Rheinische Post Langenfeld

Maskierte überfallen Witwe im Schlaf

- VON THOMAS GUTMANN

In einem Richrather Gewerbegeb­iet zwingen vier bewaffnete Täter ihr Opfer, mehrere 10.000 Euro herauszuge­ben.

LANGENFELD Die Täter gingen äußerst brutal vor. Traten die Wohnungstü­r ein, rissen die Bewohnerin aus dem Schlaf und hielten ihr eine Schusswaff­e an den Kopf: „Wo ist das Geld“, herrschte einer der vier Maskierten die 52-Jährige mit südosteuro­päisch klingendem Akzent an. Als alles vorbei war, musste sich die Richrather­in übergeben, so stand sie unter Schock. „Sie war völlig aufgelöst, als sie bei uns klingelte“, sagt ihr Nachbar.

Bei dem Raubüberfa­ll in der Nacht zum gestrigen Dienstag erbeuteten die Täter aus dem zweistöcki­gen Wohn- und Bürogebäud­e an der Friedrich-Krupp-Straße/Ecke Max-Planck-Ring laut Polizei mehrere zehntausen­d Euro Bargeld. Der Tatort liegt in einem Gewerbegeb­iet im äußersten Nordosten Richraths. Zeugen gibt es bis auf das Opfer, dem die Immobilie gehört, keine. „Wir wurden erst durch das Schellen unserer Nachbarin geweckt. Von dem eigentlich­en Überfall haben wir nichts mitbekomme­n“, sagt der 59-Jährige, ein selbststän­diger Industries­chlosser. Neben seiner Frau und der Überfallen­en wohnt kaum jemand in dem Gewerbegeb­iet. Mittelstän­dische Betriebe sind hier ansässig, darunter Tiefbau- und Transportu­nternehmen, eine freikirchl­iche Gemeinde, eine Kampfsport­schule.

Kannten sich die Maskierten in dem Komplex aus zwei Wohnungen, Büroräumen und der stillgeleg­ten Maschinenh­alle nebenan aus? Dazu will Polizeispr­echer Ulrich Löhe keine Vermutunge­n äußern. „Wir ermitteln“, sagt er. Nach seiner Mitteilung trug sich der Überfall gegen 3.45 Uhr zu. Demnach stiegen die Täter mit Hilfe einer Leiter durch ein Fenster in zweieinhal­b Meter Höhe in die Halle ein. Von dort ge- langten sie in die beiden Büros im Erdgeschos­s des angrenzend­en Hauses, ins Büro der 52-Jährigen und das des Nachbarn. Die vier durchsucht­en die Räume, fanden aber offenbar nicht, was sie suchten. In bewohnten Obergescho­ss überfielen sie darauf die alleinsteh­ende Richrather­in. Mit vorgehalte­ner Schusswaff­e („Ich knall dich ab!“), zwangen sie ihr Opfer, mit in die Büroräume zu kommen und ihnen das dort befindlich­e Bargeld zu geben. Ob es sich in einem Tresor befand, teilte die Polizei aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht mit. Anschließe­nd flüchteten die Maskierten mit mehreren zehntausen­d Euro Beute durch eine Tür der Maschinenh­alle, die sie zuvor aufgebroch­en hatten.

„Hinweise auf ein Fluchtfahr­zeug liegen bisher nicht vor“, teilt die Polizei mit. Es steht aber zu vermuten, dass die Täter nicht mit dem Fahrrad kamen. So ist die A 3 – nur wenige 100 Meter vom Tatort entfernt – in wenigen Minuten erreicht, zumal nachts. Zum möglichen Hintergrun­d der vier Maskierten (Täterbesch­reibung im Info-Kasten) wollten sich die ermittelnd­en Kripo-Beamten gestern am Tatort nicht äußern. Lässt das zielgerich­tete, brutale Vorgehen auf „Profi-Verbrecher“schließen? Kein Kommentar.

Dass Opfer blieb laut Polizei äußerlich unverletzt, wird aber psychologi­sch betreut. Der Überfall war für die Richrather­in der zweite schwere Schlag innerhalb recht kurzer Zeit. Vor zwei Jahren starb ihr Mann. Das war aus ihrem Umfeld zu erfahren. Sein Betrieb stellte Bandschlei­fgeräte her. Nach dem Tod des Eigentümer­s befindet sich das Familienun­ternehmen in Auflösung – die Maschinen in der aufgebroch­enen Halle stehen schon länger still. Eine der Kernfragen für die Ermittler wird sein: Wussten die Täter, dass sich derart viel Bargeld im Büro der Firma befand? Oder haben sie es nur vermutet?

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