Rheinische Post Langenfeld

Auf dem Sprung: Baumberger macht Weltreise

- VON MICHAEL DEUTZMANN

Der gerettete Fußball-Oberligist trifft am Sonntag auf den Absteiger FC Kray. Marius Schultens spielt zum letzten Mal an der Sandstraße.

MONHEIM Auf dem Platz ist der Fußballer Marius Schultens ein sachlicher Typ. Einer, der seinen Job versteht. Der aufräumt, wenn es sein muss. Der junge Nebenleute führen kann. Der ein Spiel genau analysiert. Der lieber keine großen Worte macht, sondern Taten sprechen lässt. Deshalb hat der Abwehrspie­ler, der erst vor dieser Saison vom Regionalli­ga-Absteiger SSVg. Velbert zum Oberligist­en SF Baumberg kam (SFB), mühelos seinen Platz in der Mannschaft von Trainer El Halimi gefunden. Und er ist ziemlich schnell einer der Führungssp­ieler

Salah El Halimi geworden. Nun müssen ihn die Baumberger wieder gehen lassen, obwohl sein Ziel kein anderer Verein ist – sondern etwas viel Größeres. Marius Schultens macht demnächst eine Weltreise, für die er ungefähr zehn Monate eingeplant hat.

Trainer El Halimi bedauert den Entschluss auf der einen Seite, weil die Baumberger einen sehr wichtigen Spieler verlieren. „Marius war die einzige Konstante in unserer Abwehr. Es wird für uns ungeheuer schwierig, ihn zu ersetzen. Wir haben sehr von seiner Erfahrung profitiert“, sagt der SFB-Coach. Auf der anderen Seite – jenseits des Sportliche­n – kann er das Vorhaben nur befürworte­n: „Das ist großartig. Und ich beneide ihn.“Es ist ganz deut- lich spürbar ein Neid der positiven Sorte.

Marius Schultens wagt das Abenteuer, das er selbst als riesig bezeichnet, nicht alleine. Es handelt sich vielmehr um ein Familien-Unternehme­n, denn seine Frau Nadine und der jetzt 17 Monate alte Sohn Levi kommen einfach mit. „Das ist eigentlich nicht so, dass ich mir damit einen Traum erfülle, den ich schon ewig habe“, erzählt Schultens, „dieses Bedürfnis hatten wir beide nicht. Seit Ende des letzten Jahres haben wir uns aber überlegt, mal was anderes zu sehen. Wir haben viel gelernt, viel studiert und viel gearbeitet.“Irgendwann stand der Entschluss fest, die Idee in die Tat umzusetzen: „Das Schlimmste wäre, wenn du es lässt und dich irgendwann fragst, warum du es nicht einfach gemacht hast.“

Der kleine Levi wird, wenn es im Sommer losgeht, ungefähr 20 Monate alt sein. „Das ist der richtige Zeitpunkt, bevor er in den Kindergart­en kommt“, sagt Schultens, der die Zeit mit der „Familie on Tour“in vollen Zügen genießen will. Es gab eine Phase in seiner Karriere als Fußballer bei der SSVg. Velbert, als er beruflich schon früh am Morgen unterwegs sein musste und erst spät am Abend nach dem Training beim Regionalli­gisten wieder zu Hause war. Deshalb kam es letztlich auch zum Wechsel in die Oberliga zu den Sportfreun­den Baumberg, die dreimal pro Woche trainieren und vom Lebens-Mittelpunk­t Leverkusen aus viel schneller zu erreichen sind.

Stichwort Leverkusen: Schultens hat natürlich beruflich mit Fußball zu tun, denn er ist bei Bayer Leverkusen ein enger Mitarbeite­r von Jonas Boldt, dem Manager Sport des

„Marius war die einzige

Konstante in der Abwehr. Es wird schwierig,

ihn zu ersetzen“

Trainer SF Baumberg

Fußball-Bundesligi­sten. Der Verein war bereit, seinem Mitarbeite­r das Sabbatjahr zu ermögliche­n. Damit alles nach Wunsch läuft, wird noch eine Menge zu organisier­en sein – Impfungen etwa, Hostels und Unterkünft­e suchen. Die langen Flüge und die ersten Tage an einem Ort sollen geplant sein, anderes darf gerne spontan bleiben. Zweimal noch wird Marius Schultens den Sportfreun­den Baumberg vorher in der Oberliga zur Verfügung stehen – am Sonntag (15 Uhr, Sandstraße) gegen den FC Kray und am 28. Mai bei der SSVg. Velbert. Danach geht der Blick immer weiter in die Ferne – auf Mauritius, Singapur, Thailand, Kuba oder die USA. Wenn Schultens zurückkomm­t, wird er definitiv eine Menge zu erzählen haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany