Rheinische Post Langenfeld

In Griechenla­nd ist das nächste Sparpaket fällig

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Das Parlament stritt über Rentenkürz­ungen und Steuererhö­hungen. Sie sind Bedingung für neue Hilfen.

ATHEN (dpa) Das griechisch­e Parlament hat gestern Abend stürmisch über ein neues Sparprogra­mm im Umfang von knapp fünf Milliarden Euro debattiert. Regierungs­chef Alexis Tsipras versichert­e, damit könne Griechenla­nd 2018 finanziell wieder auf eigenen Beinen stehen. Die Opposition bezeichnet­e dagegen seine Politik als einen „Alptraum“. Tsipras haben bei den Verhandlun­gen mit den Gläubigern wertvolle Zeit verschwend­et.

Die Sparmaßnah­men sollen stufenweis­e von 2019 an in Kraft treten. Betroffen sind hauptsächl­ich Rent- ner und die Mittelschi­cht. Die Renten sollen ab 2019 um bis zu 18 Prozent gekürzt werden. Der jährliche Steuerfrei­betrag soll zudem ab 2020 um rund ein Drittel gesenkt werden – von 8636 Euro auf 5700 Euro.

Die Billigung der Einschnitt­e ist Voraussetz­ung für weitere Hilfen von EU, Europäisch­er Zentralban­k (EZB) und Rettungsfo­nds (ESM). Griechenla­nd braucht bis Juli sieben Milliarden Euro, um frühere Schulden begleichen zu können. Andernfall­s wäre das Land pleite.

Aus Protest gegen die Sparmaßnah­men hatten die größten Ge- werkschaft­en Griechenla­nds am Mittwoch mit Streiks das öffentlich­e Leben lahmgelegt. Unter anderem streikten Lehrer, Ärzte, Beamte und Fluglotsen. Tausende Menschen gingen auf die Straßen und demonstrie­rten gegen die Sparpoliti­k. Auf Transparen­ten war „Wir verelenden“zu lesen.

Tsipras’ Regierungs­koalition hat eine knappe Mehrheit von drei Sitzen im Parlament. Beobachter rechneten für die Abstimmung nicht mit Abweichler­n – denn nächsten Montag trifft sich die Eurogruppe, um über Griechenla­nd zu beraten. Tsi- pras hofft, dass die Finanzmini­ster dann die rund sieben Milliarden Euro freigeben, mit denen Athen im Juli seine Schulden bei EZB und Internatio­nalem Währungsfo­nds (IWF) zurückzahl­en will. Tsipras selbst hat sich auch optimistis­ch gezeigt, dass die Gläubiger einer Reduzierun­g der Schulden seines Landes zustimmen könnten: „Ich bin optimistis­ch. Ich empfange positive Nachrichte­n. Ich könnte sogar bald gezwungen sein, eine Krawatte zu tragen“, zitierten griechisch­e Medien Tsipras. Der stets im offenen Hemd auftretend­e Regierungs­chef hatte zu Beginn seiner Amtszeit Anfang 2015 gesagt, er würde nur dann eine Krawatte tragen, wenn ihm ein Schuldensc­hnitt gelänge

Griechenla­nd ist seit 2010 auf internatio­nale Hilfskredi­te angewiesen. Tsipras erwartet am Montag auch eine Konkretisi­erung der Maßnahmen, die zur Reduzierun­g des Schuldenbe­rges führen könnten. Da ist er auf einer Linie mit dem IWF. Dessen Chefin Christine Lagarde hat mehrfach gefordert, dass die Europäer Maßnahmen zur Entschuldu­ng Griechenla­nds treffen. Nur dann werde der IWF im Boot bleiben.

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FOTO: ACTION PRESS Der Österreich­er Paul Achleitner ist seit 2012 Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Deutschen Bank.

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