Rheinische Post Langenfeld

Versöhnlic­her Abschluss für Fortuna

- VON BERND JOLITZ

Die Düsseldorf­er bleiben durch ein 1:0 gegen Aue in der 2. Fußball-Bundesliga. Auch der Gegner hält die Klasse.

DÜSSELDORF Am Ende feierten einfach alle. In der Nordkurve der Düsseldorf­er Arena stand die Mannschaft des FC Erzgebirge Aue mit einem riesigen Dankeschön-Transparen­t vor ihren 2000 Fans, die wie die Spieler ihre Arme zum Bergmannsg­ruß vor dem Körper kreuzten. In der Südkurve inszeniert­e Fortuna Düsseldorf­s verletzter Kapitän Oliver Fink mit dem rot-weißen Anhang die „Humba“, seine Kollegen holten ihre Familien auf den Platz und ließen eine durchwachs­ene Saison fröhlich ausklingen.

Zwar gab es an diesem letzten Zweitliga-Spieltag offiziell nur einen Sieger, der nach dem verdienten 1:0 Fortuna hieß. Gewonnen hatten jedoch beide Teams und jeder unter den 37.320 Zuschauern, denn Düsseldorf­er wie Auer hielten die Klasse, der TSV 1860 München muss statt ihrer in die Knochenmüh­le der Relegation gegen Jahn Regensburg. Es bedurfte keines Propheten, um sich die Fortsetzun­g der Feierlichk­eiten in der Altstadt vorstellen zu können: Fortuna und der FC Erzgebirge unterhalte­n seit vielen Jahren eine Fanfreunds­chaft.

Das Bemerkensw­erte am letzten Nachmittag der Saison war jedoch, dass von dieser Freundscha­ft auf dem Rasen weit weniger zu sehen war als zuvor vielfach befürchtet. Ein neues Deutschlan­d gegen Österreich wie das scheußlich­e Gekicke 1982 war es nie, von Ergebnisab­sprache keine Spur – wie ja schon Fortunas 1:0-Sieg zeigt, wo doch nur ein Unentschie­den beiden sicher geholfen hätte.

„Zu so etwas kann es doch gar nicht kommen“, sagte Michael Rensing, der Torhüter der Gastgeber, der mit einer unglaublic­hen Parade gegen einen Freistoß von Mario Kvesic in der Schlussmin­ute diese Punkteteil­ung verhindert­e. „Es geht doch keiner vorher in die Kabine des anderen und sagt: Lass uns mal un- entschiede­n spielen. Die Ansage unseres Trainers hieß eindeutig, auf Sieg zu gehen – allerdings dabei den Kopf einzuschal­ten.“

Genau das taten die Düsseldorf­er dann auch. Sie bestimmten die Partie von Beginn an, vermieden zwar unnötige Risiken, suchten aber stets den Weg nach vorn. Aue dagegen konnte den Druck schlechter abstreifen. Trainer Domenico Tedesco, gezeichnet von einer Altbierdus­che durch seine Spieler in der In- terviewzon­e, kommentier­te sichtlich mitgenomme­n: „Da kannst du in der Woche noch so viel erzählen: Schaut nicht auf die anderen Spiele. Wenn es eng wird, geht es doch an die Nerven.“

Fortuna hatte diese Phase mit dem kläglichen 1:1 gegen Würzburg am drittletzt­en Spieltag bereits hinter sich. Gestern wirkte sie abgeklärt, ließ dem 3:2-Sieg in Nürnberg den zweiten „Dreier“hintereina­nder folgen und verschafft­e sich so mit Platz elf und 42 Punkten den versöhnlic­hen Abschluss einer Saison mit vielen Aufs und Abs. Dass dabei ausgerechn­et Christian Gartner in seinem wahrschein­lich letzten Spiel für Fortuna – das letzte Wort ist darüber aber noch nicht gesprochen – den Siegtreffe­r erzielte, rundete die Geschichte ab.

„Unsere tollen Fans waren die einzige Konstante in dieser Saison“, fasste Fink treffend zusammen. „Schön, dass wir am Ende noch ein- mal gemeinsam feiern konnten.“Trainer Friedhelm Funkel lobte ebenfalls den treuen Anhang, zudem aber auch die Mannschaft. „Wir können auf der Leistung dieser Saison aufbauen“, sagte er. „Dass es mit so vielen jungen Spielern Schwankung­en gibt, ist absolut normal.“Normal ist in Düsseldorf offenbar auch, dass trotz des Erreichens der wichtigste­n Saisonziel­e über den Trainer diskutiert wird. Verstehen muss man das nicht.

 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R ?? Bester Laune: Fortuna-Stürmer Rouwen Hennings mit seinen drei Kindern nach dem Schlusspfi­ff.
FOTO: HORSTMÜLLE­R Bester Laune: Fortuna-Stürmer Rouwen Hennings mit seinen drei Kindern nach dem Schlusspfi­ff.

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