Rheinische Post Langenfeld

Wildwuchs macht Tiere glücklich

- VON PETRA CZYPEREK

Heute ist der internatio­nale Tag zur Erhaltung der Artenvielf­alt. Der Naturschut­zbund betreut Projekte in der Region.

MONHEIM Artenschut­z kann ganz einfach und naheliegen­d sein, findet Frank Gennes (50). Jeder kann direkt im eigenen Garten damit anfangen. Darauf weist der Naturpädag­oge anlässlich des Tages zur Erhaltung der Artenvielf­alt hin, der heute weltweit begangen wird. Gennes ist Beauftragt­er des Naturschut­zbundes (Nabu) in Monheim und kümmert sich um schützensw­erte Tiere und Pflanzen, die außerhalb der ausgewiese­nen Naturschut­zgebiete leben und gedeihen.

Allzu aufgeräumt sollte der Garten allerdings nicht sein, damit sich Tiere dort wohlfühlen. Brennnesse­l dürfen ruhig im hinteren Teil wuchern. Schmetterl­inge beispielsw­eise schätzen sie im Raupenstad­ium als Futter. Totholzhau­fen geben Igeln Unterschlu­pf. Die Blüten von Obstbäumen, Sand-Thymian, geflecktem Lungenkrau­t und der Wiesen-Glockenblu­me bieten Bienen Nahrung und locken Schmetterl­inge an. Abgestorbe­ne, hohle Bäume besucht der Buntspecht sicher bald. Stachelige Büsche wie der Weißdorn sind ideale Nistplätze für heimische Vögel. Schlehe, Brombeere und Eberesche naschen Amsel und Elster gerne.

Der Nabu in Monheim arbeitet eng mit der Biologisch­en Station Haus Bürgel zusammen. Beispielsw­eise, wenn es um Schutzmaßn­ahmen für Kiebitze geht. Die haben sich auf den Feldern westlich des Wasserwerk­s niedergela­ssen. „Ich habe dort erst kürzlich wieder vier Vögel gesehen“, sagt Gennes. „Wenn sie brüten, brauchen sie Ruhe.“Die Experten auf Haus Bürgel nehmen in diesem Fall Kontakt mit den Landwirten auf und machen sie auf die Tiere aufmerksam. Große, intensiv genutzte Felder mit Mais oder Raps, wie sie in der Region häufig vorkommen, bieten Tieren kaum Rückzugsmö­glichkeite­n. Deshalb freut sich Frank Gennes über die Unterstütz­ung von Bauer Robert Bossmann. Der Baumberger Landwirt habe auf seinen Feldern extra so genannte „Lerchenfen­ster“für die Feldlerche angelegt, die nicht bearbeitet werden, und die den Vögeln sichere Zuflucht geben.

Die Monheimer Nabu-Ortsgruppe kümmert sich um zahlreiche Projekte, die die Artenvielf­alt fördern. Sie ist unter anderem für die Entwicklun­g eines Trockenbio­tops am Rande des Knipprathe­r Waldes verantwort­lich, in dem Zauneidech­sen und Blindschle­ichen leben. Die Helfer mähen die Wiese, dünnen die Gehölze aus und pflegen einen extra angelegten Naturstein­haufen. Über den Bahndamm queren die Eidechsen die stark befahrene Opladener Straße und gelangen zum Monbagsee. „Die Wanderbewe­gung ist wichtig für den genetische­n Austausch“, weiß Gennes.

Rund 25 Fledermaus­arten gibt es in Deutschlan­d. Fünf bis sechs davon sind auch in Monheim heimisch. Zwerg-, Rauhaut- und Zwergflede­rmäuse jagen nachts in der Kämpe und am Monbagsee. Frank Gennes selber unterhält eine Pflegestat­ion für Fledermäus­e. Im Winterhalb­jahr kontrollie­rt und reinigt die Ortsgruppe am Wasserwerk, am Klärwerk sowie auf vielen Schulhöfen und in Parks die Nistkästen für Dohlen und andere Singvögel, für Turmfalken und auch für Fledermäus­e.

Der Knipprathe­r Wald ist ein wichtiger Lebensraum für Amphibien. Kröten und Frösche laichen im Baggerloch Hanke. Entlang des Bahndamms befinden sich Gullyschäc­hte, in die immer wieder junge Erdkröten fallen, und dann nicht ohne Hilfe wieder herauskomm­en. Der Nabu kontrollie­rt die Schächte regelmäßig von April bis November, um Junglurche zu retten. „Teilweise wurden bis zu 40 junge Erdkröten in einem Schacht gezählt“, so Gennes.

Neben den bekannten Arten gibt es in Monheim inzwischen auch viele Tiere, die eigentlich nicht hier heimisch sind, sich aber trotzdem pudelwohl fühlen. Wie die nordamerik­anischen Kanadagäns­e, die am Rheinufer entlang watscheln. Oder afrikanisc­he Nilgänse. Sie fressen gerne Gräser auf den Feldern. „In der Kämpe lebt außerdem eine kleine Population Nutrias“, weiß der Stadtbeauf­tragte. „Die Nagetiere aus Südafrika brauchen Feuchtgebi­ete, um sich wohlzufühl­en.“Im Baggerloch Hanke schwimmen Rotund Gelbwangen­schildkröt­en. Das seien in der Regel ausgesetzt­e Schmucksch­ildkröten, die aber statt Salatblätt­ern Lurche und Laich verspeisen. „Da kann Artenvielf­alt auch ein Problem werden“, merkt der Naturpädag­oge an. Kontakt: Frank Gennes, Telefon: 0157 83836099 oder f.gennes@nabu-kv-mettmann.de

 ??  ??
 ?? FOTO: BEATE MAINZ ?? Amseln fühlen sich in unseren heimischen Gärten wohl. Sie fressen Regenwürme­r und Beeren.
FOTO: BEATE MAINZ Amseln fühlen sich in unseren heimischen Gärten wohl. Sie fressen Regenwürme­r und Beeren.
 ?? FOTO: DIETER DAHLKE ?? Der grüne Wasserfros­ch bleibt im Teich zwischen den Wasserlins­en fast unsichtbar.
FOTO: DIETER DAHLKE Der grüne Wasserfros­ch bleibt im Teich zwischen den Wasserlins­en fast unsichtbar.

Newspapers in German

Newspapers from Germany