MAREK FIS „Ich hoffe, dass Dialekte nie aussterben“
Ostblock-Latino mit Jogginghose und Herz: Marek Fis kommt nach Monheim in die Aula am Berliner Ring.
MONHEIM In der Aula am Berliner Ring zeigt der Comedian Marek Fis morgen, dass Polen nicht nur gastfreundlich, sondern auch witzig sind. Im RP-Interview erklärt der Komiker, warum eine Jogginghose mehr über einen Menschen aussagt, als man denkt und worauf die Zuschauer sich in seinem Programm „Unter Arrest“freuen können. Was erwartet die Zuschauer in „Unter Arrest“? FIS Ich nehme kein Blatt vor den Mund, mich selbst überhaupt nicht wichtig und haue regelmäßig auf die zwölf. Mir ist es wichtig, dass man als Bühnenkünstler eine Haltung zu gewissen Dingen zeigt. Ob die Menschen da meiner Meinung sind, ist jedem völlig frei gestellt. Allerdings finde ich nichts schlimmer, als weich gespülte Belanglosigkeit ohne eigene Meinung. Wie gehen Sie mit Witzen über Polen um? FIS Anfang der 90er ging die Welle der Polenwitze los. Ich war damals noch zu klein, um auf der Bühne zu stehen, aber musste das auf dem Schulhof Tag für Tag erleben. Einer der typischen Sprüche war: „Morgens in Polen. Wo ist mein Knoppers?“. Das kann natür
lich ir- gendwann sehr nerven und Kinder sind grausam. Aber ich habe immer eine große Klappe gehabt und wusste zu kontern. Typisch polnisch-Was ist das für Sie? FIS Der Optimismus zum Leben. Viele Polen haben ein geringes Einkommen, aber sie schaffen es irgendwie, sich durchs Leben zu schlagen und trotzdem ihren Lebensmut nicht zu verlieren. Selbst die, die wenig haben, geben noch ab. Wer einmal eine polnische Hochzeit erlebt hat, wird das nie wieder vergessen. Es wird gesungen, getanzt, gegessen, die Seele wird gestreichelt. Selbst als Fremder fühlen Sie sich willkommen. Polen sind große Patrioten und lieben ihr Land. Was ist das Schöne an einer Jog
ginghose? FIS Wie können Sie mir diese Frage stellen? Das kann nur jemand, der noch nie eine ge
tragen hat. Eine Jogginghose ist Freiheit. Nicht nur von der Bequemlichkeit her, sondern weil sie auch ein Statement ist. Man sollte immer den Mut haben, zu tragen, was und wann man will. Die wichtigste Kleidung des Menschen ist sein Wesen. Warum sind Sie Komiker geworden? FIS Ich wollte immer auf die Bühne und war eigentlich auch der Clown in der Klasse. Schlechte Noten, aber Unterhaltung war garantiert. Musik hätte höchstens auf dem Ballermann funktioniert, Model nur bei Blinden, also blieb nicht viel übrig. 2005 oder 2006 habe ich mein Glück bei einem Talentwettbewerb im Quatsch Comedy Club versucht und das hat einen gewissen Dominoeffekt ausgelöst. Ich bin aber durch eine sehr harte Schule gegangen. Ich bin durch jedes Dorf getingelt, bin vor wenig Zuschauern aufgetreten, habe miese Auftritte erlebt, am Existenzminimum vegetiert. Heute kann ich mit Enttäuschungen in diesem Business besser umgehen und weiß Erfolge ganz genau einzuordnen. KÖNNEN Sie auch akzentfrei sprechen? FIS Ich kann viele verschiedene Akzente und es macht mir Spaß damit zu spielen und die Leute zu unterhalten oder zu verwirren. Ich finde, dass Dialekte das Salz in der Suppe sind. Ich hoffe, dass sie nie aussterben. Ist der „Bühnen-Marek“auch der „echte“Marek? FIS Alles was der „Bühnen-Marek“sagt, habe ich entweder erlebt oder stehe total hinter den Aussagen. Ich muss als Komiker natürlich überspitzen und Pointen platzieren, aber ich könnte niemals auf der Bühne stehen und Sachen erzählen, die nicht meiner Meinung entsprechen. Ich lebe Stand-up-Comedy, diese ursprüngliche Version. Kein großes Tamtam, Musik, Lichter oder Nebelshows. Sondern ein Mann, eine Bühne und ein Mikrofon. Dann bin ich glücklich. Genauso sieht es privat aus. Eine Couch, ein TV, ein guter Freund. Dann geht es mir blendend. Freuen Sie sich auf Monheim? FIS Die Show findet in einer Aula statt. Das erinnert mich immer an meine Schulzeit und zeigt mir, wie alt ich schon geworden bin. Aber beim letzten Auftritt waren sehr schöne Damen am Service. Das hat mich leicht verwirrt. Da bin und bleibe ich ein „Ostblocklatino“: Lebemann mit Herz.
JULE SCHÜSSLER STELLTE DIE FRAGEN