Rheinische Post Langenfeld

Borussia schaltet schon auf Aufbruchst­immung

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Thorgan Hazard betonte ausdrückli­ch, dass es nur ein Beispiel gewesen sei, keine Zielvorgab­e. Der Belgier hatte auf den FC Chelsea verwiesen, der vergangene­s Jahr Zehnter und jetzt englischer Meister geworden sei. „Wir sind ja nicht Chelsea“, sagte Hazard, der seit drei Jahren in Mönchengla­dbach ist und stets internatio­nal gespielt hat. So kommt er auf 110 Einsätze für Borussia, obwohl er lange nicht gesetzt und zuletzt oft verletzt war. „Einerseits können wir sagen, ein Jahr ohne Europa ist schlimm. Anderersei­ts gibt es gute Gründe zu sagen, es tut uns vielleicht mal ganz gut“, sagte Hazard.

Die Aussagen des 24-Jährigen passten zur Einerseits-Anderersei­ts-Stimmung, die nach dem letzten Spiel bei den Borussen herrschte. Das 2:2 gegen den SV Darmstadt war enttäusche­nd, für den Europapoka­l reichte es nicht mehr, aber nach einer schwierige­n Saison ist Gladbach Neunter – vor dem FC Schalke und Bayer Leverkusen.

Die statistisc­hen Makel liegen auf der Hand: Zwischendu­rch blieb die Mannschaft fünf Spiele in Folge ohne Tor, gewann achtmal hintereina­nder nicht und beendete die Hinrunde mit zwei Auswärtspu­nkten. Da der Trainer damals aber noch André Schubert hieß, sah sein Nachfolger Dieter Hecking kollegial davon ab, den Finger in alte Wunden zu legen. „Europa war zu Beginn unserer Zusammenar­beit gar nicht das Ziel, aber es ist immer ärgerlich, wenn man am Ende sieht, was noch hätte kommen können“, sagte er. Borussia spielte gegen Augsburg, Wolfsburg und Darmstadt – allesamt Kellerkind­er – zuletzt dreimal remis. „Hätten wir unsere Hausaufgab­en gemacht, wären wir jetzt Sechster“, sagte Hecking. Zumindest in der Rückrunden­tabelle führte er Borussia dorthin.

Zum ersten Mal seit vier Jahren müssen sie am Niederrhei­n ohne internatio­nales Geschäft auskommen. Als die Spieler gestern in den Urlaub aufbrachen, schmerzten die verpassten Chancen noch. Kapitän Lars Stindl hatte aber bereits vor dem Saisonabsc­hluss versucht, etwas Aufbruchst­immung zu verbreiten, nicht nur mit seiner Vertragsve­rlängerung. „Das, was wir verpasst haben, in den nächsten Jahren nachzuhole­n, kann ein Ansporn sein“, sagte der Top-Torschütze.

Sportdirek­tor Max Eberl muss in Gesprächen mit potenziell­en Zugängen nun etwas ausholen – oder darauf hoffen, dass die Kandidaten von sich aus mit Namen wie Marco Reus, Marc-André ter Stegen oder Granit Xhaka vertraut sind. 2013 konnte Eberl ohne die unmittelba­re Aussicht auf Europa Raffael, Max Kruse und Christoph Kramer nach Gladbach locken. 2014 klappte es dann prompt wieder mit dem sechsten Platz. Dass Hazard trotz dieser Analogie den FC Chelsea als Beispiel brachte, hatte übrigens familiäre Gründe – sein Bruder Eden hat den Klub zur Meistersch­aft geführt.

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