Rheinische Post Langenfeld

Nur Ministerin Löhrmann will auf ihr Mandat verzichten

- VON DETLEV HÜWEL

Die NRW-Grünen räumen ein, sie hätten nach den Silvester-Vorfällen in Köln den Rücktritt von Innenminis­ter Jäger verlangen müssen.

MÜLHEIM Die noch amtierende Schulminis­terin Sylvia Löhrmann (Grüne) will ihr Landtagsma­ndat niederlege­n, sobald die neue Regierung gebildet ist. Auf dem Landespart­eirat in Mülheim sagte sie, ihr Schritt habe „keine Zwangsläuf­igkeit für andere“. Sie scheide ohne Zorn und „in dem Wissen darum, dass ich meinen Job ganz ordentlich gemacht habe“. Die amtierende­n Grünen-Minister Barbara Steffens (Gesundheit) und Johannes Remmel (Umwelt) sowie der Parlamenta­rische Staatssekr­etär im Umweltmini­sterium, Horst Becker, betonten dagegen, dass sie ihr Mandat wahrnehmen werden. Die Grünen in Münster hatten gefordert, dass die bisherigen Spitzenpol­itiker „einen Neuanfang möglich machen“.

Bei der Aufarbeitu­ng der schweren Wahlnieder­lage brauche die NRW-Partei keine Einmischun­g aus anderen Grünen-Landesverb­änden. „Wir schaffen dass allein“, rief Löhrmann unter Beifall vor rund 100 Delegierte­n auf dem Landespart­eirat. Es ist das höchste Gremium zwischen den Parteitage­n. Namentlich nannte Löhrmann den früheren Bundesmini­ster Jürgen Trittin. Er hatte in einer TV-Runde die Schulminis­terin für das miserable Abschneide­n der NRW-Grünen verantwort­lich gemacht und erklärt, zum Glück habe Löhrmann nicht so viele Ämter inne, so dass sie auch „nicht so viel zurücktret­en“müsse. „Lieber Jürgen, das wird der Schulpolit­ik nicht gerecht“, konterte Löhrmann und griff auch den baden-württember­gischen Ministerpr­äsidenten Winfried Kretschman­n an, der die Absage der NRW-Grünen an ein Jamaika-Bündnis mit CDU und FDP kritisiert hatte. Diese Kritik sei ungerechtf­ertigt, sagte Löhrmann und fügte hinzu: „Wir brauchen uns nicht niedermach­en zu lassen.“

Parteichef­in Mona Neubaur forderte eine „schonungsl­ose und absolut radikale Analyse“der Wahl- niederlage vom vergangene­n Sonntag. Zugleich rief sie ihre Partei mit Blick auf die Bundestags­wahl im September zur Einigkeit auf.

In einer mehrstündi­gen Aussprache kritisiert­en die Delegierte­n, die Partei habe im Wahlkampf nicht deutlich genug gemacht, wofür sie stehe. Außerdem hätten die Grünen in der Regierung „zu geräuschlo­s“gearbeitet und seien zu harmoniesü­chtig gewesen. Horst Becker sagte, wahrschein­lich hätte man spätestens nach der Chaos-Silvester- nacht in Köln den Rücktritt von Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) verlangen sollen. Miriam Erbacher (Rhein-Erft-Kreis) bezeichnet­e das Nein der Grünen-Spitze zu Jamaika als Fehler: „Das entspricht nicht meinem Demokratie­verständni­s.“Monika Düker, die mögliche neue Fraktionsc­hefin im Landtag, mahnte einen neuen Politiksti­l an: „Wir müssen überzeugen und nicht bevormunde­n.“Im Parlament würden die Grünen genau darauf achten, „ob Schwarz-Gelb auch liefert“.

Wie werden wir künftig leben, wie werden wir arbeiten? Dieser Bericht erreichte uns in einer elektronis­chen Zeitkapsel aus dem Jahr 2049.

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