierten in dem Komplex aus zwei Wohnungen, Büroräumen und der stillgelegten Maschinenhalle nebenan aus? Dazu will Polizeisprecher Ulrich Löhe keine Vermutungen äußern. „Wir ermitteln“, sagt er. Nach seiner Mitteilung trug sich der Überfall gegen 3.45 Uhr zu. Demnach stiegen die Täter mit Hilfe einer Leiter durch ein Fenster in zweieinhalb Meter Höhe in die Halle ein. Von dort ge- langten sie in die beiden Büros im Erdgeschoss des angrenzenden Hauses, ins Büro der 52-Jährigen und das des Nachbarn. Die vier durchsuchten die Räume, fanden aber offenbar nicht, was sie suchten. In bewohnten Obergeschoss überfielen sie darauf die alleinstehende Richratherin. Mit vorgehaltener Schusswaffe („Ich knall dich ab!“), zwangen sie ihr Opfer, mit in die Büroräume zu kommen und ihnen das dort befindliche Bargeld zu geben. Ob es sich in einem Tresor befand, teilte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mit. Anschließend flüchteten die Maskierten mit mehreren zehntausend Euro Beute durch eine Tür der Maschinenhalle, die sie zuvor aufgebrochen hatten.
„Hinweise auf ein Fluchtfahrzeug liegen bisher nicht vor“, teilt die Polizei mit. Es steht aber zu vermuten, dass die Täter nicht mit dem Fahrrad kamen. So ist die A 3 – nur wenige 100 Meter vom Tatort entfernt – in wenigen Minuten erreicht, zumal nachts. Zum möglichen Hintergrund der vier Maskierten (Täterbeschreibung im Info-Kasten) wollten sich die ermittelnden Kripo-Beamten gestern am Tatort nicht äußern. Lässt das zielgerichtete, brutale Vorgehen auf „Profi-Verbrecher“schließen? Kein Kommentar.
Dass Opfer blieb laut Polizei äußerlich unverletzt, wird aber psychologisch betreut. Der Überfall war für die Richratherin der zweite schwere Schlag innerhalb recht kurzer Zeit. Vor zwei Jahren starb ihr Mann. Das war aus ihrem Umfeld zu erfahren. Sein Betrieb stellte Bandschleifgeräte her. Nach dem Tod des Eigentümers befindet sich das Familienunternehmen in Auflösung – die Maschinen in der aufgebrochenen Halle stehen schon länger still. Eine der Kernfragen für die Ermittler wird sein: Wussten die Täter, dass sich derart viel Bargeld im Büro der Firma befand? Oder haben sie es nur vermutet?