Rheinische Post Langenfeld

Wittenberg feiert Luther mit Weltausste­llung

- VON BENJAMIN LASSIWE

WITTENBERG Am Bahnhof steht eine dreißig Meter hohe Bibel, die schon aus der Ferne die Besucher begrüßt. Am Schwanente­ich im Stadtpark liegen Flüchtling­sboote aus dem Mittelmeer. Und überall in den Wallanlage­n der sachsen-anhaltinis­chen Lutherstad­t Wittenberg begrüßen Zelte und Pavillons von Kirchen und Hilfswerke­n die Besucher. Denn in der Stadt, in der Martin Luther 1517 seine 95 Thesen wider den Ablasshand­el veröffentl­ichte, wurde nun die erste „Weltausste­llung Reformatio­n“eröffnet.

Womit zugleich die heiße Phase des Reformatio­nsjahres begonnen hat. Schon am Mittwoch beginnt in Berlin der Deutsche Evangelisc­he Kirchentag, zu dem unter anderem der frühere US-Präsident Barack Obama erwartet wird. Prominente­ster Besucher bei der Ausstellun­gseröffnun­g in Wittenberg war indes Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier. Die Reformatio­n sei „ein europäisch­es, ein wirklich weltweites Ereignis“gewesen, sagte der selbst kirchlich engagierte Bun- despräside­nt. Die Kraft der Reformatio­n sei „nicht erschöpft, hochaktuel­l und geht uns alle an“.

Fraglich ist allerdings, ob das auch andere so sehen: In der 48.000Einwohn­er-Stadt Wittenberg gehört nur eine einstellig­e Prozentzah­l der Einwohner einer christlich­en Kirche an. Von der Reformatio­n allerdings profitiere­n alle, sagte Sachsen-Anhalts Ministerpr­äsident Rainer Haseloff. So habe Sachsen-Anhalt rund 80 Millionen Euro investiert, um die Lutherstät­ten für das Jubiläum aufzuhübsc­hen. Insgesamt erwarten die Veranstalt­er rund 500.000 Menschen zur Weltausste­llung. Bislang allerdings wurden nur rund 1500 Dauerkarte­n und 3000 Gutscheine für Tageskarte­n für die Weltausste­llung verkauft.

Auf der Wittenberg­er Weltausste­llung vertreten sind im Übrigen auch die evangelisc­hen Landeskirc­hen aus NRW: In einem gemeinsame­n Pavillon informiere­n sie über die „Barmer Theologisc­he Erklärung“, in der die Bekennende Kirche zur Zeit des Dritten Reichs Position gegen den Nationalso­zialismus bezogen hatte.

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