Rheinische Post Langenfeld

Gymnasiast­en diskutiere­n über Zukunft Europas

- VON ALEXANDER RIEDEL

Visionen für den Kontinent standen im Mittelpunk­t der Veranstalt­ung zum gestrigen „Europatag“am Hildener „Bonni“.

KREIS METTMANN Die Flaggen der 28 EU-Mitgliedst­aaten schmückten die Bühne in der voll besetzten Aula, und eine Schülergru­ppe stimmte zum musikalisc­hen Auftakt der Veranstalt­ung Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“an: Feierlich gestaltete das Dietrich-Bonhoeffer­Gymnasium Hilden gestern sein Programm zum „Europatag“der Europäisch­en Union: „Wir wollen ein positives Europa-Verständni­s vermitteln“, betonte Laura-Marie Schleiter, Referendar­in und Koordinato­rin der Veranstalt­ung zum Thema „Visionen für Europa – wie sieht unsere Zukunft aus?“

Für diese Veranstalt­ung hatten die Kurse aus den Fächern Sozialwiss­enschaften und Fremdsprac­hen der Stufe EF (Klasse 10) im Un- terricht ein Quiz und Filmbeiträ­ge vorbereite­t. „Warum gibt es die EU? Welche Vorteile haben wir durch sie? Wo liegen die Probleme? Diese Grundfrage­n, die wir auch im Un- terricht besprechen, wollen wir durch solche Veranstalt­ungen vertiefen“, erklärte Bernd Fischer, Lehrer für Sozialwiss­enschaften und Pädagogik. Der Tenor unter den Ju- gendlichen war grundsätzl­ich optimistis­ch: „Europa ist stark und wird seine Aufgaben meistern“, bekannte sich ein Schüler zum Staatenbün­dnis. Doch das ist Cherian Grundmann nicht genug: Der Gastrefere­nt vom Arbeitskre­is der Politikwis­senschaftl­erin Ulrike Guérot sprach über die Idee einer europäisch­en Republik. „Was wir jetzt haben, ist nichts Halbes und nichts Ganzes“, beklagte er und forderte: „Die Demokratie muss mit der Globalisie­rung wachsen.“Im Zeitraffer stellte er seinem Publikum die unzähligen Verschiebu­ngen der Grenzen auf dem Kontinent in den letzten tausend Jahren dar. Grenzen sollen nach Grundmanns und Guérots Vorstellun­gen spätestens im Jahr 2045 übrigens der Vergangenh­eit angehören. In ihrem Modell ersetzt ein einheitlic­her europäisch­er Staat mit einem direkt gewählten Präsidente­n die bisherigen Nationalst­aaten. Regionen wie etwa Nordrhein-Westfalen würden demnach Abgeordnet­e in einen europäisch­en Senat entsenden. Durch dieses System würden auch die Anliegen der einzelnen Landstrich­e gewahrt, betonte Grundmann.

Seine Thesen ernteten Widerspruc­h: Es sei kaum möglich, die gegensätzl­ichen Interessen derart vieler Regionen unter einen Hut zu bringen, betonten zwei Schüler. „Würden die unterschie­dlichen Sprachen und Kulturen diese gemeinsame Republik nicht von vornherein zum Scheitern verurteile­n?“wollte ein Jugendlich­er wissen. Es gehe nicht darum, irgendwem etwas aufzuzwing­en, wiegelte Grundmann ab, und betonte: „Wir reden schließlic­h über eine Utopie.“

 ?? RP-FOTO: OLAF STASCHIK ?? Cherian Grundmann (l.) spricht auf der Bühne des Hildener Dietrich-Bonhoeffer­Gymnasiums mit den Schülern Yassin und Hall.
RP-FOTO: OLAF STASCHIK Cherian Grundmann (l.) spricht auf der Bühne des Hildener Dietrich-Bonhoeffer­Gymnasiums mit den Schülern Yassin und Hall.

Newspapers in German

Newspapers from Germany