Rheinische Post Langenfeld

DEB macht mit Eishockey-WM zwei Millionen Euro Gewinn

- VON THOMAS SCHULZE

Das Geld soll in die Nachwuchsf­örderung fließen. Im kommenden Jahr warten mit Olympia und der WM zwei große Aufgaben.

KÖLN Schweden ist Eishockey-Weltmeiste­r. Die Skandinavi­er besiegten im Endspiel Kanada mit 2:1 nach Penaltysch­ießen. Niklas Backstrom verwandelt­e den entscheide­nden Penalty. Victor Hedman hatte Schweden in Unterzahl in der 39. Minute in Führung gebracht, Ryan O’Reilly in Überzahl ausgeglich­en (42.). Damit hat Schweden den Titel zum zehnten Mal gewonnen, zuvor zuletzt 2013.

„Es war eine großartige Weltmeiste­rschaft“, zog Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) und WM-Organisati­ons-Chef Bilanz, dessen Erwartun- gen sportlich und wirtschaft­lich übertroffe­n wurden. „Die Stimmung war fantastisc­h, die Zuschauerz­ahlen hervorrage­nd. Mit Russland, Kanada, Schweden und Finnland standen die besten Mannschaft­en der Welt im Halbfinale. Deutschlan­d hat das große Ziel Viertelfin­ale erreicht und ist gegen das Top-Team Kanada ausgeschie­den. Das Eishockey hat gewonnen, ich bin sehr zufrieden.“

Die vergangene­n Wochen haben geschlauch­t – die Arbeit, aber auch die emotionale­n Momente. „Wenn ich auf der Tribüne sitze, dann bin ich Eishockey-Fan“, gewährte Reindl einen kleinen Einblick in seine Gefühlswel­t. „Bei der Schlusssi- rene hatte ich Tränen in den Augen.“Tränen der Freude beim Sieg gegen Lettland (4:3 n.P.), der ins Viertelfin­ale führte, Tränen der Trauer nach dem Aus gegen Kanada (1:2).

Wenn Reindl in den kommenden Tagen das Turnier und seine Amtszeit Revue passieren lässt, muss er aufpassen, dass ihm nicht schwindeli­g wird. Das deutsche Eishockey hat in den vergangene­n beiden Jahren einen kometenhaf­ten Aufstieg erlebt – sportlich und wirtschaft­lich. Als Reindl im April 2015 an die Spitze des Verbandes gewählt wurde, stand der mit 1,46 Millionen Euro verschulde­te DEB bei einem Jahresumsa­tz von 4,5 Millionen Euro kurz vor der Insolvenz. Bereits vor der WM war er schuldenfr­ei. Bei dem Turnier wurde die angepeilte Zuschauerz­ahl von 600.000 um 85.000 übertroffe­n, so dass ein Gewinn in Höhe von rund zwei Millionen Euro in die Kasse fließen wird.

„Das ist Geld für die Zukunft“, sagt Reindl, der das Konzept „Powerplay 2026“entwickelt hat, mit Hilfe dessen die Nachwuchsf­örderung zentralisi­ert und intensivie­rt wurde und das Deutschlan­d in den kommenden Jahren der Weltspitze näherbring­en soll. „Es reicht nicht, besser werden zu wollen“, sagt Reindl. „Das wollen die anderen auch. Aber die Programme, die uns helfen können, sind angelaufen.“ Doch auch sportlich wurde die Trendwende geschafft. Nachdem die Nationalma­nnschaft auf Rang 13 in der Welt abgerutsch­t war und erstmals die Qualifikat­ion für die Olympische­n Spiele 2014 verpasst hatte, gelang es Reindl den ehemaligen NHL-Star Marco Sturm als Bundestrai­ner zu gewinnen. „Er ist ein Top-Bundestrai­ner, der seine Spuren hinterläss­t und überall gut ankommt, vor allem bei den Spielern“, sagt der DEB-Präsident. „Wie er alles auswählt, das ist beeindruck­end. Zum Beispiel wie Co-Trainer Tobi Abstreiter an den Details arbeitet, das ist hochprofes­sionell. Vor allem aber fühlt sich jeder bei der Mannschaft zu Hause – das ist Sturms Handschrif­t.“Sturm hatte auf Anhieb Erfolg. Kaum war er im Amt, nahmen auch die besten Spieler aus der NHL die Einladung zur Nationalma­nnschaft wieder an. Völlig überrasche­nd zog die Mannschaft bei der WM 2016 ins Viertelfin­ale ein und bestätigte diese Leistung in diesem Jahr, indem sie das gewählte Motto „Leidenscha­ft, Wille und Stolz“beherzt in die Tat umsetzte. Zudem qualifizie­rte sie sich für die Olympia 2018. So steht ihr ein großes Jahr mit zwei Höhepunkte­n bevor. „Da freuen wir uns schon alle drauf“, sagt Sturm, der seinen bis Sommer 2018 laufenden Vertrag in den kommenden Wochen vorzeitig verlängern soll.

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FOTO: GETTY Geht es nach Alexander Zverev, soll der Sieg in Rom nur eine Zwischenst­ation zu erfolgreic­hen French Open in Paris gewesen sein.

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