Aus dem Seminar in den Beruf
An Fachhochschulen werden Studenten praxisnah auf die Berufswelt vorbereitet. Aber noch ziehen die Unis mehr Schulabgänger an.
KREFELD Studieninteressierte hätten eine klare Alternative: Wer wissenschaftlich arbeiten wolle, wer an reinem, auch zweckfreiem Erkenntnisgewinn interessiert sei, solle an einer Universität studieren. Wer die Wissenschaft lieber anwenden wolle und mit dem Ziel studiere, sich mit einem akademischen Studium auf das spätere Arbeitsleben vorzubereiten, der sei hingegen an einer Fachhochschule oder einer Hochschule für angewandte Wissenschaften besser aufgehoben. So sieht es jedenfalls Hans-Hennig von Grünberg, Präsident der Hochschule Niederrhein.
„Wir Hochschulen für angewandte Wissenschaften bringen die jungen Menschen in den Beruf. Das gelingt uns, indem wir praxisnah lehren und eine angewandte Forschung betreiben – und gleichzeitig profitiert davon die Region.“
„Wir sollten die Hochschule für angewandte Wissenschaften zur Regelhochschule machen“
Hans-Henning von Grünberg
Absolut äquivalent seien nach der Bologna-Reform die Abschlüsse an Universitäten und Fachhochschulen. „Die Durchlässigkeit ist gegeben: etwa erst den Bachelor an einer Hochschule für angewandte Wissenschaft zu machen und dann den Master an einer Universität“, sagt von Grünberg. Auch würden die Fachhochschulen stark von bundesweiten Förderprogrammen in Sachen Wissenstransfer und Lehre profitieren. „Dass wir als Fachhochschulen kein Promotionsrecht haben, ist noch ein Manko. So wandern hochinteressante, forschungsinteressierte Masterstudenten natürlich an die Universitäten ab. Und außerdem haben wir keinerlei Verantwortung für und Einfluss auf die akademische Ausbildung unseres professoralen Nachwuchses“, sagt von Grünberg.
Dabei stellt der Präsident der Hochschule Niederrhein auch klar: „Wir wollen keine kleinen Universitäten sein. Davon gibt es meiner Meinung nach auch genug. Wir können ja nicht nur Wissenschaftler
Positiv auffallen? Kommen hier jetzt die Tipps für Streber? So etwas fragen sich nur Erstsemester, die aus der Schule noch das Prinzip „Bloß nicht auffallen!“mit an die Hochschule gebracht haben. Doch an der Uni gibt es den Begriff Streber gar nicht, und Studenten, die ihren Professoren die Tasche tragen, habe ich in 30 Jahren auch nie gesehen.
Wahrscheinlich ist es der Herdentrieb, der dazu führt, dass im Hörsaal stets die Plätze ganz oben zuerst besetzt sind. Im Seminarraum schleppen alle freiwillig die Stühle nach hinten, um bloß nicht in die Sichtweite des Lehrenden zu geraten. Dabei ist das der erste Tipp, den ich hier geben kann: Setzen Sie sich freiwillig nach vorne und halten Sie den möglichen Blickkontakt mit dem Dozenten aus. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass ich mich freue, wenn meine Zuhörer mich interessiert ansehen.
Und das ist dann auch schon der zweite Tipp. Bringen Sie Interesse mit und gucken Sie auch so. Wenn ich bemerke, dass jemand nur körperlich anwesend ist und ständig auf das unter ausbilden.“Gerade in Zeiten, in denen 60 Prozent eines Jahrgangs studieren, sei es nur bedarfsgerecht, wenn die Mehrzahl der Studierenden an eine Hochschulen für angewandte Wissenschaften ginge. „Während heute nur ein gutes Drittel aller 2,6 Millionen Studierenden an Fachhochschulen studieren, sollte mittelfristig angestrebt werden, diesen Anteil auf deutlich mehr als die Hälfte anzuheben“, so von Grünberg. „Wir sollten die Hochschule für angewandte Wissenschaften zur Regelhochschule machen.“Dafür müssten die Fachhochschulen natürlich entsprechend ausgestattet werden – etwa mit mehr Professoren. „Das geht nicht von heute auf morgen – aber stellen wir diesen Hochschultyp dem Tisch verborgene Handy schaut, nehme ich diese Person höchst negativ wahr. Das ist für mich kein ernstzunehmender Student. Ihr Einwand, dass Sie mein Seminar nur besuchen, weil es ein „Pflichtmodul“ist, zählt nicht. Sie haben sich schließlich für das komplette Fach entschieden, da gehört die Disziplin für alle Pflichtveranstaltungen dazu.
Und damit sind wir beim dritten Tipp: Bereiten Sie sich gut vor, denn wenn man weiß, worum es geht, macht es auf jeden Fall mehr Spaß. Und weil Sie gut vorbereitet sind, schaffen Sie es auch, eine schlaue Frage zu stellen. Das ist nämlich die perfekte Methode, positiv aufzufallen, weil man durch eine kluge Frage beweist, dass man mitgedacht hat. Das ist Ihnen jetzt zu simpel? Denken Sie einfach daran, wenn Sie sich das nächste Mal in die letzte Reihe verkrü
meln wollen. doch ruhig einmal für ein gutes Jahrzehnt in die erste Reihe.“
Ein praxisbezogenes Studium könne er seinen Studenten fest versprechen, so von Grünberg, der auch Gründer und Vorsitzender der Hochschulallianz für den Mittelstand ist. Ein Zusammenschluss von bundesweit zwölf Hochschulen für angewandte Wissenschaften, die sich die Transferorientierung und die Kooperation mit der regionalen Wirtschaft auf die Fahne geschrieben haben. „Es besteht eine enge Vernetzung mit Unternehmen, es gibt genügend Möglichkeiten für Studien- und Forschungsprojekte, Praxissemester und Abschlussarbeiten bei bedeutenden Firmen, mit denen wir kooperieren“, so von Gründberg.
Einer, der davon profitiert hat, ist Simon Berg. Sein Professor im Studiengang „Produktion und Logistik“vermittelte dem damaligen Masterstudenten eine Abschlussarbeit in Kooperation mit der Covestro AG. „Ich wurde direkt im Anschluss übernommen. Zunächst war ich Projektleiter im Bereich Supply Chain Management in Krefeld. Dann wurde mir eine Stelle in Hong Kong angeboten. Nun bin ich bereits seit drei Jahren in Asien und gestalte und etabliere als Head of Supply Chain Digital und E-Business digitale und E-Commerce gesteuerte Geschäftsprozesse“, erzählt der Absolvent.
Und auch den Unternehmen in der Region kommt die praxisnahe Ausbildung an der Hochschule Niederrhein zu Gute. „Die Hochschule ist ein wichtiger und verlässlicher Bildungspartner in der Region und damit bedeutsam für die ansässigen Unternehmen. Akademische und berufliche Bildung sind die Voraussetzung dafür, dass der Wirtschaft qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen“, sagt Elmar te Neues, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Die IHK arbeitet eng mit der Hochschule Niederrhein zusammen, etwa in Projekten, die Schülern bei der Berufsorientierung helfen sollen. Grundsätzlich sei ein ausgewogenes Verhältnis von beruflich qualifizierten Praktikern und Hochschulabsolventen Garant dafür, dass alle einen Arbeitsplatz in
Wie Sie positiv auffallen