Rheinische Post Langenfeld

EU gibt bei der Maut grünes Licht

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Nach monatelang­en Diskussion­en lässt die EU-Kommission ihre Einwände gegen die geplante deutsche Pkw-Maut fallen. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt wähnt sich damit fast am Ziel. Doch es droht bereits neuer Ärger.

BRÜSSEL (dpa/RP) Es ist ein später Triumph für Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU). Fast vier Jahre sind seit der letzten Bundestags­wahl vergangen. Vier Jahre, in denen Dobrindt mit allen Mitteln versucht hat, das CSU-Projekt einer Pkw-Maut gegen alle Widerständ­e im Bund und in Europa durchzubox­en. Nun, kurz vor Ende der Legislatur­periode, ist er fast am Ziel: Nach jahrelange­m Hin und Her hat die EU-Kommission ihre Bedenken gegen die deutsche Pkw-Maut offiziell aufgegeben. Gestern stellte die Behörde ihr Verfahren gegen Deutschlan­d ein, nachdem der Bundestag das Gesetz nachgebess­ert hatte. Der Bundesverk­ehrsminist­er äußerte sich sehr zufrieden: „Jetzt ist es auch aus Brüssel amtlich: Die Maut kommt.“

Doch schon droht neues Ungemach: Österreich bereitet eine Klage vor, weil auch die geänderte Maut die Nachbarn diskrimini­ere. Ungerechte Behandlung von Autofahrer­n aus anderen EU-Ländern war ursprüngli­ch auch der Einwand der EU-Kommission gewesen, die über die Einhaltung europäisch­en Rechts wacht. Sie hatte lange bemängelt, dass inländisch­e Autohalter auf den Cent genau bei der Kfz-Steuer entlastet werden sollten. Diese exakte Verrechnun­g wurde auf Druck aus Brüssel geändert. Doch bleibt es beim Prinzip, dass deutsche Autohalter Nachlässe bei der Steuer bekommen.

Der österreich­ische Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d sprach von einer Fehlentsch­eidung. Österreich strengt nun ein neues Verfahren an, das bis zu drei Monate dauern kann. Danach muss sich die Kommission erneut mit dem Thema befassen und Stellungna­hmen von Deutschlan­d und Österreich einholen. „Wird die Kommission im Anschluss nicht selbst erneut aktiv, ist der Weg für eine österreich­ische Klage frei“, erklärte der Sozialdemo­krat.

Wien bemängelt, dass auch nach den Änderungen am deutschen Maut-Modell am Ende nur Ausländer zahlten. Das sei nicht mit den Grundwerte­n der EU vereinbar. Die Wiener Regierung hat deshalb bereits eine Klage vor dem EuGH angekündig­t. Auch Tschechien und die Niederland­e haben einen solchen Schritt angedeutet.

Verkehrsmi­nister Dobrindt betonte nach der aus seiner Sicht positiven Meldung aus Brüssel, Deutschlan­d werde weiter zügig die technische Umsetzung des Vorhabens vorantreib­en. „Damit schaffen wir Gerechtigk­eit auf deutschen Straßen und setzen auf das Prinzip: Wer nutzt, der zahlt – und keiner zahlt doppelt“, erklärte der CSU-Politiker. Sein Parteichef Horst Seehofer gab sich zuversicht­lich, dass keine neuen Hinderniss­e auftauchen: „Irgendwann muss man im Leben einen Haken machen und sagen: Projekt positiv erledigt.“

Die Maut ist für die CSU wichtig. Die anderen beiden Koalitions­parteien CDU und SPD sind weit weniger enthusiast­isch. „Ich finde die Entscheidu­ng der Kommission absolut nicht nachvollzi­ehbar“, kommentier­te Ismail Ertug, SPD-Verkehrsex­perte im EU-Parlament. Die Nachbesser­ung habe substanzie­ll nichts geändert. Es bleibe bei der systematis­chen Benachteil­igung ausländisc­her Autofahrer.

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FOTO: DPA Die deutschen Straßen, wie hier die A2 vom Ruhrgebiet Richtung Niedersach­sen, sind stark befahren. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt will für die Abnutzung auch ausländisc­he Autofahrer zur Kasse bitten. Doch sein Vorschlag einer Pkw-Maut ist in...

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