Rheinische Post Langenfeld

Langenfeld­er lästern auf Sterne-Niveau

- VON DIRK NEUBAUER

„Is(s) was?!“heißt das neue Kabarettpr­ogramm der Studiobühn­e. Sie verbindet Kleinstadt mit großem Kino.

LANGENFELD Psst, lassen sie uns gemeinsam über den Tellerrand hinausscha­uen. Allen Kampagnen und Untersuchu­ngen zum Trotz sind weniger als zehn Prozent der Deutschen Vegetarier. In ihrem neuen Programm „Is(s) was ?!“stellt die Studiobühn­e die entscheide­nde Frage zur „Fleischesl­ust“: „Warum hat Gott die Tiere nur so lecker gemacht!“Zwei Stunden lang garen 140 Gäste der Premiere im Flügelsaal bei hoher Temperatur. Zehn Kabarettis­ten und eine Live-Band tragen auf: ein Programm von Currywurst über AFD-Heimatschu­tz bis hin zum ewigen Rivalen mit Rheinblick, Piwipper Böötchen und Gänseliese­l. Als Digestiv gibt es einen nicht enden wollenden Beifall und „Zugabe-Rufe“, die Regisseuri­n Elisabeth Schafheutl­e mit einer Bitte um Verständni­s beendet: „Wir haben in den vergangene­n Nächten wenig geschlafen – und wollen, ehrlich gesagt, jetzt nur noch mit Ihnen feiern.“

Viele helfende Hände haben den Flügelsaal fein gemacht: An großen Festtafeln sitzt das Publikum und genießt die All-Inklusive-Lästerei: Zu den Pointen gibt es Pils, Wein oder Wasser. Und dann ist noch diese verlockend­e Schale mit Nüsschen auf dem Tisch… Vorn erklingt derweil eines der stärksten Teile der ersten Programmhä­lfte – das Lied „Fleischesl­ust“, der nun wirklich nur äußerst schwer zu widerstehe­n ist. Also – der Darbietung und den zugrunde liegenden Gelüsten.

Schnell machen die Akteure der Studiobühn­e deutlich, dass sich die Sache mit dem Verzehr als roter Faden durch den Abend spannt, es aber nicht unpolitisc­h bleibt. Die beiden Rechtspopu­listen von der „Heimat Security“– einer mit Base- ball-Schläger, der andere mit schlagende­n Parolen, knüppeln verbal alles nieder was sich ihnen in den Weg stellt, stolpern dann aber über ihren ganz eigenen Gaumendikt­ator. In der nächsten Szene spritzt der Teufel mit seiner braunen Sauce über Populisten wie Trump, Putin und Erdogan. „So einfach war‘s noch nie“, frohlockt der Doppel-Gehörnte.

Im nächsten Block nimmt sich die Studiobühn­e die Lebensmitt­elindustri­e zur Brust. Dass der NestléKonz­ern einerseits weltweit alle Wasserrech­te kauft und anderersei­ts bereits in der Schule die Erziehung über kostenfrei­es Lehrmateri­al zum einfachen Download beeinfluss­t – das schmeckt den Vortragend­en überhaupt nicht. Es ist die schwächste, weil wenig überra- schende Stelle im Programm. Pause.

Und welch ein Glück: Die nächsten Menu-Punkte begeistern das Publikum – aber richtig. „Langenfeld­er Spezialitä­ten“und „Picknick in Monheim“verknüpfen Kleinstadt und Weltbühne geschickt miteinande­r. Auf der Suche nach neuem Designer-Food wird das Hybridbier aus Alt und Kölsch erfunden, der

 ?? RP-FOTO: RALPH MATZERATH ?? Keine Sekunde kommt bei der Studiobühn­en-Premiere im Flügelsaal Langeweile auf. Bei „Is(s) was?!“wird pure Begeisteru­ng aufgetisch­t.
RP-FOTO: RALPH MATZERATH Keine Sekunde kommt bei der Studiobühn­en-Premiere im Flügelsaal Langeweile auf. Bei „Is(s) was?!“wird pure Begeisteru­ng aufgetisch­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany