Gymnasiasten diskutieren über Zukunft Europas
Visionen für den Kontinent standen im Mittelpunkt der Veranstaltung zum gestrigen „Europatag“am Hildener „Bonni“.
KREIS METTMANN Die Flaggen der 28 EU-Mitgliedstaaten schmückten die Bühne in der voll besetzten Aula, und eine Schülergruppe stimmte zum musikalischen Auftakt der Veranstaltung Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“an: Feierlich gestaltete das Dietrich-BonhoefferGymnasium Hilden gestern sein Programm zum „Europatag“der Europäischen Union: „Wir wollen ein positives Europa-Verständnis vermitteln“, betonte Laura-Marie Schleiter, Referendarin und Koordinatorin der Veranstaltung zum Thema „Visionen für Europa – wie sieht unsere Zukunft aus?“
Für diese Veranstaltung hatten die Kurse aus den Fächern Sozialwissenschaften und Fremdsprachen der Stufe EF (Klasse 10) im Un- terricht ein Quiz und Filmbeiträge vorbereitet. „Warum gibt es die EU? Welche Vorteile haben wir durch sie? Wo liegen die Probleme? Diese Grundfragen, die wir auch im Un- terricht besprechen, wollen wir durch solche Veranstaltungen vertiefen“, erklärte Bernd Fischer, Lehrer für Sozialwissenschaften und Pädagogik. Der Tenor unter den Ju- gendlichen war grundsätzlich optimistisch: „Europa ist stark und wird seine Aufgaben meistern“, bekannte sich ein Schüler zum Staatenbündnis. Doch das ist Cherian Grundmann nicht genug: Der Gastreferent vom Arbeitskreis der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot sprach über die Idee einer europäischen Republik. „Was wir jetzt haben, ist nichts Halbes und nichts Ganzes“, beklagte er und forderte: „Die Demokratie muss mit der Globalisierung wachsen.“Im Zeitraffer stellte er seinem Publikum die unzähligen Verschiebungen der Grenzen auf dem Kontinent in den letzten tausend Jahren dar. Grenzen sollen nach Grundmanns und Guérots Vorstellungen spätestens im Jahr 2045 übrigens der Vergangenheit angehören. In ihrem Modell ersetzt ein einheitlicher europäischer Staat mit einem direkt gewählten Präsidenten die bisherigen Nationalstaaten. Regionen wie etwa Nordrhein-Westfalen würden demnach Abgeordnete in einen europäischen Senat entsenden. Durch dieses System würden auch die Anliegen der einzelnen Landstriche gewahrt, betonte Grundmann.
Seine Thesen ernteten Widerspruch: Es sei kaum möglich, die gegensätzlichen Interessen derart vieler Regionen unter einen Hut zu bringen, betonten zwei Schüler. „Würden die unterschiedlichen Sprachen und Kulturen diese gemeinsame Republik nicht von vornherein zum Scheitern verurteilen?“wollte ein Jugendlicher wissen. Es gehe nicht darum, irgendwem etwas aufzuzwingen, wiegelte Grundmann ab, und betonte: „Wir reden schließlich über eine Utopie.“