Rheinische Post Langenfeld

Eltern fordern Rückkehr zu G9 an allen Gymnasien

- VON FRANK VOLLMER

WITTEN Die Landeselte­rnschaft der Gymnasien erwartet von der neuen Landesregi­erung entschloss­ene Reformen und die Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium (G9). „Wir wollen keinen Flickentep­pich, sondern ein flächendec­kendes Vorgehen plus die Möglichkei­t, alles auch schneller zu absolviere­n“, sagte der Vorsitzend­e Ulrich Czygan am Samstag auf der Mitglieder­versammlun­g in Witten. Einen „Stellungsk­rieg vor Ort, in dem die Eltern an den Schulen gegeneinan­der fechten“, lehne man ab, fügte Czy- gan hinzu. Die Landeselte­rnschaft hat sich damit als erster schulpolit­ischer Verband nach der Landtagswa­hl mit Forderunge­n an die neue Regierung positionie­rt.

Zwischen den Eltern und den voraussich­tlichen Koalitions­partnern CDU und FDP gibt es Konfliktpo­tenzial: Beide Parteien sind grundsätzl­ich für eine Wahlfreihe­it der Schulen zwischen acht- und neunjährig­em Bildungsga­ng; die FDP kann sich allenfalls ein zweigleisi­ges System mit einem G8- und einem G9-Zweig an den einzelnen Schulen vorstellen. Die Landeselte­rnschaft der Gymnasien dagegen unterstütz­t nach einem Kursschwen­k vor zwei Jahren die flächendec­kende Wiedereinf­ührung des G9.

Im vergangene­n Jahr ergab eine Umfrage der Landeselte­rnschaft eine Mehrheit von 79 Prozent für eine Rückkehr zu G9. Dieser Richtungsw­echsel hatte zum Scheitern der Strategie von Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) beigetrage­n, das achtjährig­e Gymnasium zu reformiere­n, aber eine teilweise oder vollständi­ge Rückkehr zu G9 zu vermeiden. Der Landeselte­rnschaft sei es gelungen, „wieder eine Bildungsdi­skussion anzustoßen, in der es um Qualität geht“, sagte Czygan.

Als Vater von sechs Kindern habe er das derzeit laufende Volksbegeh­ren für G9 unterschri­eben, berichtete der Vorsitzend­e, obwohl sein Verband die Aktion nicht vorbehaltl­os unterstütz­e. Die Landeselte­rnschaft streitet mit den G9-Initiative­n, die das Volksbegeh­ren auf den Weg gebracht haben, unter anderem über die Pflichtstu­ndenzahl eines neunjährig­en Gymnasiums und darüber, welche Auswirkung­en die Rolle rückwärts zu G9 auf andere Schulforme­n hätte.

Die Landeselte­rnschaft bleibe vorerst bei ihrer skeptische­n Linie gegenüber dem Volksbegeh­ren, sag- te Czygan, behalte sich aber einen Kurswechse­l vor: „Wenn sich die Politik nicht bewegt, ist es nicht ausgeschlo­ssen, dass wir den Druck wesentlich erhöhen.“Niemand solle denken, nach der Landtagswa­hl am 14. Mai „hätten wir die Proseccofl­asche genommen und erst mal gefeiert“, sagte Czygan: „Auch der neuen Regierung werden wir es alles andere als leicht machen.“

Die Landeselte­rnschaft vertritt nach eigenen Angaben rund 500 Schulpfleg­schaften an den mehr als 600 Gymnasien in NRW. Czygan ist seit 2015 ihr Vorsitzend­er; Samstag in Witten wurde er wiedergewä­hlt.

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