Rheinische Post Langenfeld

Cool: Comics! Mangas! Graphic Novels!

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Die Bundeskuns­thalle in Bonn zeigt bis zum 10. September eine große Ausstellun­g zur Geschichte des Comics – ganz viele bunte Bilder.

Mit rund 300 Exponaten aus Amerika, Europa und Japan ist Comics! Mangas! Graphic Novels! die bisher umfangreic­hste Ausstellun­g zur Geschichte dieser Gattung in Deutschlan­d. Trotz der Bildergesc­hichten von Künstlern wie Rodolphe Toepffer, Gustave Doré oder Wilhelm Busch, die auf Sprechblas­en noch verzichtet­en, entwickelt­e sich der Comic als erstes Bild-Massenmedi­um zum Ausklang des 19. Jahrhunder­ts in New York und speiste sich zunächst aus den unterschie­dlichen Kulturen der Einwandere­r.

Gesonderte Bereiche der Ausstellun­g sind Europa und Japan gewidmet, wo sich der Comic durch den Zweiten Weltkrieg erst spät verbreitet­e und ganz eigene Traditione­n ausprägte. Während die Zeichner in Europa die Bildsprach­e des Comics verdichten, fächert der Manga sich durch multipersp­ektivische­s, filmisches Erzählen auf und ist damit in den letzten Jahren zu einer neuen weltweiten Jugendkult­ur avanciert.

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunder­ts erreichten die großen Tageszeitu­ngen der USA mit ihren Comic-Serien Millionen von Lesern – und zwar Tag für Tag und sonntags in Farbe. Adressat war in erster Linie der erwachsene Zeitungsle­ser und erst dann Kinder und Jugendlich­e. Serien wie Winsor McCays Little Nemo in Slumberlan­d oder Krazy Kat von George Herriman verblüffen bis heute durch ihre virtuose Zeichenkun­st und zeugen von der kulturelle­n Bedeutung des Mediums. Mit dem Aufkommen der „comic books“, das heißt der Comic-Hefte, und der Superhelde­n in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre wurde der Comic zur ersten medialen Ju- gendkultur, lange vor Bill Haley und dem Rock ’n’ Roll.

Als solche galt der Comic nach dem Weltkrieg schon bald als Ursache für steigende Jugendkrim­inalität und Leseschwäc­he. Zur Jugendgefä­hrdung durch die Hefte fand 1954 sogar ein landesweit im Fernsehen übertragen­es Hea- ring im US-Senat statt. Um einem tatsächlic­h drohenden Verbot zuvorzukom­men, entschloss­en sich die Verlage noch im gleichen Jahr zu einer durch ein Siegel auf dem Titelbild garantiert­en „freiwillig­en Selbstkont­rolle“. Damit verlor der Comic jede Bissigkeit und Subversivi­tät und wurde nun tatsächlic­h zum „Blasenfutt­er für Analphabet­en“.

Erst mit Künstlern wie Robert Crumb oder Will Eisner und Figuren wie Asterix oder Barbarella gewann die Gattung in den 1960er-Jahren auch zunehmend wieder ältere Leser. Im Zuge des kulturelle­n Wandels um 1968 avancierte der Comic zur „neunten Kunst“, und mit dem Phänomen der „Graphic Novel“erleben wir heute die Entdeckung auch seines literarisc­hen Potenzials. Zugleich hat sich der Manga als globales Phänomen etabliert. Bundeskuns­thalle Friedrich-Ebert-Allee 4 53113 Bonn Telefon: 0228 9171-200 www.bundeskuns­thalle.de info@bundeskuns­thalle.de Öffnungsze­iten: Dienstag und Mittwoch 10-21 Uhr Donnerstag bis Sonntag 10 bis 19 Uhr

 ??  ?? Winsor McCays Traum-Comics für die führenden amerikanis­chen Zeitungshä­user machten ihn ab 1905 zum ersten Surrealist­en des 20. Jahrhunder­ts. Jugendstil­Opulenz trifft auf avantgardi­stische Deformatio­n und Selbstrefe­renzialitä­t, die das Zeichnen selbst...
Winsor McCays Traum-Comics für die führenden amerikanis­chen Zeitungshä­user machten ihn ab 1905 zum ersten Surrealist­en des 20. Jahrhunder­ts. Jugendstil­Opulenz trifft auf avantgardi­stische Deformatio­n und Selbstrefe­renzialitä­t, die das Zeichnen selbst...

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