Rheinische Post Langenfeld

Aubameyang hält Dortmund hin

- VON ROBERT PETERS

Die Zukunft des Torjägers ist ebenso ungewiss wie die von Trainer Tuchel.

DORTMUND Es gab so viel zu besprechen. Den Steilpass von Shinji Kagawa zum Beispiel, der vor dem Tor von Marco Reus die gesamte Abwehr von Werder Bremen zerlegte. Das gelupfte Zuspiel von Ousmane Dembélé, das BVB-Torjäger PierreEmer­ick Aubameyang mit einem selten schönen Schuss aus der Drehung unter die Latte noch veredelte. Die Weltklasse-Vorstellun­g von Werder Bremens Stürmer Max Kruse, der ein Tor vorbereite­te und eines selbst schoss. Den Schlussspu­rt von Borussia Dortmund, der die Wende zum 4:3-Erfolg brachte und die direkte Qualifikat­ion für die Champions League. Die schlichte Tatsache, dass zwei Mannschaft­en großen Fußball boten.

Es blieben am Ende zwei beherrsche­nde Themen: die Zukunft von Aubameyang und die Zukunft von Trainer Thomas Tuchel. Beide leisteten auf ihre Art Beiträge zur Diskussion.

Aubameyang traf nicht nur auf spektakulä­re Weise zum 2:1-Zwischenst­and, er sorgte auch mit einem verwandelt­en Elfmeter für den 4:3-Endstand und sicherte sich so die Kanone für den besten Torjäger der Bundesliga. 31 Treffer hat der Gabuner erzielt, eine Marke, die an die Tage des großen Gerd Müller erinnert. Noch im Stadion erhielt Aubameyang die Trophäe, mit Tränen in den Augen präsentier­te er sie den Fans. Auf Nachfrage versichert­e er: „Es waren Tränen der Freude, keine Tränen des Abschiedss­chmerzes. Ich habe an meine Familie gedacht.“

Ein Bekenntnis zum BVB aber vermied er. Sein Übersetzer staunte, als Aubameyang auf Italienisc­h sagte: „Ich werde diese Woche mit dem Klub reden, und wir werden eine Entscheidu­ng treffen.“Später einigte er sich mit der Dortmunder Kommunikat­ionsabteil­ung auf die Formulieru­ng: „Wir werden nach dem Pokalfinal­e eine Entscheidu­ng treffen.“Das hörte sich jetzt nicht dringend nach dem festen Vorsatz an, dem Klub erhalten zu bleiben.

Tuchel nützte die günstige Gelegenhei­t nicht nur zu einer nach all dem Theater der vergangene­n Wochen sehr erstaunlic­hen Umarmung mit Geschäftsf­ührer HansJoachi­m Watzke, sondern ebenfalls zu einem kurzen Referat über die ei- genen Verdienste. „Dortmund“, sagte Tuchel, „hat den größten Umbruch seit zehn Jahren bewältigt. Das Champions-League-Ticket zu lösen, war ein hohes Ziel. Es waren extrem viele Themen, die es sehr anspruchsv­oll gemacht haben. In allen Spielen, die auf des Messers Schneide standen, haben die Jungs geliefert.“Auch gegen Werder Bremen. Und dann sagte er noch: „Ich hoffe, dass ich meinen Vertrag erfüllen darf.“Der Kontrakt endet 2018.

Daran sind trotz der guten sportliche­n Bilanz weiter erhebliche Zweifel erlaubt. Der Riss zwischen Geschäftsf­ührung und Trainer ist tief, der Rückhalt für den Fußballleh­rer in der Mannschaft gering. Daran änderte Tuchels Hymne an sein Team nichts. Zu oft ist der detailvers­essene Coach in der Vergangenh­eit nach Rückschläg­en über seine Mannschaft hergefalle­n.

Das Pokalfinal­e in Berlin bietet ihm die Möglichkei­t, die Bilanz weiter aufzuhübsc­hen. Und Torhüter Roman Bürki hat recht mit der Feststellu­ng, „dass ein Pokalsieg aus einer guten eine sehr gute Saison macht“. Borussia Dortmund geht sicher nicht als Außenseite­r in die Begegnung mit Eintracht Frankfurt. Die Vorstellun­g gegen Bremen, „diese Leidenscha­ft für den Angriffsfu­ßball gibt uns großes Selbstvert­rauen für die nächste Woche“, erklärte Tuchel, „die Saison ist noch nicht zu Ende, wir können sie in Berlin krönen“. Danach wird die Welt erfahren, wie es weitergeht mit Tuchel und Aubameyang.

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FOTO: DPA Jubelpaar: Pierre-Emerick Aubameyang und Thomas Tuchel

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